Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch
den Club gehen, von dem ich dir erzählt hab. Du weißt schon, den Matthieu empfohlen hat. Aber du warst nicht da, also war ich bei Mer und hab eine Stunde lang mit ihr geredet, und wo warst du? Ich hab dich dreimal auf dem Handy angerufen, aber jedes Mal ging die Mailbox ran.«
St. Clair macht einen verwirrten Eindruck. »Ähm. Ellie, das hier ist Anna. Sie hat das Wohnheim die ganze Woche nicht verlassen, deshalb dachte ich, ich zeig ihr …«
Zu meinem Erstaunen beginnt sie von einem Ohr zum anderen zu strahlen. Merkwürdigerweise wird mir genau in diesem Moment klar, dass sie trotz ihrer rauchigen Stimme und ihres Pariser Schicks irgendwie … gewöhnlich wirkt. Allerdings auch freundlich.
Was dennoch nicht heißt, dass sie mir sympathisch ist.
»Anna! Aus Atlanta, stimmt’s? Was habt ihr euch angesehen?«
Sie weiß, wer ich bin? St. Clair berichtet ihr von unserem Abend, während ich über diese seltsame Entwicklung nachdenke. Hat er ihr von mir erzählt? Oder war das Meredith? Ich hoffe, er war es, aber selbst wenn, hat er offensichtlich nichts gesagt, was sie bedrohlich gefunden hätte. Es scheint ihr überhaupt nichts auszumachen, dass ich die letzten drei Stunden mit ihrem überaus attraktiven Freund verbracht habe. Allein.
Es muss schön sein, so viel Vertrauen haben zu können.
»Okay, Schatz.« Sie fällt ihm ins Wort. »Du kannst mir den Rest später erzählen. Können wir gehen?«
Hat er überhaupt gesagt, dass er mitkommen will? Ich weiß es nicht mehr, aber er nickt. »Ja. Ja, ich hol noch schnell meinen … äh …« Er blickt flüchtig zu mir herüber und dann zum Eingang unseres Wohnheims.
»Was denn? Du bist doch schon genau richtig dafür angezogen. Du siehst super aus. Komm schon.« Sie zieht an seinem Arm und hakt sich bei ihm ein. »Es war nett, dich kennenzulernen, Anna.«
Ich finde meine Stimme wieder. »Ja, ich fand’s auch nett, dich kennenzulernen.« Ich wende mich St. Clair zu, doch er sieht mich nicht richtig an. Na schön. Von mir aus. Ich schenke ihm mein bestes unbefangenes Lächeln, das ausdrücken soll »Es ist mir egal, dass du eine Freundin hast« und werfe ein fröhliches »Tschüs« hinterher.
Keine Reaktion von ihm. Okay, Zeit zu gehen. Ich mache mich aus dem Staub und ziehe den Schlüssel zum Wohnheim aus der Tasche. Als ich jedoch die Tür aufschließe, muss ich mich noch mal umsehen. St. Clair und Ellie schreiten eingehakt in die Dunkelheit und sie plappert immer noch.
Während ich dort stehe, dreht sich St. Clairs Kopf zu mir um. Nur einen Augenblick lang.
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Kapitel zehn
E s ist besser so. Ganz bestimmt.
Während der nächsten Tage wird mir klar, dass ich froh bin, seine Freundin getroffen zu haben. Eigentlich ist es eine Erleichterung. Es gibt nicht viel, was schlimmer ist, als etwas für jemanden zu empfinden, für den man nichts empfinden sollte, und es gefällt mir nicht, in welche Richtung meine Gedanken geführt haben. Und ich will sicherlich keine zweite Amanda Spitterton-Watts sein.
St. Clair ist einfach nur nett. Die ganze Schule mag ihn – die professeurs , die beliebten Schüler, die unbeliebten Schüler – und warum sollten sie auch nicht? Er ist klug und witzig und höflich. Und ja, wahnsinnig attraktiv. Dafür, dass er von allen so gemocht wird, verbringt er seine Zeit allerdings mit relativ wenigen Leuten. Nur mit unserer kleinen Gruppe. Und da sein bester Freund normalerweise von Rashmi in Beschlag genommen wird, ist er dazu übergegangen, seine Zeit mit … na ja … mir zu verbringen.
Seit unserem gemeinsamen Abend hat er bei jeder Mahlzeit neben mir gesessen. Er neckt mich zum Thema Turnschuhe, erkundigt sich nach meinen Lieblingsfilmen und korrigiert meine Französischhausaufgaben. Und er verteidigt mich. Wie letzte Woche in Physik, als mich Amanda auf gehässige Weise la mouffette genannt und sich die Nase zugehalten hat, als ich an ihrem Tisch vorbeiging. St. Clair hat ihr gesagt, sie solle sich verziehen, und für den Rest der Stunde hat er ihr winzige Papierkügelchen ins Haar geworfen.
Ich habe das Wort später nachgeschlagen und es bedeutet »Stinktier«. Wie originell.
Aber dann, immer gerade dann, wenn sich meine Schmetterlinge wieder melden, verschwindet er. Ich schaue nach dem Abendessen aus dem Fenster und sehe zu, wie die Müllmänner in ihrer knallgrünen Arbeitskleidung die Straße reinigen. Dann kommt er aus unserem Wohnheim und geht in Richtung Metro davon.
In Richtung Ellie.
An den meisten Abenden lerne ich
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