Herzklopfen - Down Under (German Edition)
sagte er sich immer wieder, dass das mit ihr nichts Festes war, keine ernsthafte Sache.
Er wollte frei sein, jederzeit tun und lassen, was er wollte. Im Augenblick machte es ihm Freude, Zeit mit Nele zu verbringen, ihr kleine Wünsche zu erfüllen und ihre schönen Augen aufleuchten zu sehen. Es kümmerte ihn nicht, was morgen, nächste Woche oder nächsten Monat sein würde. Warum sollte er sich den Kopf über die Zukunft zerbrechen?
In einigen Monaten würde Nele wieder verschwunden sein, dann hatte sich die Angelegenheit mit ihr sowieso erledigt. Bis dahin wollte er die Zeit mit ihr genießen. Es war nicht sein Problem, falls sie sich mehr von dieser Freundschaft versprach, oder?
Die Muskeln in seinem Kiefer arbeiteten, während er die zart aufkeimenden Schuldgefühle beiseiteschob. Es war wichtig, dass ihre Beziehung leicht und unkompliziert blieb … Vielleicht sollte er sich ein wenig zurückziehen. Sie nicht mehr so oft sehen. Aber das würde ihm nicht gefallen. Auch er genoss ihre Nähe. Manchmal überraschte es ihn wie sehr. Hin und wieder ertappte er sich dabei, wie er in seinem Zimmer Löcher an die Decke starrte, weil er unaufhörlich an sie denken musste und sie einfach nicht mehr aus dem Kopf bekam. Wie er in der Schule sehnsüchtig nach ihr Ausschau hielt und stets einen leisen Stich der Enttäuschung verspürte, wenn sie ihm nicht über den Weg lief. Es verwirrte ihn, dass er so intensiv für sie empfand. Er kämpfte dagegen an.
Als er sich durchgerungen hatte, sich auf diese Romanze einzulassen, hatte er sich fest vorgenommen, nichts Ernstes daraus werden zu lassen. Er hatte seine Meinung nicht geändert und er würde es auch in Zukunft nicht tun.
»Ich geh mir mal die Beine vertreten«, raunte er Nele ins Ohr und schob sie sanft von sich, damit er aufstehen konnte.
Erstaunt blickte sie zu ihm auf. In diesem Moment fuhr ein Windstoß durch das Lager und entfachte das langsam erlöschende Feuer von Neuem. Knisternd stob ein heller Funkenregen in den Himmel empor.
*
Schwarz-weiß geflecktes Vieh graste links und rechts des Princess Highways auf den sich endlos aneinanderreihenden Koppeln. Getreidefelder zogen vorbei, noch nicht abgeerntete goldene Gerste bog sich im Wind. Späte Sonnenstrahlen funkelten auf dem lavendelblauen Wasser des Lake Albert.
»Jake, was ist das für ein Lied?« Nele machte eine Kinnbewegung Richtung CD-Player.
»Gefällt es dir?«
»Es ist zum Träumen schön.«
» Fields of Gold . In der Version von Eva Cassidy.« Jake beugte sich vor, um die Musik lauter zu drehen, und summte leise mit. »Will you stay with me, will you be my love …«
Nele presste die Lippen aufeinander. Jake hatte nie gesagt, dass er sie liebte, obwohl sie manchmal das Gefühl hatte, er wäre kurz davor. Vorhin am Lagerfeuer hatte sie einen Augenblick gehofft, er würde es endlich tun … Sie seufzte innerlich. Immer, wenn sie ihn nach seinen Gefühlen für sie fragte, machte er dicht oder wich ihr aus. Nach dem heutigen Tag im Camp Coorong fühlte sie sich ihm jedoch mehr verbunden als je zuvor.
Sie betrachtete sein Profil. Wieder einmal wurde ihr schmerzlich bewusst, dass dies hier nicht für ewig sein würde. Australien war nicht ihre Heimat, sondern ein Land jenseits des Ozeans auf der anderen Seite der Erde. Wehmut schnürte ihre Kehle zu. Sie schluckte hart, um den Kloß loszuwerden. »Jake?«
»Bei der Arbeit«, scherzte er.
»Ich fühle mich so geborgen mit … hier«, verbesserte sie rasch. »Am liebsten würde ich für immer …« Sie brach ab. Sie wüsste so gern, was in seinem Kopf vorging. Wann würde er sich ihr gegenüber endlich öffnen?
»Du wirst dich an mich erinnern, wenn der Westwind durch die Gerstenfelder streicht«, sang Eva mit ihrer sanften Stimme.
Nele blinzelte, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Die Worte des Songs trafen sie mitten ins Herz.
»Ist alles in Ordnung?« Jake warf ihr einen prüfenden Seitenblick zu.
»Natürlich.« Verschwommen starrte sie auf das Armaturenbrett, verärgert darüber, dass ihre Stimme zitterte. Reiß dich zusammen, Nele! Es wäre dumm, diesen unglaublich schönen Tag durch trübe Gedanken zu verderben. Verstohlen wischte sie mit dem Zeigefinger eine Träne aus dem Augenwinkel. »Es ist nichts. Ich bin nur ein wenig emotional gerade.« Sie rang sich ein kleines Lächeln ab. »Es war ein besonderer Tag.«
Jake nickte und schaltete einen Gang herunter, um die Fahrt zu verlangsamen. Sie hatten Wellington
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