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Herzgrab: Thriller (German Edition)

Herzgrab: Thriller (German Edition)

Titel: Herzgrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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mit kräftigen Hengsten fotografieren. «
    Elena warf ihr einen kurzen Blick zu.
    » Ja, ich weiß, wie das klingt. Aber ich glaube nicht, dass er impotent war. Ich meine … Hm! « Sie hob die Schultern. » Jedenfalls hat sich meine Mutter nie etwas anmerken lassen. Und er muss sie über alles geliebt haben. Nach ihrem Tod reagierte er mit Nahrungsverweigerung. Das war eine schlimme Zeit. Und dann war er plötzlich weg. «
    » Was denken Sie? Hat Ihre Mutter Ihren Vater geliebt? «
    » Sie hat ihn geachtet und respektiert … Allerdings machte er es ihr verdammt schwer, ihn zu lieben. Er war einfach zu exzentrisch. «
    Elena lenkte den Wagen von der Autobahn hinunter.
    Monica sah aus dem Fenster. » Über viele Künstler sagt man, dass ihre Besessenheit im Alter zunimmt « , murmelte sie. » Mein Vater ist bestimmt kein einfacher Zeitgenosse. Aber er ist erst einundfünfzig, und ich möchte nicht wissen, wie es wird, wenn sich sein Wahn und seine Phobien noch steigern. «
    » Phobien? « , wiederholte Elena.
    » Er hat eine Heuschreckenphobie, daher werden Sie in keinem seiner Bilder ein Insekt finden. «
    Und das in der Toskana! Anfänglich hatte Elena eigentlich mehr über Monicas Mutter erfahren wollen, stattdessen erzählte Sternschnuppe ihr eine Geschichte nach der anderen über ihren Vater.
    Elena schaltete das Fernlicht ein. » Sie könnten eine Biografie über Ihren Vater schreiben. «
    Monica nickte nachdenklich. » Ich wundere mich gerade selbst, wie viel ich über ihn weiß. Aber seit wir heute Morgen in Florenz aus dem Flugzeug gestiegen sind, kommt es mir vor, als wäre ich nie weg gewesen. «
    » Hat mal jemand ein Buch über Ihren Vater verfasst? «
    » Es gab zwei italienische Autoren, die sich an einer Biografie über ihn versucht haben. «
    » Und was kam dabei heraus? «
    » Raten Sie mal. « Monica lächelte traurig. » Einen ließ er nach dem ersten Gespräch aus dem Haus werfen, den anderen, nachdem er den ersten Entwurf gelesen hatte. «
    Typisch Salvatore! Ein jähzorniger Egozentriker bis in die Knochen.
    Elena drosselte das Tempo. » Ich glaube, wir sind da. «
    Vor ihnen lag Siena. Die Sonne war schon lange hinter den Häusern versunken. Es wurde rasch dunkel, und die Straßenbeleuchtung flackerte auf. In wenigen Minuten würden sie Pirolis Haus erreichen.

37
    Es herrschte bereits finstere Nacht, als Vito Tassini in seinem grünen Fiat durch das toskanische Hinterland nach San Mich ele fuhr. Ohne Licht! In drei Nächten war Vollmond, und keine Wolke bedeckte die nahezu kreisrunde Scheibe. Dieser Schein reichte völlig aus. Vito kannte die Strecke in- und auswendig. Er jagte den klapprigen Wagen über den kurvenreichen Asphalt und folgte den beiden roten Rücklichtern des Geländewagens. Liebend gern hätte er das Fenster heruntergekurbelt und eine Zigarette geraucht, aber dadurch hätten sie ihn eventuell entdecken können.
    Gestern Nacht waren die sogenannten Kollegen aus der Alpenrepublik nicht so aktiv gewesen wie heute, sondern gegen halb elf Uhr in ihrem schnuckeligen Zimmer in der Casa delle Rose in der Via Farfalle verschwunden und erst heute Morgen wieder aus den Federn gekrochen. Die beiden waren mit sich selbst und ihren Streitereien so beschäftigt gewesen, dass sie nicht bemerkt hatten, dass er ihnen den ganzen Tag über gefolgt war. Und jetzt – ohne Licht im Hügelland der Toskana – würden sie sowieso nicht mitbekommen, dass er ihnen in etwa dreihundert Metern Entfernung an den Fersen klebte.
    Der Auftrag des Maresciallo war simpel: Finde heraus, was die beiden Kerle den ganzen Tag treiben und was sie wissen. Merkwürdigerweise hatte ihr Weg zu Matteo Del Vecchios Witwe nichts mit Teresa zu tun. Die gute Beatrice, die hin und wieder zu tief ins Cognacglas blickte, hatte sie schon bald vor die Tür gesetzt – und zwar in jenem Moment, als sie Vitos grünen Fiat in der Seitengasse entdeckt hatte und sich ihre Blicke für einen Sekundenbruchteil begegnet waren.
    Eigentlich hatte Vito gehofft, keine Nachtschicht einlegen zu müssen, doch der Auftrag des Maresciallo lautete unmissverständlich, die beiden keine Sekunde aus den Augen zu lassen. Vito fragte sich, was die zwei Homos aus Wien um diese Zeit bei den Del Vecchios wollten. Zenobia würde diese Pappnasen nie und nimmer ins Haus lassen. Und falls doch, dann nur, um sie den Hunden zum Fraß vorzuwerfen. Vielleicht würde er in dieser Nacht ja erfahren, wie viel sie wussten, was ihm gewiss einen kleinen finanziellen

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