Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch
Sie haben endlich ihren ersten Auftritt bekommen. Er findet kurz vor Weihnachten statt und ich, Anna Oliphant, werde dabei sein.
Noch einen Monat. Ich kann es kaum erwarten.
Eigentlich sollte ich sie nächste Woche sehen, aber Dad findet, es lohnt sich nicht, bei so kurzen Ferien so viel Geld für den Flug auszugeben, und Mom kann ihn sich nicht leisten. Also bleibe ich über Thanksgiving allein hier. Obwohl … das stimmt ja gar nicht mehr.
Mir fällt wieder ein, was Mer mir vor ein paar Minuten erzählt hat. St. Clair fliegt zu Thanksgiving auch nicht nach Hause. Und alle anderen, seine Freundin eingeschlossen, reisen zurück in die Staaten. Was bedeutet, dass wir beide vier Tage, ein ganzes verlängertes Wochenende, hier sein werden. Allein.
Diese Aussicht beschäftigt mich den ganzen Weg zurück bis zum Wohnheim.
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Kapitel achtzehn
H appy Thanksgiving to you! Happy Thanksgiving to yoouuu! Happy Thanks-giv-ing, St. Cla-airrr …«
St. Clair reißt seine Tür auf und funkelt mich mit schläfrigen Augen an. Er trägt ein schlichtes weißes T-Shirt und eine weiße Schlafanzughose mit blauen Streifen. »Hör. Auf. Zu. Singen.«
»St. Clair! Dass ich dich hier treffe!« Ich schenke ihm mein breitestes Zahnlückenlächeln. »Wusstest du, dass heute ein Feiertag ist?«
Er schlurft zurück ins Bett, lässt die Tür aber offen. »Hab davon gehört«, grummelt er. Ich trete ein. Sein Zimmer ist … unaufgeräumter als beim letzten Mal. Schmutzige Kleidungsstücke und Handtücher liegen in Haufen auf dem Boden. Halb le ere Wasserflaschen stehen herum. Der Inhalt seiner Schultasche quillt unter dem Bett hervor, zerknitterte Zettel und leere Arbeitsblätter. Ich schnüffle vorsichtig. Es riecht muffig .
»Finde ich super, was du aus deinem Zimmer gemacht hast. Sieht sehr nach College-Chic aus.«
»Wenn du nur hier bist, um mich zu kritisieren, kannst du auf demselben Weg wieder rausgehen, wie du reingekommen bist«, murmelt er durch sein Kissen.
»Nö. Du weiß, was ich von Unordnung halte. Sie ist voller Möglichkeiten.«
Er seufzt, ein lang gezogener, leidender Ton.
Ich räume einen Stapel Lehrbücher vom Schreibtischstuhl, und mehrere Skizzen fallen zwischen den Seiten heraus. Alles Kohlezeichnungen von anatomischen Herzen. Bisher habe ich nur seine Kritzeleien gesehen, nichts Ernsthaftes. Und es stimmt, dass Josh technisch der bessere Künstler ist, aber die hier sind wunderbar. Kraftvoll. Leidenschaftlich.
Ich hebe sie vom Boden auf. »Die sind ja toll. Wann hast du die gemalt?«
Schweigen.
Vorsichtig lege ich die Herzen in sein Politikbuch zurück und achte darauf, sie nicht noch mehr zu verschmieren, als sie es ohnehin schon sind. »Also. Wir feiern heute. Außer dir kenne ich sonst niemanden, der noch in Paris ist.«
Ein Brummen. »Es gibt hier nicht viele Restaurants, in denen man gefüllten Truthahn essen kann.«
»Ich brauche keinen Truthahn, nur so was wie eine Bestätigung, dass heute ein wichtiger Tag ist. Da draußen«, ich zeige zum Fenster hinaus, obwohl St. Clair nicht hinsieht »hat keiner einen Schimmer.«
Er zieht die Decke noch fester. »Ich komme aus London. Ich feiere es auch nicht.«
»Bitte. An meinem ersten Tag hast du gesagt, dass du Amerikaner bist. Weißt du noch? Du kannst nicht die Nationalitäten wechseln, wie es dir gerade passt. Heute stopft sich unser Land mit Kuchen und Aufläufen voll und wir müssen dabei mitmachen.«
»Hmph.«
Das Ganze läuft nicht so wie geplant. Ich muss meine Taktik ändern. Ich setze mich auf die Bettkante und wackle mit seinem Fuß. »Bitte! Bitte bitte!«
Schweigen.
»Komm schon. Ich muss etwas Spaß haben und du solltest mal aus diesem Zimmer rauskommen.«
Schweigen.
Mein Frust nimmt zu. »Weißt du, heute ist für uns beide ein blöder Tag. Du bist nicht der Einzige, der hier festsitzt. Ich würde alles dafür geben, wenn ich jetzt zu Hause wäre.«
Schweigen.
Ich hole langsam und tief Luft. »Na schön. Willst du wissen, was Sache ist? Ich mach mir Sorgen um dich. Wir alle machen uns Sorgen um dich. Mann, so viel wie jetzt haben wir seit Wochen nicht geredet, dabei bewege nur ich den Mund! Es ist scheiße, was passiert ist, und noch größere Scheiße, dass keiner von uns etwas sagen oder tun kann, um es zu ändern. Ich meine, ich kann wirklich gar nichts tun, und das ärgert mich, weil ich es schrecklich finde, dich so zu sehen. Aber weißt du was?« Ich stehe wieder auf. »Deine Mom würde bestimmt nicht wollen, dass du dich
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