Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch
perfekte Lippen hat und perfekt küsst. Der wie Honig schmeckt. Der nie, nie, nie seine dumme Freundin aufgeben wird! Ein Klopfen an der Tür schreckt mich auf. Ich habe mich so in meine Wut hineingesteigert, dass ich die Schritte gar nicht gehört habe.
»Anna? Bist du da?«
Mein Herz setzt einen Schlag aus. Die Stimme hat einen britischen Akzent.
»Ist alles in Ordnung? Amanda ist unten und erzählt kompletten Unsinn. Sie behauptet, du hättest sie geschlagen?« Er klopft noch mal, lauter jetzt. »Bitte, Anna. Wir müssen reden.«
Ich reiße die Tür auf. » Reden ? Ach, jetzt möchtest du gern reden?«
Étienne starrt mich schockiert an. Das Weiße in meinen Augen ist immer noch rot, ich habe eine fünf Zentimeter lange Schramme auf der Wange und mein Körper ist bereit zum Angriff.
» Anna? «
»Hast du gedacht, ich bekomme nicht mit, dass du zu Ellie gefahren bist?«
Das haut ihn um. »W-was?«
»Also?« Ich verschränke die Arme. »Bist du?«
Anscheinend hat er wirklich nicht damit gerechnet, dass ich davon weiß. »Schon, aber … aber …«
»Aber was ? Du hältst mich wohl für einen kompletten Idioten, was? Für irgend so einen Fußabtreter, der bis in alle Ewigkeit auf dich wartet und nur dumm zuschaut? Du denkst, dass du jedes Mal, wenn es kompliziert wird, zu ihr zurücklaufen kannst, und ich mich einfach so damit abfinde?«
»So ist es doch nicht!«
»Doch, so ist es schon die ganze Zeit!«
Étienne öffnet den Mund, doch dann klappt er ihn wieder zu. Sein Gesichtsausdruck drückt abwechselnd Schmerz und Wut aus, und das ungefähr hundertmal nacheinander. Dann wird er hart. Und er stürmt davon.
» ICH DACHTE, DU WILLST REDEN !«, rufe ich ihm nach.
Und knalle die Tür zu.
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Kapitel einundvierzig
R echnen wir mal zusammen: Gestern habe ich 1) mit meinem besten Freund rumgeknutscht, obwohl ich mir geschworen hatte, dass ich das nie tun würde, 2) meine Freundin mit eben dieser Knutscherei hintergangen, 3) mich mit einem Mädchen geprügelt, das es sowieso schon auf mich abgesehen hatte, 4) mir zwei Wochen Nachsitzen eingehandelt und 5) meinen besten Freund verbal angegriffen, bis er davongelaufen ist.
Korrektur. Bis er erneut davongelaufen ist.
Wenn es einen Wettbewerb gäbe, in dem es darum ginge, wer sich selbst an einem einzigen Tag den größten Schaden zufügen kann, würde ich mit Sicherheit gewinnen. Meine Mutter spuckte Gift und Galle, als sie von meinem Kampf mit Amanda hörte, und jetzt habe ich den ganzen Sommer Hausarrest. Meinen Freunden kann ich nicht gegenübertreten. Ich schäme mich für das, was ich Meredith angetan habe, und Rashmi und Josh haben sich offensichtlich auf ihre Seite geschlagen. Und St. Clair … er sieht mich nicht mal mehr an.
St. Clair. Wieder einmal ist er nicht mehr Étienne, mein Étienne.
Das schmerzt mich mehr als alles andere.
Der ganze Vormittag ist schrecklich. Ich lasse das Frühstück sausen und schleiche mich im letztmöglichen Moment in den Englischkurs. Meine Freunde nehmen keine Notiz von mir, aber alle anderen tuscheln und starren mich an. Wahrscheinlich stehen sie auf Amandas Seite. Ich hoffe nur, dass sie nichts von der Sache mit St. Clair mitbekommen haben, was unwahrscheinlich ist, so laut wie ich ihn gestern Abend auf dem Gang angebrüllt habe. Die ganze Stunde lang werfe ich verstohlene Blicke auf ihn. Er ist so erschöpft, dass er kaum die Augen offen halten kann, und er sieht aus, als hätte er nicht geduscht.
Und trotzdem sieht er gut aus. Ich hasse das. Und ich hasse mich selbst dafür, dass ich mir so sehnlich wünsche, er würde mich ansehen. Noch schlimmer ist aber, dass Amanda mich dabei ertappt, wie ich ihn anstarre, denn sie grinst hämisch, als wollte sie sagen: Siehst du? Ich hab dir ja gesagt, dass du nicht an ihn rankommst.
Und Mer. Sie muss sich gar nicht auf dem Stuhl von mir wegdrehen wie St. Clair – sie tun es beide –, denn ihre Feindseligkeit kracht wie Wellen immer wieder über mir zusammen, die ganze Stunde lang. Analysis ist nur die Fortführung dieses Elends. Als uns Professeur Babineaux unsere Hausaufgaben zurückgibt, reicht St. Clair den Papierstapel hinter sich weiter, ohne mich anzusehen. »Danke«, murmle ich. Er erstarrt einen Moment lang und geht dann wieder dazu über, mich konsequent zu ignorieren.
Ich versuche nicht noch mal, mit ihm zu reden.
Wie vorherzusehen war, ist Französisch ebenso furchtbar. Dave sitzt so weit von mir entfernt wie möglich, aber er ignoriert mich auf eine
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