Herzkurven
Banditen folgte der Herde Jarvis Wainwright in seinem Silver Shadow und drängte sie unaufhaltsam vorwärts, direkt auf die teuren, schicken SUV s, Audis, Volvos der Fotografen zu – darunter ein besonders nettes BMW -Cabrio –, die alle auf dem Grünstreifen neben der Straße geparkt waren.
Jarvis trat sanft auf das Gaspedal, und die Kühe fielen in Trab. Den Fotografen ging plötzlich auf, dass ihre vielgeliebten Autos sich auf Kollisionskurs mit einer Herde hungriger Kühe befanden, die auf die Weide voller saftigen Grases neben Deryls und Lloyds Haus zusteuerten. Sie rannten zu ihren Wagen, fummelten an den Türen herum und ließen in ihrer Hast, der Rinderapokalypse zu entkommen, sogar ihre Kameras fallen. Die Ankunft eines Polizeiautos am anderen Ende der Straße komplizierte alles noch, weil nun die Straße versperrt war.
Danny musterte die unheilige Schadenfreude in den Gesichtern ihrer Nachbarn und das Lächeln, das Ross’ Mundwinkel nach oben zog, als er seinen Apfel aufaß. Sie warf ihre Arme in die Luft und jubelte. Das war besser, als im Lotto zu gewinnen!
Die Kühe erreichten Dannys Haus und bogen in Richtung von Deryls und Lloyds Tor ab. Im Vorbeitraben rammten sie ungeschickt die Autos. Der BMW bekam einen heftigen Tritt von einem nervösen Kalb ab, während der Besitzer des Wagens hinter dem Lenkrad in Deckung ging. Erst als das Tor hinter der letzten Kuh geschlossen worden war, fühlten die Fotografen sich sicher genug, um auszusteigen und den Schaden an ihren Wagen zu begutachten.
»Sie sind ein Arsch, O’Rourke!« Ein rothaariger Mann mit einem üblen Sonnenbrand zeigte auf die tiefe Delle im Kotflügel des BMW . »Schauen Sie sich meinen Wagen an!«
Ross warf den Apfelbutzen weg und wischte sich die Finger an seinem scheußlichen Hemd ab. »Mann, was für eine Schande! Sie werden einfach anfangen müssen zu laufen.«
»Ich werde Sie verklagen! Sie werden schon noch sehen, Sie selbstgefälliges Arschloch!« Rothaar trat in frische Kuhscheiße, rutschte aus und fiel auf den Hintern. »Scheiße!«
»Das ist das Ehrlichste, was ich je aus Ihrem Mund gehört habe, Hickford.«
Deryl stürzte sich wie ein Racheengel in Polyester auf den glücklosen Hickford. »Sie hab’n nichts als Ärger gemacht, wie Sie vor unser’n Häusern rumgehang’n sind! Felicity und Chantal war’n so nervös, dass sie nich’ mehr gefress’n hab’n!«
Als Ross ihr einen fragenden Blick zuwarf, formte Danny mit den Lippen das Wort »Schweine«. Er schüttelte den Kopf: Nur Deryl würde zwei Schweine Felicity und Chantal nennen.
»Hey, Hickford!«, rief Danny ausgelassen. »Wir pumpen nächste Woche die Jauchegrube aus. Wenn Sie Ihr Auto rechtzeitig repariert bekommen, sollten Sie vorbeikommen und uns dabei fotografieren. Man weiß ja nicht, vielleicht löst sich aus Versehen der Schlauch!«
Ross beobachtete, wie Danny in ihren hängenden Shorts und dem grauenhaften T-Shirt durch den Vorgarten tanzte, während das kurze orangefarbene Haar von ihrem Kopf abstand und sie aussehen ließ wie einen Punkrocker-Nymphensittich. Und er verstand zum ersten Mal, wieso Lloyd Deryl in ihrem schrecklichen Kleid mit den Kniestrümpfen schön fand.
*
»Du warst brillant!« Danny tat so, als würde sie ihre Daumen in nicht vorhandene Hosenträger einhängen, und vollführte einen Kosakentanz um den Küchentisch herum. »Du warst brillant!
Du warst brillant!
«
Ross lehnte sich in den Türrahmen der Hintertür und betrachtete sie. Sie war aus ihrem emotionalen Bunker geklettert, aber hatte er genug getan, um sie davon abzuhalten, wieder darin zu verschwinden?
Danny hörte auf zu tanzen. »Warum schaust du mich so an?«
»Wie?«
»Als hätte ich plötzlich einen Bart oder müsste mir dringend die Nase putzen.«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Du wirst mir niemals glauben.«
Sie stemmte ihre Hände in die Hüften. »Probier’s aus!«
»Nein.«
Die Gelegenheit, in seinen Kopf zu schauen, war vorbei.
Danny öffnete die Spülmaschine und sah hinein. »Ist die hier sauber oder dreckig?«
»Sauber«, antwortete Ross. »Ich habe heute ein Interview in einem Hotel in Auckland ausgemacht«, fuhr er fort. »Wenn du die Sache wirklich beilegen willst, solltest du mitkommen.«
Sie füllte zwei Gläser mit Wasser, gab Ross eines und nahm aus ihrem eigenen einen Schluck. »Mitkommen? Warum?«
»Um allen zu erzählen, wer Danny ist.«
Danny verschluckte sich fast an ihrem Wasser. »Meinst du das ernst?«
»Bist du ein
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