Herzklopfen in Virgin River (German Edition)

was gefiel dir eigentlich nicht daran?“, wollte Mel wissen.
    Jack schüttelte den Kopf. „Bin mir nicht sicher. Ich hatte dieses Bauchgefühl, dass du versuchst, eine Leere in unserem Leben zu füllen, die eigentlich nicht existierte. Kompensation. Dass du unser gemeinsames Leben irgendwie verzerrt wahrnimmst, wo es doch nahezu so perfekt ist, mehr kann man sich nicht wünschen. Du weißt, dass Menschen, wenn sie etwas kompensieren wollen, manchmal auch etwas dafür aufgeben, das größer ist als das, was sie am Ende bekommen.“
    „Ich habe Phil Prentiss gefragt, was sie tun würden, wenn sie nie ein Baby bekommen würden, und er hat geantwortet, dass sie dann mit einem Überfluss an Liebe in ihren Herzen sterben würden …“
    „Lass uns das lieber nicht machen …“, meinte Jack, „… wir sollten lieber jedes Krümelchen Liebe aufbrauchen. Für die Kinder, unsere Familien, deine Patienten, die Stadt. Menschen, die wir noch nicht kennen, und diejenigen, die schon immer unsere guten Freunde waren. Füreinander. Lass uns das letzte Krümelchen Liebe bis zu unserem letzten Atemzug verschwenden.“
    Mel lächelte ihn an, obwohl ihr eine große Träne die Wange hinunterkullerte. „Ich muss dem jungen Paar Phils und Darlas Adoptionsunterlagen geben …“
    „Ja, natürlich musst du das …“, erwiderte er und wischte ihr die Träne vom Gesicht. „Und es wird dir vor Freude das Herz aufgehen.“

16. KAPITEL
    E in paar Tage nach Aidens Verhaftung und seiner anschließenden Freilassung erreichte ihn sein Scheidungsanwalt in Erins Hütte. „Ich habe Neuigkeiten. Sie sind nicht geschieden. Allerdings waren Sie auch nie richtig verheiratet.“
    Aidens Blick verfinsterte sich. „Entschuldigung?“
    „Ihre Frau war die Ehefrau von vielen“, erklärte Ron. „Sie ist eine Betrügerin – das kommt jetzt aber nicht überraschend, hm?“, fragte er. „Aber Sie waren ihr zweiter Mann, während sie immer noch mit dem ersten verheiratet war. Ihr erster Ehemann war und ist vermutlich immer noch ihr Partner und Komplize – sein Name stand hinten auf ihrem Scheck. Sie hat so viele Decknamen benutzt, dass wir nicht sicher sind, ob wir schon alle gelüftet haben. Das Paar ist aus Bosnien – Albijana Kovacevic und Mustafa Zubac. Sie wird sie weder anzeigen noch Ihren Ruf schädigen oder dergleichen. Das kann sie sich nicht leisten. Das Paar wird in fünf Staaten gesucht.“
    Aiden verschlug es den Atem.
    „Aiden?“, fragte Ron. „Dr. Riordan?“ „Ähm, ja hier. Sind Sie sich sicher?“
    „Ich habe Ihnen ein paar Fotos gemailt, und ja, wir sind uns ganz sicher. Die beiden haben überall dieselbe Masche abgezogen. Die ziemlich junge Annalee oder Cerilla oder wie auch immer sie sich nannte, heiratete. Normalerweise einen einigermaßen wohlhabenden älteren Mann. Nicht so reich, dass es aufgefallen wäre, jedoch mit genügend Geld auf der Bank, um ein lukratives Opfer abzugeben – das Paar hat nicht lange gefackelt. Sie war Masseurin, Kellnerin, Tänzerin, Erzieherin …“
    „Erzieherin?“, fragte Aiden und klappte seinen Laptop auf, um online zu gehen.
    „Ich weiß. Schrecklicher Gedanke, stimmt’s? Sie setzt die Männer ihren extremen Stimmungsschwankungen aus undstimmt nach wenigen Monaten, sofern man ihr eine Abfindung verspricht, der Scheidung zu. Es erspart einem eine Menge Ärger und hohe Kosten, wenn man ihr fünfzig- oder hunderttausend zahlt, damit sie verschwindet und die Scheidung durch ist. Unglücklicherweise für Albijana hatten einige ihrer Opfer es sich doch noch mal überlegt, nachdem sie sie ausbezahlt hatten. Sie haben der Polizei den Betrug gemeldet.“
    „Aber vor der Hochzeit“, sagte Aiden, „überzeugt die Frau einen mit ihren beachtlichen sexuellen Fähigkeiten. Dieser Kerl, ihr Komplize – ich habe ihn weder kennengelernt noch von ihm gewusst – ist ihr Zuhälter.“
    „Sehr wahrscheinlich“, erwiderte Ron. „Sie war mehrmals verheiratet und ist in verschiedenen Staaten geschieden worden. Bei Ihnen war es ein Glücksfall – Ihr Anwalt hatte seine Prüfung nach dem vierten Anlauf wieder nicht geschafft und einen Riesenstapel von Fällen auf seinem Schreibtisch zurückgelassen, die weder eingetragen noch dokumentiert worden waren. Dadurch wurde zwar Ihre Eheschließung, nicht aber Ihre Scheidung eingetragen. Das war ein großes Chaos für die Kollegen. Allerdings führte es dazu, dass meine Mitarbeiter herausfanden, dass die Ehe mit Ihnen nicht die einzige und, genau wie alle