Herzgrab: Thriller (German Edition)
Verbindung zu den Del Vecchios. «
» Bordellbesuche oder Partys mit Minderjährigen? «
Scatozza schüttelte den Kopf.
Scheiße!
» Okay, wir sind da. « Gerink hielt vor einer zweistöckigen Vi ll a mit großzügigem Vorgarten. Um in so einem Haus zu leben, musste die Borromeo-Bank, dessen Direktor Matteo gewesen war, viel Geld einnehmen.
Der dumpfe, blecherne Klang der Türglocke erinnerte Gerink an die Kirchenglocken, die er auf dem Balkon von Teresas Zimmer in San Michele gehört hatte.
Nach einer Weile öffnete ihnen ein Dienstmädchen im klassischen schwarzen Kostüm mit weißen Rüschen die Tür.
» Wir sind vom Bundeskriminalamt und würden gern mit Signora Del Vecchio sprechen « , sagte Scatozza auf Italienisch.
Die junge Frau verschwand wieder, ließ die Tür aber eine Handbreit offen. Durch den Spalt sah Gerink in einen konservativ eingerichteten Raum mit schweren Teppichen, wuchtigen Kommoden, Kerzenständern, einem Spiegel im vergoldeten Rahmen und einem Kronleuchter, der aus Hunderten funkelnder Glastropfen bestand. Oder waren es Diamanten? Das schwerfällige Haus erdrückte jede Lebensfreude. Ihn wunderte nicht, dass Nicola die Sommermonate bei ihrer Großmutter in San Michele verbrachte und nicht in diesem Gefängnis.
Fünf Minuten später, in denen sich Scatozza und Gerink mehrere stumme Blicke zugeworfen hatten, öffnete sich die Tür schließlich wieder. Eine etwa vierzigjährige Frau stand ihnen gegenüber, der Nicola wie aus dem Gesicht geschnitten war. Dunkle Augenringe und ein glasiger Blick trübten den Eindruck, den die attraktive Frau normalerweise auf Gerink gemacht hätte.
Sie trug ein teures Cocktailkleid, eine vermutlich echte Perlenkette und sah so aus, als hätte sie sich soeben die Haare gerichtet und hastig Make-up aufgetragen. Noch dazu fiel ihr Parfüm mehr als heftig aus. Gerink glaubte, den Grund dafür zu kennen. Es sollte den Alkoholgeruch überdecken, eine Mischung aus Cognac und Gin. Offensichtlich tranken alle Frauen, die mit einem Del Vecchio verheiratet waren. Möglicherweise war deren großkotziger Lebensstil nicht anders zu ertragen.
Scatozza stellte sich und Gerink auf Italienisch vor und zeigte ihr seinen Dienstausweis.
» Oh, Sie kommen aus Deutschland? « , fragte Beatrice Del Vecchio mit einem aufgesetzten traurigen Lächeln.
» Aus Österreich « , stellte Gerink richtig.
» Aus Vienna ? «
Gerink nickte.
» Meine Schwägerin und meine Nichte … ah, wohnen in Vienna. «
» Nicht mehr « , korrigierte Gerink erneut. » Teresa Del Vecchio verschwand vor einem Monat während der Trauerfeier für Ihren verstorbenen Mann auf dem Familiensitz der Del Vecchios. «
» Eine üble Sache. «
» Woher sprechen Sie so gut Deutsch? « , fragte Scatozza.
Sie lächelte müde. » Ich habe Sprachwissenschaften studiert – Deutsch und Englisch. Hören Sie … « Sie blickte demonstrativ auf ihre zierliche goldene Armbanduhr, die bestimmt ebenso echt war wie die Ringe und Perlenketten. » Ich kann Ihnen nichts über Teresa sagen. Ich habe sie zuletzt vor fünfzehn Jahren gesehen. «
» Wir möchten nicht über Teresa reden, sondern würden uns gern über Ihren Mann unterhalten « , sagte Gerink. » Seien Sie versichert, Sie haben unser tiefstes Mitgefühl. «
Sie stockte einen Moment, dann schüttelte sie den Kopf. » Da gibt es nichts zu reden. «
Gerink dachte an Nicolas Notiz. Antworten finden Sie in der Familiengruft. Beatrice’ Tochter sah das höchstwahrscheinlich anders.
» Es tut mir leid, guten Abend. « Sie wollte bereits die Tür schließen, als Scatozza mit der Hand dazwischen fuhr.
» Was wollte Ihr Mann an jenem Samstagabend in Siena? «
Sie starrte ihn mit großen Augen an. » Ich weiß es nicht. «
» Wo war er die letzten drei Wochen vor seinem Unfall? «
» Ich weiß es nicht! « Die Frau wollte die Tür zuschieben, doch Scatozza hielt dagegen.
Gerink sah sich auf der Straße um. Keine Passanten. Im Prinzip war es Hausfriedensbruch. Ein Anruf von Beatrice beim Maresciallo würde genügen, und sie konnten unverrichteter Dinge zurück nach Österreich fahren. Aber wenn sie jetzt nicht dranblieben, würden sie nie wieder etwas aus Beatrice herausbringen.
» Wir möchten Ihnen helfen, Signora Del Vecchio « , sagte er. » Möglicherweise stehen der Tod Ihres Mannes und das Verschwinden Ihrer Schwägerin in einem Zusammenhang. «
Beatrice ließ die Tür los und starrte Gerink mit eiskaltem Blick an. » Sie haben keine Ahnung. Gehen Sie
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