Herzklopfen - Down Under (German Edition)
Deutschland gereist bist, um ein wenig über die Kultur und Geschichte unserer Leute zu erfahren.«
Ihre Zunge klebte trocken am Gaumen. Überwältigt von jäher Freude, brachte sie kein Wort über die Lippen.
»Herzlich willkommen im Camp Coorong«, fuhr David fort. »Ich werde euch ein wenig über uns erzählen und anschließend auf eine Wanderung in den Busch mitnehmen, in Ordnung?«
Mehr als in Ordnung. Für sie ging ein Traum in Erfüllung. Jake musste sie ziemlich gern haben, wenn er dies hier für sie organisiert hatte. Sie griff nach seiner Hand und drückte sie verstohlen. »Ich freue mich darauf«, sagte sie zu David Koolmatrie, während sie ihre Finger mit Jakes verschränkte.
Drei weitere Touristen gesellten sich zu ihnen: Ein älteres, freundliches Paar, das sich als Marge und Peter Dunkin vorstellte sowie Adam, ein junger dänischer Globetrotter, der die gesamte südliche Erdhalbkugel bereiste. Zunächst führte David die kleine Truppe durch das Kulturzentrum, das ebenfalls als Museum diente. Er erzählte ihnen von der fünftausend Jahre alten spirituellen Verbindung der Ngarrindjeri mit dem Coorong. Nele fand seine Ausführungen interessant, doch sie fieberte danach, ihm in den Busch zu folgen. Auf einem ausgetretenen, sandigen Pfad, vorbei an Gestrüpp und geduckten Malleesträuchern, lotste David seine Schützlinge schließlich hinein in einen Eukalyptuswald. Der Wind, der seufzend durch die knorrigen Äste der krummen Bäume fuhr, trug den Duft von Wildblumen, Kräutern und dem Salz der nahen Lagunen heran. Kleine Tiere huschten raschelnd durch das Unterholz, begleitet von Flügelflattern und vereinzelten Vogelrufen. Ihr kam es vor, als befände sie sich an einem magischen, verwunschenen Ort. Seltsamerweise fühlte sie sich ganz im Einklang mit dieser ihr unbekannten Welt. Während sie wanderten, erklärte David seiner Gruppe die Schöpfungsgeschichte der Ureinwohner, wobei er betonte, dass jeder Mensch, jedes Tier und jedes spirituelle Wesen in der endlosen Traumzeit miteinander verbunden seien.
Nele war derart fasziniert von den alten Geschichten und der urwüchsigen Umgebung, dass sie beinahe über eine Eidechse gestolpert wäre. Im Schatten eines großen Steins hatte sich das Tier versteckt. Als es aufgeschreckt davonflitzte, reflektierten die silbern schimmernden Schuppen seines Leibes das Sonnenlicht. Ein einsam stehender Baum, der seine mit üppigen Blüten geschmückten Äste dem tiefblauen Himmel entgegenstreckte, erregte die Aufmerksamkeit der Wanderer.
Sie zupfte Jake am Shirt. »Der Baum dort vorn. Hast du so etwas schon einmal gesehen?«
»Nicht halb so beeindruckend wie du«, neckte Jake sie grinsend.
»Blödmann«, sagte Nele gut gelaunt.
Beim Näherkommen entdeckten sie, dass der Baum abgestorben war; die vermeintlichen Blüten entpuppten sich als weiße Kakadus. Das Knirschen der vielen Schritte auf dem trockenen Untergrund schreckte die Vögel auf. Durch die Ankunft der Zweibeiner gestört, erhoben sie sich mit kreischendem »Tschet-tschet« als geflügelte Wolke in die Weite des Himmels. Jake und Nele blickten ihnen nach, bis David sie zum Weitergehen aufforderte.
Adam aus Dänemark stieß einen leisen Schrei aus. »Leute, ein Buntwaran!«
»Unglaublich, wie hervorragend er durch seine dunkelgraue Farbe getarnt ist«, murmelte Marge beeindruckt, wobei sie ihrem Mann aufgeregt in den Oberarm kniff.
Mit ruhiger Stimme bat David, das Tier, das sich auf einem der silbergrauen Baumstämme sonnte, nicht zu erschrecken. Zum Glück schien die Anwesenheit der Menschen den Waran nicht zu kümmern, sodass sie die Gelegenheit hatten, ihn eine Weile beobachten und fotografieren zu können.
Als die Gruppe sich dem Murray River näherte, blitzten Davids schwarze Augen leidenschaftlich auf.
»Dieser großartige Fluss ist unser Leben. Er definiert uns. Ohne ihn können wir nicht existieren. Wenn der Fluss eines Tages sterben sollte, sterben wir mit ihm.« Er klopfte sich mit der Faust auf die schmale Brust. »Wir sind der Fluss, sind spirituell mit ihm verbunden. Sein Wasser fließt durch uns. Er ist unsere Lebensader.« Eindringlich fixierte er seine Zuhörer. »Wisst ihr, wie der Murray entstanden ist?« David wandte sich an Nele.
Sie hatte das Gefühl, er würde bis in den tiefsten Grund ihrer Seele blicken.
»In der Traumzeit paddelte unser Vorfahre, der berühmte Ngurunderi, auf der Jagd nach dem riesigen Dorsch den Murray hinunter. Damals war der Fluss nur ein
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