Herzklopfen - Down Under (German Edition)
am Reißverschluss ihrer Tasche, während sich die Tür der Damentoilette quietschend hinter ihr schloss. Sie blieb stehen, schnappte sich das aufdringlich läutende Telefon und drückte das Gespräch weg. Sie war nicht in der Stimmung, mit jemandem zu sprechen.
»Können wir los?« Chris, der noch immer an der Mauer lehnte, beobachtete sie.
»Klar.« Sie räusperte sich, strich sich noch einmal glättend über ihr Haar.
»Großartig.« Er löste sich von der Wand und sah sie prüfend an. Er bot ihr wieder seinen Arm an, doch sie lehnte ab. »Na, dann komm.«
Nele hatte Mühe, mit Chris’ langen, ausholenden Schritten mitzuhalten. Die Absätze seiner Stiefel klangen hart auf dem Asphalt des Gehwegs nach.
An der Ecke neben dem Hotel wartete ein blassgrüner, ziemlich schmuddliger und heruntergekommener Ford Falcon Pick-up auf sie.
»Viertausend Kubikmeter großer Sechszylinder-Reihenmotor und hundertachtundfünfzig PS«, erklärte ihr Chris nicht ohne Stolz. Flink befreite er den Beifahrersitz von zerfledderten Zeitschriften, leeren Getränkedosen und Flaschen, die er der Einfachheit halber in den Fußraum bugsierte.
Nele nickte anerkennend, während sie seinem unbekümmerten Treiben zusah. Sie hatte keine Ahnung von Autos.
»Bitte sehr.« Mit einer schwungvollen, fast übertrieben höflichen Geste lud er sie ein, Platz zu nehmen.
Sie zauderte einen winzigen Augenblick. Sein Gefährt wirkte nicht sehr einladend.
»Ich hoffe, meine Karre genügt deinen Ansprüchen?« Seine Stimme hatte einen seltsamen Klang angenommen. Er musterte sie kühl, er hatte ihr Zögern registriert.
Nele bekam ein schlechtes Gewissen, aber im Wagen stank es widerlich. Nach abgestandenem Zigarettenrauch, faulig, feucht und säuerlich, nach – ja, sie konnte es nicht besser beschreiben – Erbrochenem. »Natürlich.« Sie lächelte, sicherlich etwas gequält, und schlüpfte hinein, bemüht, mit so wenig wie möglich in Berührung zu kommen. Die Haut ihrer nackten Oberschenkel saugte sich sofort auf dem speckigen Leder fest.
Chris schlug die Beifahrertür zu. Als er sich hinter das Steuer klemmte, lag ein harter Zug um seinen Mund. Er schien verärgert. Nele überlegte, wie sie ihn wieder gnädig stimmen könnte. Sie mochte die unterschwellige Spannung, die auf einmal zwischen ihnen herrschte, nicht.
»Ich … äh … hoffe, es macht dir nicht so viele Umstände«, stotterte sie, »dass du mich nach Hause fährst, meine ich.«
Sein forschender Blick streifte sie flüchtig, aber sie hatte das eigentümliche Funkeln in seinen Augen bemerkt. Leichtes Unbehagen beschlich sie. Ob es ein Fehler gewesen war, zu Chris Hunt ins Auto zu steigen? Sie beobachtete ihn aus dem Augenwinkel, während er den Zündschlüssel drehte und den Motor startete. Was wusste sie schon von ihm? Eigentlich so gut wie nichts, außer dass es in seiner Vergangenheit ein paar dunkle Flecken gab …
Jakes warnende Worte kamen ihr in den Sinn. Vielleicht hätte sie besser auf ihn gehört? Sie spürte ein sehnsüchtiges Ziehen in der Brust, als sie an den Tag bei den Ureinwohnern im Camp Coorong zurückdachte. Wie wohl und geborgen hatte sie sich gefühlt, als Jake sie am knisternden Lagerfeuer in seinen Armen gehalten hatte. Die wehmütige Melodie von Fields of Gold geisterte durch ihren Kopf. Damals war ihre Welt noch in Ordnung gewesen. Zu jenem Zeitpunkt hatte sie geglaubt, sie müsste nur ein wenig Geduld haben, bis sie von Jake hören würde, dass er sie liebte. Jetzt hatte sie ihn verloren …
Das gedämpfte Klingeln ihres Handys holte sie in die Gegenwart zurück. Irgendjemand ließ nicht locker. Könnte es vielleicht … Sie wagte kaum zu hoffen, aber könnte es Jake sein? Hatte er eingesehen, dass er einen Riesenfehler gemacht hatte?
Sie wusste, der Gedanke war absurd, aber dennoch … Diesmal würde sie den Anruf entgegennehmen. Sie hob die Tasche an.
Blitzschnell schlossen sich Chris’ Finger um ihre Hand. »Lass es sein.« Sein Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass er soeben keine Bitte geäußert hatte.
Befremdet entzog sie ihm ihre Hand. Chris legte den Rückwärtsgang ein und wendete. Es klingelte noch ein paar Mal, schließlich erstarb das Läuten.
Nele presste die Lippen aufeinander.
In ihrer Magengrube bildete sich ein harter Klumpen. Sie legte eine Hand auf den Türöffner. »Du, ich möchte doch lieber zu Fuß …«
Chris brachte sie mit einem eisigen Blick zum Schweigen. Er schaltete in den ersten Gang und
Weitere Kostenlose Bücher