Herzklopfen - Down Under (German Edition)
Emma musterte Tara von der Seite.
»Genau der.«
»Verstehe. Du hast echt Geschmack, Nele. O ja. Jake Stevens ist heiß!« Emmas kornblumenblaue Augen funkelten auf, als sie sich setzte.
Nele grinste. »Dann sind wir zwei ja einer Meinung.«
»Hey, hey«, mischte sich Bonnie ein. »Ich find ihn auch nicht übel.«
Emma forschte in Neles Gesicht, sodass es ihr schon beinahe unangenehm war. »Du hast dich verknallt.« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
Ein Stück Peperone landete in Neles Schoß. »Ups, tut mir leid.« Tara legte ihre Gabel nieder und schnappte sich das Tablett. »Ich muss los. Englisch bei Miss White. Macht’s gut.« Sie schien es plötzlich furchtbar eilig zu haben.
»Hat die irgendwas?« Bonnie starrte Neles Gastschwester hinterher.
»Keine Ahnung.« Nele zuckte mit den Achseln. »Sie verhält sich tatsächlich ein wenig merkwürdig.«
Kapitel 4
Gegenwind
»Ich verstehe überhaupt nicht, was du an dem Kerl findest. Was um Himmels willen ist an ihm so besonders? Es gibt so viele gut aussehende Typen an unserer Schule.« Tara saß im Schneidersitz auf Neles Kingsize-Bett und feilte ihre
Fingernägel.
Normalerweise hasste Nele das grässliche Geräusch, das beim Feilen entstand, doch diesmal schenkte sie dem widerlichen Schaben kaum Beachtung. Gedankenverloren stand sie am Fenster ihres Zimmers und starrte in den von unzähligen Sternen durchbrochenen Abendhimmel der südlichen Erdhalbkugel. Sie träumte von Jake. Sie sah ihn so deutlich vor sich, als stünde er direkt vor ihr. In ihrer Fantasie strich er ihr zärtlich mit den Fingern eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Er beugte sich zu ihr, schlang seine kräftigen Arme um ihre Taille. Seine vollen Lippen, warm und weich wie Samt, legten sich sanft auf ihren Mund. Ein wohliger Schauder lief durch ihren Körper, als sie ihre Augen schloss.
»Hey, hast du ein Schweigegelübde abgelegt?«
Tara riss sie aus ihren Träumereien. Nele drehte sich um. Tara war hübsch, stellte sie mal wieder fest. Die milchige Haut, das dunkle Haar und die grünen Augen erinnerten an ihre irischen Vorfahren. Nele hatte das Foto von Taras leiblichem Vater gesehen, das die Gastschwester auf ihrem Nachtschränkchen stehen hatte. Tara hatte ihr interessantes Aussehen eindeutig von Ryan McGregor geerbt. Zu allem Überfluss besaß sie eine Figur, auf die Katy Perry höchstpersönlich neidisch wäre. Wenn Nele nur halbwegs so hinreißend aussähe wie Tara. Sie hätte keine Skrupel, auf Jake zuzugehen und ihn anzusprechen. Sie hätte keine Bedenken, es mit Sandy Atkinson aufzunehmen.
Aber sie war nicht Tara, sondern Nele … Ihre Gedanken schweiften zurück zu Jake. Er war unglaublich süß. Wenn es doch nur einen Weg gäbe, wie sie ihn für sich gewinnen könnte. Vergiss es , flüsterte ihr ein bösartiges Teufelchen ins Ohr. Du hast doch nicht den Hauch einer Chance. Sieh dich an. Und dann Sandy . Nele stieß einen Seufzer aus. »Er hat eine Freundin, nicht wahr? Diese Sandy.«
»Sie ist seine Ex.«
»Wirklich?«
Tara schüttelte missbilligend den Kopf, als wäre Nele besonders schwer von Begriff. »Was also bitteschön hat Jake, was die anderen nicht haben?«
Sandy war seine Exfreundin! Ein Stein von der Größe eines Felsbrockens rumpelte von Neles Brust. Jake war frei. Er war zu haben! »Ich weiß nicht.« Ihr war auf einmal seltsam leicht ums Herz. »Er gefällt mir eben. Er ist charmant und hilfsbereit. Einfach etwas Besonderes.«
»Aha.«
»Magst du ihn nicht?«
Stirnrunzelnd fixierte Tara ihren Daumennagel, setzte erneut die Feile an.
»Sag schon.«
»Er ist okay, schätze ich.«
»Und?«
Tara rollte mit den Augen. »Was meinst du mit `und´?«
»Na, du kennst ihn doch. Kannst du mir irgendetwas über ihn erzählen?« Nele wurde leicht ungeduldig. Tara verhielt sich merkwürdig. Vielleicht bekam sie ihre Tage.
Tara presste die Lippen aufeinander, verdrehte abermals die Augen. »Da gibt es nicht viel zu berichten. Jake hat einmal nebenan gewohnt. Wir haben miteinander gespielt, als wir klein waren. Sandkastenfreunde sozusagen, aber das ist ewig her.«
»Direkt neben euch?« Nele verließ ihren Platz am Fenster und ließ sich neben Tara auf der Bettkante nieder. Mit der flachen Hand strich sie über den bunten Quilt. »Schade, dass er weggezogen ist.« Sie seufzte. »Weißt du, wo er jetzt wohnt?«
Unvermittelt sprang Tara auf. »Sag mal, gibt es bei dir kein anderes Thema? Ich kann’s nicht mehr hören. Ehrlich
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