Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch
seltsame, hintergründige Weise. Ein paar Schüler der untersten Stufe ziehen mich deswegen auf. Aber ich weiß nicht, was Dave für ein Problem hat, und wenn ich nur an ihn denke, wird mir schon übel. Ich sage den nervenden Mitschülern, sie sollen sich verziehen, und Madame Guillotine wird sauer. Nicht weil ich gesagt habe, sie sollen sich verziehen, sondern weil ich es nicht auf Französisch gesagt habe. Was ist das bloß für eine Schule?
Beim Mittagessen flüchte ich wieder in die Toiletten wie an meinem ersten Tag.
Ich habe sowieso keinen Hunger.
In Physik bin ich froh, dass wir keinen Versuch machen, denn ich könnte es nicht ertragen, wenn sich St. Clair einen neuen Partner suchen würde. Professeur Wakefield leiert einen Vortrag über schwarze Löcher herunter. Mittendrin streckt sich Amanda plötzlich ausgiebig und lässt dabei ein zusammengefaltetes Stück Papier hinter sich fallen. Es landet an meinen Füßen. Ich lese es unter meinem Tisch.
HEY STINKTIERMÄDCHEN, WENN DU DICH NOCH EINMAL MIT MIR ANLEGST, TRÄGST DU MEHR ALS NUR EINEN KRATZER DAVON. DAVE SAGT, DU BIST EINE MEGASCHLAMPE.
Wow. Ich kann nicht behaupten, dass mich schon mal jemand so genannt hat. Aber warum redet Dave mit Amanda über mich? Das ist schon das zweite Mal, dass Amanda so was sagt. Und ich kann nicht glauben, dass man mich eine Schlampe nennt, nur weil ich jemanden geküsst habe! Ich knülle den Zettel zusammen und werfe ihn ihr an den Hinterkopf. Leider oder vielleicht auch zum Glück ziele ich so schlecht, dass ich stattdessen die Rückseite ihres Stuhls treffe. Das Kügelchen prallt ab und verfängt sich in Amandas langem Haar. Sie merkt es nicht. Ich fühle mich ein klitzekleines bisschen besser. Der Zettel steckt immer noch in ihrem Haar.
Immer noch.
Immer n… Ups! Sie bewegt sich und das Kügelchen fällt zu Boden. Ausgerechnet in diesem Moment muss Professeur Wakefield unseren Gang entlangschlendern. O nein. Was, wenn er den Zettel findet und laut vorliest? Ich kann wirklich keinen neuen Spitznamen an dieser Schule gebrauchen. Neben mir hat St. Clair ebenfalls den Zettel bemerkt. Professeur Wakefield hat fast unseren Tisch erreicht, als St. Clair wie zufällig das Bein ausstreckt und auf den Zettel tritt. Erst als der professeur weitergegangen ist, bückt er sich und hebt das Papier auf. Ich höre, wie er es auseinanderfaltet, und laufe rot an. Zum ersten Mal heute sieht er mich an. Aber er sagt immer noch nichts.
In Geschichte ist Josh ruhig, aber zumindest wechselt er nicht den Platz. Isla lächelt mich an und erstaunlicherweise hilft mir diese winzige nette Geste. Ungefähr eine halbe Minute lang. Dann kauern sich Dave, Mike und Emily zusammen, und ich höre, wie sie immer wieder meinen Namen sagen und sich lachend zu mir umdrehen. Diese ganze Situation, wie immer man sie bezeichnen mag, wird immer schlimmer.
La Vie ist eine Freistunde. Rashmi und St. Clair zeichnen für ihren Kunstkurs, während ich so tue, als würde ich die Nase in meine Hausaufgaben stecken. Ich höre ein klingelndes Lachen hinter mir. »Wenn du nicht so eine kleine Schlampe wärst, hättest du vielleicht noch Freunde, Stinktiermädchen.«
Amanda Spitterton-Watts, das größte Klischee der Schule. Das hübsche gemeine Mädchen. Makellose Haut, makelloses Haar. Eisiges Lächeln, eisiges Herz.
»Was ist dein Problem?«, frage ich sie.
»Du.«
»Ausgezeichnet. Vielen Dank.«
Sie wirft ihr Haar zurück. »Willst du gar nicht wissen, was sich die Leute über dich erzählen ?« Ich gebe keine Antwort, da ich weiß, dass sie es mir sowieso sagen wird. Was sie auch tut. »Dave sagt, du hättest nur mit ihm geschlafen , um St. Clair eifersüchtig zu machen.«
» WAS ?«
Amanda lacht wieder und stolziert davon. »Dave hatte ganz recht, deinen armseligen Arsch fallen zu lassen.«
Ich bin schockiert. Als ob ich mit Dave geschlafen hätte! Und er hat allen erzählt, er hätte mit mir Schluss gemacht? Wie kann er es wagen? Denken das jetzt alle von mir? O Gott, denkt St. Clair das von mir? Denkt St. Clair, ich hätte mit Dave geschlafen?
Den Rest der Woche schwanke ich zwischen völliger Verzweiflung und unterschwelliger Wut. Jeden Nachmittag muss ich nachsitzen, und sobald ich einen Flur entlanggehe, höre ich die Leute leise tuschelnd meinen Namen sagen. Ich freue mich aufs Wochenende, aber wie sich herausstellt, wird es nur noch schlimmer. Da ich meine Hausaufgaben schon während des Nachsitzens erledigt habe, bleibt mir nichts zu tun.
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