Herzklopfen - Down Under (German Edition)
erreicht, wo die Fähre sie zurück über den Murray River bringen würde.
Kapitel 17
Verrat
T ara hatte sich furchtbar Mühe gegeben, nett zu Nele zu sein. Sie hatten miteinander geschwatzt wie in alten Zeiten, waren sogar zusammen im Kino gewesen, wie Nele vorgeschlagen hatte, und Tara hatte versucht, sich so unbefangen wie möglich zu geben. Doch unter der ruhigen, gefassten Oberfläche brodelte es gewaltig. Sie verfolgte weiterhin grimmig ihren Plan, einen Keil in die Beziehung zwischen Jake und Nele zu treiben. Wie ein Luchs lag sie auf der Lauer, jederzeit bereit zum Sprung, um zuzuschlagen. Mit Allison saß sie an diesem Nachmittag auf den warmen Holzdielen der Veranda und lackierte sich die Fußnägel.
»Wie kommst du damit klar?« Allison beugte sich interessiert aus ihrem Korbsessel vor.
»Hm?« Hoch konzentriert pinselte Tara frischen violettfarbenen Lack auf den Nagel des linken großen Zehs.
»Nele und Jake.« Allison lehnte sich zurück, griff nach dem Glas Zitronenlimonade. »Man sieht die Zwei ja nur noch turtelnd umherziehen. Ich frage mich, wie du das aushältst, ohne einen Schreikrampf zu bekommen.« Allison kicherte bösartig, als sie nicht reagierte. »Hast du schon bemerkt, dass unsere liebe Sandy langsam aber sicher durchdreht? Sie scheint jedem Kerl hinterherzusteigen, der bei zehn nicht auf den Bäumen ist.« Sie schnaubte. »Es ist wirklich peinlich. Sie war schon immer keine Kostverächterin, aber jetzt scheint sie Jake beweisen zu wollen, dass er nicht der Einzige ist, für den sie sich interessiert. Sie mutiert zu einer bloody läufigen Hündin.«
Tara rutschte mit dem Pinsel aus und malte einen fetten dunklen Strich auf die Haut. »Shit!« Sie hob den Kopf und funkelte ihre Freundin an. »Es geht mir ziemlich auf den Geist, wenn du’s genau wissen willst.«
»Sandys Getue?«
»Jake und Nele. Dieses ständige Küsschen hier – Küsschen da, eklig. Er tut gerade so, als hätte er noch nie zuvor eine Freundin gehabt.«
»Er ist eben frisch verliebt.«
»Quatsch. Für ihn ist es einfach reizvoll, mal mit einer Deutschen rumzuknutschen, aber du wirst sehen, es wird nicht lange halten.«
Allison hob skeptisch eine fein gezupfte Augenbraue. »Was, wenn doch?«
Tara lachte freudlos auf und nahm sich den nächsten Zehennagel vor. »Ich werde ein wenig nachhelfen.«
»Oh. Was hast du vor?«
Tara kniff die Lider zusammen, um besser sehen zu können. Sie wollte nicht auch noch den nächsten Nagel versauen. »Sobald sich die Gelegenheit ergibt, werde ich mir …«
Ein forderndes Miauen erklang. Auf lautlosen Pfoten landete Pepper auf dem Verandageländer. Mit seinen grünen Augen fixierte er zuerst Allison, dann Tara, sprang herunter und strich schmeichelnd um deren Rücken.
»Hau ab, Viech! Fehlt noch, dass du mir meine Pediküre vollends ruinierst«, schnauzte Tara den Kater an. Sie nieste kräftig.
Pepper machte einen erschrockenen Satz zur Seite und sträubte sein Fell, was ihn doppelt so groß erscheinen ließ wie zuvor. Er warf ihr einen verächtlichen Blick zu, bevor er sich mit hängendem Schwanz davontrollte.
Tara sah ihm ohne Bedauern hinterher. »Ich konnte den Fellträger noch nie ausstehen. Ganz im Gegensatz zu Nele. Du solltest einmal sehen, was für einen Aufstand sie um Pepper veranstaltet. Apropos Nele. Was ich sagen wollte …« Tara schnalzte mit der Zunge.
Nahendes Motorengeräusch unterbrach sie erneut. Allison stellte ihr Glas auf dem Rattantischchen ab und setzte sich kerzengerade, um Richtung Straße zu spähen. Ein roter Kombi bog in die Einfahrt, Kies knirschte unter seinen Rädern. Vor dem Schuppen blieb er stehen.
Tara steckte den Pinsel zurück in die Flasche, sie würde sich später um die Schönheit ihrer Füße kümmern. Sie sprang auf, und es gelang ihr, ein unverbindliches Lächeln aufzusetzen.
»Hey«, rief sie den beiden Ankömmlingen entgegen, »wolltet ihr nicht zu irgendeinem geheimen Strand an der Westküste? Petrel Cove oder so ähnlich?«
Nele und Jake tauschten einen Blick, der Tara mitten ins Herz fuhr. Verdammt! Jake sollte sie so ansehen, nicht Nele. Sie sehnte den Tag herbei, an dem das Mauerblümchen ihre Koffer packte und auf Nimmerwiedersehen verschwand. Hilflos sah sie zu, wie Jake seinen Arm um Neles schmale Schultern legte.
»Stimmt«, entgegnete Jake mit einem Grinsen. »Jemand Bestimmtes verspürte jedoch plötzlich fürchterlichen Hunger. Ich nenne keine Namen …« Er räusperte sich. »Jedenfalls
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