Herzklopfen - Down Under (German Edition)
schmales Bächlein. Die heftigen Bewegungen, die der Fisch mit seinem Schwanz vollführte, verursachten jedoch große Wellen, die den Murray immer breiter werden ließen. Eines Tages war er so breit und mächtig wie heute.« David machte eine ausschweifende Geste mit der Hand. »Der Dorsch floh in den See, der an der Flussmündung lag, und Ngurunderi gab es schließlich auf, ihn zu jagen.«
Als David geendet hatte, begegnete Nele erneut seinem glühenden Blick. Sie spürte, er war ein Mann, der sich seinem Land innig verbunden fühlte. Sie beneidete ihn um diese tiefe Leidenschaft.
*
Es fühlte sich verdammt gut an, Nele im Arm zu halten, stellte Jake mal wieder fest. Unter den dicht belaubten Ästen eines vermutlich uralten Eukalyptusbaums hatten sie sich am Nachmittag zu einer Rast niedergelassen. Zwei Männer waren aus dem Dickicht des Waldes zu ihnen getreten, die David als seine Freunde vorstellte. Schnell war ein Lagerfeuer aufgeschichtet. Knisternd loderte es wenig später in den blauen Himmel. Zur Freude der Gruppe begann einer der Fremden, ein scheinbar altersloser Mann mit tiefschwarzem, von Wind und Wetter zerfurchtem Gesicht und üppigem Kraushaar, auf einem mitgebrachten Didgeridoo zu spielen. Wie eine mystische Melodie aus einer anderen Zeit hallte das tiefe, dunkle Vibrieren durch den Busch.
Neles Kopf ruhte an seiner Brust, während sie den Klängen lauschten und dem Tanz der züngelnden Flammen zusahen. Der Duft von Holzkohle, Eukalyptus und dem Harz der Zweige, die im Feuer verglühten, wehte durch die Luft. Jake stellte sich vor, wie sich die Ureinwohner des Landes vor Tausenden von Jahren um solch ein Feuer versammelt hatten, um singend die alten Geschichten der Traumzeit weiterzugeben …
»Jake?«
»Hm?«
Nele räusperte sich, als sie zu ihm aufblickte. »Warum magst du – was magst du eigentlich an mir?« Sie verhaspelte sich.
Er stutzte. »Was ich an dir mag?«, wiederholte er leise. Mit einem raschen Blick vergewisserte er sich, dass der Rest der Gruppe nichts von ihrem Gespräch mitbekam. Dann zerzauste er ihr das Haar. »Du bist eben etwas Besonderes, Nele Behrmann.«
»Weil ich aus Deutschland bin?«
»Was wird das? Ein Frage- und Antwortspiel?«
»Es ist nur, ich wüsste einfach nur gern, ob …« Sie stieß einen leisen Seufzer aus.
»Dass ihr Frauen auch immer alles analysieren müsst.« Sein Herz schlug ein paar Takte schneller. Jake ahnte, auf was sie hinauswollte. »Ich bin gern mit dir zusammen«, sagte er zögerlich, »genügt das nicht?«
Sie senkte den Kopf, aber er hatte das enttäuschte Aufflackern in ihren Augen gesehen. »Ich bin mir nicht sicher, wie du für mich empfindest.« Sie sprach so leise, dass er Mühe hatte, sie zu verstehen.
»Komm her.« Jake schlang beide Arme um sie und drückte sie ein wenig fester an seine Brust. »Du hast mich verzaubert«, raunte er nach einem kurzen Moment des Schweigens in ihr Haar. »Du bist hübsch, interessant, klug, und …« Er brach ab.
»Und?«
»Scheu wie eine Beutelmaus«, beendete er seinen Satz. Er wollte sie zum Lachen bringen. Diese Unterhaltung gefiel ihm nicht. Sie begaben sich auf gefährliches Terrain.
»Eine was?« Nele zog die Nase kraus. »Jake …«
»Lass uns zuhören«, unterbrach er sie. »So schnell bekommst du nicht wieder einen echten Didgeridoospieler zu Gesicht.« Er blickte auf den alten Mann und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Sie roch gut, frisch und verlockend, nach diesem Apfelshampoo, das sie gern benutzte, nach einem zarten Parfum, das ihn an den Duft reifer Orangen erinnerte, und nach etwas anderem, was er nicht definieren konnte, was aber schrecklich anziehend war. Oh, er liebte diesen Geruch. Und er mochte Nele. Aber er fürchtete, dass sie mehr von ihm wollte, als er zu geben bereit war. Er hatte es eben in ihren bernsteinfarbenen Augen ablesen können, die im Schein des Feuers golden geglänzt hatten. Er hatte ihr nie etwas versprochen, ihr nichts vorgemacht. Wahrscheinlich wartete sie darauf, dass er ihr sagte, dass er sie liebte, aber das konnte er nicht. Es lief gut zwischen ihnen. Sie mochten sich. Er war gern mit ihr zusammen. Okay, wenn er ehrlich war, dann war es ein bisschen mehr. Er fand Nele sexy, anziehend, aufregend. Er konnte es kaum erwarten, mit ihr zu schlafen. Wollte endlich mehr von ihr als Händchenhalten, sehnsüchtiges Streicheln und Schmusen, heiße Küsse. Er sehnte sich nach mehr. Er begehrte sie so sehr, dass es schmerzte. Trotzdem
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