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Herzgrab: Thriller (German Edition)

Herzgrab: Thriller (German Edition)

Titel: Herzgrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Meine Tante erzählte mir, dass Zenobia die Erziehung ihrer Kinder übernahm, wenn Großvater Angelo mehrere Tage nicht zu Hause war. Und sie stand meinem despotischen Großvater in nichts nach. Angelo war kein ›Engel‹, aber sie auch nicht. Schließlich starb der alte Tyrann, als mein Vater sechsunddreißig Jahre alt war. «
    » Woran? «
    » Nach einem Ausritt war er allein im Stall. Angeblich hat ein Pferd ausgeschlagen. «
    Angeblich, wiederholte Elena in Gedanken. Sie rief sich Salvatores Affinität zu Pferden ins Gedächtnis. Sie würde sich nicht wundern, wenn Salvatore bei diesem Unfall nachgeholfen hätte.
    » Traurig « , bemerkte sie. » Aber im Lauf der Zeit hat sich Ihr Vater aus den Klammern seiner Eltern befreien können, nicht wahr? «
    » Schon während des Studiums, aber da hatte er es auch nicht leicht. Er war Anarchist und gehörte einer intellektuellen marxistischen Gruppe an. Später gründete er mit Freunden eine sozialistische Vereinigung. Damals wurden ihm homosexuelle Neigungen nachgesagt, aber das halte ich für ausgemachten Schwachsinn. Jedenfalls reichte das Gerücht aus, dass er wegen ungebührlichen Betragens von der Akademie verwiesen wurde. Aber die gute Zenobia bog mit ihren Kontakten alles wieder hin, obwohl sie nichts davon hielt, dass ihr ältester Sohn Künstler war. «
    Die gute Zenobia!
    Plötzlich schmunzelte Monica. » Was die wenigsten wissen: Vater schrieb auch ein Theaterstück. Während seiner surrealistischen Phase Ende der Siebzigerjahre, als er Drogen nahm. Aber wegen der gewagten Bühnenbilder erhielt es Aufführungsverbot. Er hat mir die Skizzen leider nie gezeigt. «
    » Gab es eigentlich je Skandale um Ihren Vater? « , fragte Elena.
    » So richtige? Erst nach der Heirat mit meiner Mutter. Ab diesem Zeitpunkt quälte ihn rasende Eifersucht. Aber nicht nur das. Er war für seine Wutausbrüche bei Vernissagen bekannt. Wenn er jemanden für einen Plagiator hielt, verprügelte er ihn. Daher gab es in Florenz, Mailand, Genua und Neapel bald keine Ausstellungen seiner Werke mehr. « Monica lachte zynisch. » In Si en a wollte man seine Werke ohnehin nicht sehen. Aber da Mutter in Wien studiert hatte, wurde er auf Wien aufmerksam und bezeichnete die Stadt als die größte Entdeckung seines Lebens. «
    » Ach ja? « , fragte Elena. So berauschend war Wien nun auch wieder nicht. » Franco Citti soll dort einige Vernissagen mit Del-Vecchio-Werken veranstaltet haben. «
    » Stimmt, allerdings ist es gleich zu Beginn der Zusammenarbeit vor fünf Jahren auch in Wien zu einem Eklat gekommen. Ich habe mit Vater nie darüber gesprochen, aber die Presse schrieb, dass er eines seiner Gemälde auf dem Kopf eines Kunstkritikers zertrümmert habe. Es kam zu keiner Anzeige. Der Kritiker wurde nicht verletzt, aber die Leinwand des Gemäldes war zerrissen. «
    » Kennt man die Gemälde Ihres Vaters auch in anderen Ländern? «
    » In Polen, Ungarn, Tschechien … Vater erhielt sogar mal eine Einladung ins Mo MA , das New Yorker Museum of Modern Art, um einen Vortrag in italienischer Sprache über surrealistische Freiheit und paranoische Bilder zu halten. Allerdings schlug er die Reise mit der Begründung aus, er finde es ironisch, einen Vortrag über Freiheit ausgerechnet in den USA zu halten. «
    Da war etwas dran, dachte Elena. » Wie hielt Ihr Vater es mit der Religion? «
    » Oh Gott « , stöhnte Monica. » Als Johannes Paul II . Papst wurde, generell die Verwendung von Kondomen verbot, die Abtreibung untersagte und Homosexuelle und Lesben zur Keuschheit aufforderte, hat mein Vater den Petersplatz mit drei Schafen an der Leine betreten und die Tiere bis auf die Treppe zum Petersdom getrieben. Er nannte es die Scheinheilige Dreifaltigkeit . «
    Elena musste schmunzeln. » Klingt nach Aktionismus. «
    » Er wurde exkommuniziert « , seufzte Monica. » Das war ein gefundenes Fressen für viele internationale Kritiker, denen er wegen seiner kirchen- und vor allem europafeindlichen Aussagen schon lange ein Dorn im Auge war. Die reagierten natürlich prompt und zerrissen sich das Maul über ihn. «
    » Zum Beispiel? «
    » Plötzlich fanden sie in seinen Gemälden Hinweise auf seine sexuelle Obsession, Masturbation, Impotenz und wieder einmal die Homosexualität. Viele dieser Rückschläge versuchte er, mit seinem exzessiven Lebenswandel wettzumachen. Diese Zeit erlebte ich als Jugendliche mit. Er liebte Rennautos und Pferde, schuf einen eigenen Equus-Gemäldezyklus und ließ sich gern

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