Herzklopfen - Down Under (German Edition)
richtete sie den Blick starr geradeaus. Sie müsste nur die Hand ausstrecken und könnte Jake berühren. Seinen Oberschenkel vielleicht oder seinen freien Unterarm. Sie spürte seine Nähe fast körperlich.
»Anschnallen nicht vergessen.« Schmunzelnd deutete Jake auf Neles Gurt.
»Ja, natürlich.« Beruhige dich, Nele. Entspann dich! Fast hätte sie laut aufgelacht. Sie war ungefähr so entspannt wie ein Bogen kurz vor dem Abschuss.
»Bist du aufgeregt?« Ein kleines Lächeln flog über Jakes Gesicht.
Aufgeregt? Ihr kam es vor, als wäre sie noch nie zuvor in ihrem Leben so nervös gewesen. Sie hatte vor lauter Vorfreude kaum geschlafen, und jetzt war sie so zappelig, dass ihr regelrecht übel war. »Ein wenig.«
»Wir kriegen das schon hin.« Jake lächelte milde. »Du wirst sehen, surfen ist nicht so schwer.«
»Hm.« Wenn er nur wüsste, dass ihr momentaner Zustand nichts mit dem Surfen zu tun hatte. Sie erwiderte sein Lächeln.
Jake startete den Motor. Unter Protestgeheul sprang er an, stotterte und spuckte. Und erstarb. »Bugger! Das alte Mädchen macht wieder Zicken. Lass uns jetzt nicht im Stich.« Erneut drehte Jake den Zündschlüssel. Es krachte, röhrte und tuckerte. Der Motor lief. »Na wer sagt’s denn.« Jake sah sie triumphierend an. »Manchmal braucht sie nur ein wenig Zuspruch, dann läuft sie wieder.«
»Sie?«
»Sally.«
»Bitte?«
Jake lachte. »Mum hat sie so getauft. Als der Wagen noch Dad gehörte, verbrachte er furchtbar viel Zeit damit, daran herumzuschrauben, ihn zu hegen und zu pflegen. Besonders an den Wochenenden frönte er seiner Leidenschaft. Mum war darüber so erbost, dass sie eines Tages wütend meinte, Dad sei in diese Karre ebenso verliebt wie Lightning McQueen in seine Sally.«
»Aha.«
»Du kennst doch den Film Cars , oder?«
Sie nickte.
»Na ja, der alte Toyota ist zwar kein Porsche, aber den Namen hatte er weg.«
»Tolle Geschichte.« Jetzt lachte auch sie.
»Du siehst übrigens sehr hübsch aus, wenn du die Haare so trägst.«
Sie griff nach ihrem langen Zopf. »Danke.« Sie dankte Emma im Stillen, dass sie sich solche Mühe mit der Frisur gegeben hatte.
Während Jake Sally durch die Straßen der Nachbarschaft manövrierte, überlegte sie fieberhaft, über was sie mit Jake sprechen könnte. In ihrem Kopf herrschte wieder einmal gähnende Leere. Wie üblich in der Gegenwart von attraktiven jungen Männern. Schließlich drehte Jake das Radio an.
»Cool. Taylor Swift.« Nele war erleichtert, dass Jake dem Schweigen ein Ende bereitet hatte. »Das Lied finde ich klasse.«
»Mir gefällt’s auch. Was magst du sonst noch für Musik?«
»Verschiedenes. Gotye und Joan Armatrading zum Beispiel«, zählte sie auf. »Coldplay, Rea Garvey und Silbermond …«
»Silbermond?« Jake sah in den Rückspiegel, setzte den Blinker und fädelte sich in den Verkehr der Torrens Street ein.
»Eine deutsche Band.«
»Kenne ich nicht.«
»Und du?«
»Hm. Warte, lass mich überlegen. Da wären die Decemberists, Queensryche, Cradle of Filth, Alice Cooper.«
Nele schüttelte den Kopf. Außer Alice Cooper waren ihr die Namen kein Begriff.
»Ach ja, Gotye mag ich übrigens auch.« Jake zwinkerte ihr zu.
Verstohlen betrachtete Nele sein Profil. Die gerade Nase, das energische, kantige Kinn unter den vollen Lippen. Und die gebogenen, dichten Wimpern über seinen schönen blauen Augen. Kein Wunder, dass alle weiblichen Wesen nach Jake Stevens verrückt waren.
»Was hältst du davon, wenn wir gleich loslegen?« Jake zog sein weißes T-Shirt über den Kopf und warf es unbekümmert in den Sand.
Nele bewunderte das Spiel seiner Muskeln unter der gebräunten Haut. »Okay.« Sie riss sich von seinem Anblick los und begann, sich ebenfalls auszuziehen. Ihre Hände zitterten, als sie ihre Kleidung ordentlich auf der Strandtasche ablegte. Schließlich stand sie in ihrem Badeanzug da. »Ich bin bereit.«
»Das Ding da würde ich lieber ablegen.« Jake deutete auf ihr silbernes Kettchen mit dem Opalanhänger.
O Gott. Ihr Glücksbringer. »Du hast recht. Danke.« Ein wenig umständlich begann sie, den Verschluss zu öffnen. Zum Glück hatte er sie daran erinnert. Es wäre schrecklich gewesen, wenn sie den Schmuck im Wasser verloren hätte.
»Soll ich dir helfen?«
»Nein, geht schon.« Sie lächelte. Unter seinem aufmerksamen Blick verstaute sie die Kette in ihrem Portemonnaie, schnappte sich ihr Brett und hielt es schützend vor die Brust. »Jetzt aber.«
Jake trat an sie heran. Ihr
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