Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch
Kontrolle, aber das Feuer in ihrem eigenen Körper ist sowohl eine Macht der Stärke als auch der Zerstörung.«
»Anna?« Jemand klopft an meine Tür, sodass ich vor Schreck von meinem Stuhl hochfahre.
Nein. Nicht irgendjemand. St. Clair.
Ich trage ein altes Mayfield-Dairy-T-Shirt inklusive gelbbraunem Kuh-Logo und dazu eine mit riesigen Erdbeeren bedruckte pinkfarbene Flanellschlafanzughose. Ich habe nicht mal einen BH an.
»Anna, ich weiß, dass du da bist. Ich sehe das Licht.«
»Warte einen Moment!«, platze ich heraus. »Ich komme sofort.« Ich schnappe mir meinen schwarzen Kapuzenpullover, ziehe den Reißverschluss über dem Kuhgesicht zu und öffne mit einem Ruck die Tür. »Hi, sorry, dass du warten musstest. Komm rein.«
Ich halte die Tür weit auf, doch er bleibt einen Augenblick lang davor stehen und guckt mich nur an. Ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Dann grinst er schelmisch und huscht an mir vorbei.
»Nette Erdbeeren.«
»Sei bloß still.«
»Nein, ich meine es ernst. Süß.«
Und auch wenn er das Wort nicht im Sinne von »Ich möchte meine Freundin verlassen und mit dir zusammen sein« meint, flackert etwas in mir auf. Die »Macht der Stärke und der Zerstörung«, die Tita de la Garza so gut kannte. St. Clair steht mitten in meinem Zimmer. Er kratzt sich den Kopf, sodass sein T-Shirt auf einer Seite hochrutscht und man ein Stück nackten Bauch sehen kann.
Fump! Mein inneres Feuer entzündet sich.
»Hier ist es echt … äh … sauber«, sagt er.
Zisch. Flammen gelöscht.
»Wirklich?« Ich weiß, dass mein Zimmer aufgeräumt ist, aber ich habe nicht mal einen anständigen Fensterreiniger gekauft. Wer auch immer als Letztes mein Fenster geputzt hat, hatte keine Ahnung, wie man eine Flasche Glasreiniger benutzt. Der Trick besteht darin, immer nur ein bisschen davon aufzusprühen. Die meisten Leute sprühen zu viel auf einmal und dann kommt er in die Ecken, die man nur schwer trocken kriegt, ohne dass Streifen oder Fusseln zurückbleiben …
»Ja. Erschreckenderweise schon.«
St. Clair schlendert durch mein Zimmer, nimmt Gegenstände in die Hand und untersucht sie, so wie ich es in Meredith’ Zimmer getan habe. Dabei sieht er sich auch die Sammlung von Bananen- und Elefantenfigürchen an, die aufgereiht auf der Kommode stehen. Er hält einen Glaselefanten hoch und zieht fragend die dunklen Augenbrauen nach oben.
»Das ist mein Spitzname.«
»Elefant?« Er schüttelt den Kopf. »Sorry, kapier ich nicht.«
»Anna Oliphant. ›Banana Elephant.‹ Meine Freundin sammelt sie für mich, und ich sammle Spielzeugbrücken und Sandwiches für sie. Sie heißt Bridgette Saunderwick«, füge ich hinzu.
St. Clair stellt den Glaselefanten wieder ab und geht zum Schreibtisch. »Dann darf dich jeder Elefant nennen?«
»Banana Elephant. Und nein. Ganz bestimmt nicht.«
»Tut mir leid«, sagt er. »Aber ich meine nicht das.«
»Was? Wieso denn?«
»Du stellst alles, was ich abstelle, noch mal anders hin.« Er nickt in Richtung meiner Hände, die gerade den Elefanten verschieben. »Es war unhöflich von mir, einfach reinzukommen und deine Sachen anzufassen.«
»Oh, schon okay«, erwidere ich schnell und lasse die Figur los. »Du kannst alles von mir anfassen, was du willst.«
Er hält inne. Ein sonderbarer Blick huscht über sein Gesicht, bevor mir klar wird, was ich da gesagt habe. So habe ich es nicht gemeint.
Nicht dass das so übel wäre.
Aber ich mag Toph und St. Clair hat eine Freundin. Und selbst wenn das anders wäre, wäre Mer vor mir dran. Ich würde ihr das niemals antun, nachdem sie an meinem ersten Tag so nett zu mir gewesen ist. Und an meinem zweiten. Und an jedem anderen Tag in dieser Woche.
Außerdem ist er bloß ein gut aussehender Typ. Nichts, weshalb man gleich durchdrehen müsste. Ich meine, auf den Straßen Europas wimmelt es von hübschen Jungs, oder? Jungs mit haufenweise Pflegeprodukten, richtigen Haarschnitten und stylischen Mänteln. Nicht dass ich jemanden gesehen hätte, der auch nur entfernt so attraktiv wie Monsieur Étienne St. Clair gewesen wäre. Aber trotzdem.
Er wendet das Gesicht von mir ab. Bilde ich mir das ein oder sieht er aus, als wäre ihm etwas peinlich? Aber warum sollte ihm etwas peinlich sein? Ich bin doch diejenige, die Unsinn daherredet.
»Ist das dein Freund?« Er zeigt auf den Bildschirmhintergrund meines Laptops, ein Foto von mir und meinen Kollegen beim Herumalbern. Es wurde vor der mitternächtlichen Uraufführung der neuesten
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