Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
definitiv bis zur letzen Seite!“
„Vielleicht mache ich das …“
„Ist dir schon langweilig?“, fragte Marcie. „Ich habe mich gelangweilt, wenn Ian gearbeitet hat – außer bei meinen gefährlichen Ausflügen aufs Klo da draußen oder wenn ich Badewasser gekocht habe. Bis ich mir Bücher aus der Bibliothek besorgt habe.“
„Nein, gar nicht“, log Erin. „Es gibt so vieles, für das ich nie Zeit hatte und das ich jetzt endlich tun kann. Ich werde zum Beispiel mal an die Küste fahren. Und ich kann es kaum erwarten, mal die Antiquitätenläden der Gegend zu durchstöbern. Ich will ein bisschen schreiben – nichts, woran du Spaß hättest, nur über rechtliche Themen, aber vielleicht wird ein Buch daraus. Ich denke schon seit Jahren darüber nach.“ Sie erschauderte und zog die Decke fester um sich. „Ich muss es dir mal sagen, Ian, ich habe keine Ahnung, ob ich schon einmal einen schöneren Ort auf der Welt gesehen habe als diesen.“ Ein wenig später erklärte sie: „Ich gehe rein. Kann ich euch noch etwas bringen?“
„Nein, für mich nicht.“
„Mir fehlt auch nichts“, erwiderte Ian.
Als Erin in der Hütte verschwunden war, kuschelte sich Marcie enger an Ian und flüsterte: „Es ist ihr jetzt schon langweilig hier.“
„Vielleicht gibt sich das in einer Woche. Vielleicht muss sie sich erst mal einleben.“
Drinnen in der Blockhütte lauschte Erin, in einer Ecke ihres Ledersofas zusammengerollt und in die Decke gehüllt, Marcies und Ians Gemurmel auf der Terrasse. Vor zweieinhalb Jahren war Marcie auf der Suche nach Ian auf diesem Berg gelandet. Eigentlich hatte es ein Abschluss sein sollen, der sich aber dann für beide als Neuanfang herausgestellt hatte, und Marcie brachte Ian mit nach Hause.
Vor anderthalb Jahren, genau an Weihnachten, hatten die beiden geheiratet. Dennoch waren sie mit Erin und Drew indem Haus geblieben, wo Erin ihre Geschwister Marcie und Drew großgezogen hatte. Ian hatte noch einmal das College besucht, um Musikpädagogik zu studieren. Sie waren eine glückliche große Familie gewesen – Drew hatte sein Medizinstudium beendet, Erin hatte, wie immer unter Zeitdruck, in ihrem Anwaltsbüro gearbeitet, Marcie als Sekretärin und Ian ganztags das College besucht und halbtags gejobbt. Es hatte sich gut und natürlich angefühlt, wie sie sich gegenseitig unterstützten. Weil alle wegen ihrer Arbeit oder dem Studium häufig außer Haus waren, war es oft ruhig gewesen, wenn Erin schließlich nach Feierabend heimkam. Dennoch war das Haus nie ganz leer gewesen. Vier Erwachsene teilten sich Wohnung, Hausarbeit und Kochen, und wenn sie alle gleichzeitig da waren, ging es sehr lebhaft zu.
Dann, im letzten Sommer, hatte sich plötzlich alles geändert. Drew war ausgezogen, da er seine Assistenzstelle in der Orthopädie antrat. Ian und Marcie kauften sich ein kleines Eigenheim, weil sie eine Familie gründen wollten, und Erin war plötzlich zum ersten Mal in ihrem Leben alleine. In meinem Leben, hatte sie gedacht. Ich bin total auf mich selbst gestellt. Die schwere Verantwortung liegt endlich hinter mir. Ich habe das Ziel, für das wir uns alle angestrengt haben, erreicht. Oje. Das Alleinsein fällt mir schwer, allerdings sollte ich es verdammt noch mal lieber lernen, denn ab jetzt ist das der Normalzustand. Danach hatte sie Ian gefragt, ob sie seine alte Blockhütte in den Bergen auf Vordermann bringen lassen durfte, damit sie sie ab und zu benutzen konnte.
Er hatte gegrinst: „Ein bisschen zu rustikal für dich, Schwägerin?“
„Was das Rustikale betrifft, ja. Aber ich würde sie nicht anrühren, falls die Bruchbude, so wie sie ist, einen sentimentalen Wert für euch hätte. Ich könnte mir für die Ferien oder langen Wochenenden auch etwas anderes suchen.“
„Erin, mach mit der Bruchbude, was du willst“, hatte er geantwortet.„Ich bin damit durch, alles auf die harte Tour machen zu müssen.“
In dieser Nacht, während Erin auf dem Sofa lag und dem Flüstern der beiden lauschte und sich vorstellte, wie Ians große Hände Marcies dicken Bauch streichelten, dachte sie: So etwas werde ich selbst nie erleben. Was ich haben werde, ist das, wie es gerade ist – mich selbst. Oh, es wird eine Familie geben. Marcie und Drew werden mich nicht vergessen. Wir werden reden und uns besuchen. Doch ich werde nie haben, was sie haben. Ich sollte mich damit abfinden und mit meinem Leben, so wie es ist, zufrieden sein, denn daran wird sich nicht mehr groß was ändern …
Ich
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