Herzhauser, R: Reinkarnation: Traum oder Wirklichkeit
Bild?«
F RAU K.: »Ich stehe daneben. Ich fühle nichts. Ich sehe jetzt eine Frau daneben stehen.«
T HERAPEUT: »Wer ist die Frau?«
F RAU K.: »Ja, das bin wohl ich.«
T HERAPEUT: »Wie alt sind Sie?«
F RAU K.: »28 Jahre.«
T HERAPEUT: »Was machen Sie in der Kirche?«
F RAU K.: »Ich stehe dort und schaue mir diesen Mann an. Der Mann sieht aus wie Wachs, ganz friedlich.«
T HERAPEUT: »Wer ist der Mann?«
F RAU K.: »Das war mein Mann.«
T HERAPEUT: »Woran ist er gestorben?«
F RAU K.: »Tuberkulose.«
T HERAPEUT: »Wie ist Ihr Name?«
F RAU K.: »Friedrich.«
T HERAPEUT: »Mit Vornamen.«
F RAU K. : »Friedrich.«
T HERAPEUT: »Sie heißen Friedrich?«
F RAU K.: »Nein, der Mann. Ich heiße Anna. Ich schaue ihn mir an, aber ich bin nicht traurig. Er bedeutet mir nichts. Ich weiß nur nicht, was jetzt aus mir wird.«
T HERAPEUT: »Warum wissen Sie das nicht?«
F RAU K.: »Wir haben auf einem Gutshof gewohnt. Da bin ich jetzt wohl das Eigentum.«
T HERAPEUT: »Das Eigentum? Von wem?«
F RAU K.: »Von dem Herrn dort. – Ich sehe jetzt, wie er mich im Zimmer verfolgt und mir an der Wäsche rumfummelt. Mich begrapscht und mir nachstellt. Das will ich nicht, aber ich kann mich nicht wehren. Ich habe keine Rechte dort.«
T HERAPEUT: »Was geschieht weiter?«
F RAU K.: »Jetzt hat er mich aufs Bett geschmissen. Ich lasse alles über mich ergehen. – Jetzt sehe ich mich am Meer an so einer Klippe stehen. – Ich weiß nicht, ob ich runterspringe. Ich habe so eine komische weiße Haube auf.«
T HERAPEUT: »Was geschieht weiter?«
F RAU K.: »Ich stehe nur und weiß nicht, was ich tun soll. Da sind aber auch Kinder. Zwei Kinder. Die halten mich am Rock fest. Ich darf nicht springen, muss bleiben, auch wenn ichkeine Zukunft habe. Aber ich möchte nur sterben. Alles ist tot in mir.«
T HERAPEUT: »Warum?«
F RAU K.: »Wo soll ich hin? Es ist nichts. Ich kann nur dort bleiben. Meinen Kindern wird es auch nicht besser ergehen. Sie sind alle sein Eigentum. Wenn ich gehe, muss ich die Kinder mitnehmen.«
T HERAPEUT: »Was geschieht weiter?«
F RAU K.: »Ich gehe mit den Kindern wieder zurück zu diesem Hof. Ich muss mit meinen Kindern zusammen in den Tod gehen. Das ist die einzige Lösung. Ich habe die Verantwortung für sie. Es ist alles so hoffnungslos. Dieser Mann steht am Fenster und wartet, bis ich wiederkomme. Ich weiß genau, wenn ich zu alt bin, nimmt er meine Tochter. Das kann ich nicht zulassen. Ich nehme jetzt ein großes Messer in die Hand und bringe ihn um. Er versucht mich zu schlagen, aber ich bin schneller, dann meine Kinder, dann mich.
T HERAPEUT: »Beschreibe das noch mal.«
F RAU K.: »Da liegen sie alle tot im Schlafzimmer. Liegen am Fußboden – niedergemetzelt.«
T HERAPEUT: »Und Sie?«
F RAU K.: »Ich auch … Ich mich zum Schluss. Ich bin auch tot und der Fette auch. Dieser Mann, dieses Schwein. Das war die einzige Lösung.«
T HERAPEUT: »Wie fühlen Sie sich?«
F RAU K.: »Befreit … Ja … Ich sehe mich mit meinen Kindern, wie wir uns an den Händen halten und nach oben steigen … Ja, jetzt sind wir frei. Das war der einzige Weg aus diesem Gefängnis … Jetzt sind wir frei.«
T HERAPEUT: »Was geschieht weiter?«
F RAU K.: »Ich sehe jetzt nur dieses Haus … diesen Ort immer kleiner werden. Das berührt mich nicht mehr. Es ist aus. Es ist vorbei. Jetzt sehe ich ganz weit weg den Friedhof. Es ist ganz weit weg. Aber es berührt mich nicht mehr. Ich fühle mich ganz frei. Ich habe gemordet … Nein, das war … nein, das empfinde ich nicht so. Das war der einzige Weg … Jetzt wird der Ort immer kleiner und kleiner. Es ist vorbei.«
T HERAPEUT: »Was geschieht jetzt weiter?«
F RAU K.: »Ich habe jetzt Frieden. Ich sehe auch nichts mehr. Ich habe das Gefühl, ich kann jetzt tief durchatmen. Ich sehe ständig so ägyptische Bilder.«
T HERAPEUT: »Gehen Sie zu diesen Bildern. In welcher Zeit befinden Sie sich?«
F RAU K.: »3015 vor Christus.«
T HERAPEUT: »Was sehen Sie?«
F RAU K.: »Es ist so ein Feld. Ich weiß nicht, was da wächst. So ein grünes, hohes Zeug. Ich verstecke mich. Laufe da geduckt durch.«
T HERAPEUT: »Wer sind Sie?«
F RAU K.: »Ich bin ein Mann. Jedenfalls sehe ich dort einen Mann durchlaufen. – Nein, das bin ich nicht. Er will wohl zu mir. Ich bin in einem Tempel. Ich stehe mitten in einem Raum und dort brennt ein heiliges Feuer auf einer Säule. Ich warte auf diesen Mann. Ich sollte dort stehen bleiben und das Feuer
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