Herzkurven
Welle. Die Pässe! Sie stürzte sich auf die Tasche.
Ross war schneller. Er zog den Reißverschluss auf, holte die Pässe heraus und las die Namen darin.
Danny versuchte, sie ihm zu entreißen, aber er wich ihr ohne Probleme aus. »Ich kann das erklären!«, rief sie.
Er legte die Dokumente vorsichtig in die Tasche zurück und musterte sie kalt. »Hattest du vor, sie mir zu geben?«
»Natürlich nicht!«
»Du Miststück!«, sagte Ross leise.
»Lass es mich erklären!«
»Draußen.« Er griff sich ihren Ellbogen und führte sie durch die Menge und aus dem Lagerhaus. Keiner von beiden bemerkte den Fotografen.
Draußen nieselte es. Die Laternen hatten neblige Heiligenscheine, und vom Hafen her wehte ein kalter Wind. Danny war völlig aus dem Gleichgewicht. Sie hatte Ross schon irritiert, sauer und wütend gesehen, aber noch niemals in solch eiskalter Rage. Er öffnete den Explorer und zog die Beifahrertür auf. »Steig ein!«, befahl er kalt.
Danny schüttelte den Kopf und drückte ihre nackten Zehen gegen den nassen Asphalt des Parkplatzes. Ihre Schuhe waren verlorengegangen, als Ross sie von der Bar gehoben hatte. »Nein!«
Ross biss die Zähne zusammen und knurrte: »Steig ins Auto, Danny!«
Der Wind wehte böig, und sie zitterte. »Nur, wenn ich erklären darf.«
Er knallte die Tür zu. Sie zuckte zusammen, wich aber nicht von der Stelle. »Wenn du lieber im Regen stehst und mir erklärst, warum du deinen Pass und die Pässe der Kinder zusammen mit Reisebroschüren in deiner Tasche hast, dann los!«
»Es ist nicht so, wie es aussieht! Ich hatte nicht vor, die Kinder außer Landes zu schaffen.« Danny schob sich den nassen Pony aus den Augen. »Ich habe kein Geld!«
»Folglich würdest du die Kinder also außer Landes schaffen, wenn du Geld hättest?«
»Nein!« Sie zeigte auf die Tasche. »Das ist nicht meine Tasche. Deryl hat mir aus Versehen Vans gegeben. Ich habe Van die Pässe zur Aufbewahrung gegeben, zur Sicherheit …« Danny hielt inne. Das klang nicht besser. Der Regen wurde dichter und durchnässte ihr dünnes Kleid.
»Deswegen wolltest du also nicht ans Handy gehen. Es ist Vanessas.« Ross lächelte dünn. »Du wolltest sie vor mir in Sicherheit bringen, richtig?«
Sie wedelte hilflos mit den Armen. »Ja und nein.« Sie fing an, mit den Zähnen zu klappern. »Ich h-habe mir S-Sorgen gemacht, dass du die K-K-Kinder entführen könntest.«
»Aha.« Er steckte die Hände in die Hosentaschen und ballte sie zu Fäusten, um Danny nicht zu schütteln. »Sollte der Fick dabei helfen, mein Elend zu verringern, wenn
du meine
Nichte und
meinen
Neffen entführst?«
»Nein! Ich wollte …«
»Mich ficken?«
Sie stolperte rückwärts, als hätte er sie geschlagen. Der Wind wechselte die Richtung, und der Regen wirbelte um sie herum. Der silberne Plisseestoff ihres Kleides verlor seine Festigkeit und wurde durchsichtig. Ross beobachtete, wie das Material sich an ihre Hüften, Schenkel und ihren Bauch schmiegte, und wollte stöhnen, als Lust wie ein Buschfeuer in seinen Unterleib schoss. Er wollte sie anbrüllen, seine Wut und Enttäuschung herausschreien. Er war ein Narr gewesen.
Nicht mehr.
Danny verschränkte die Arme und umfasste ihre nackten Schultern mit den Händen. »I-Ich hatte nicht v-vor, Matt und Mia wegzubringen! Ich w-würde mir auf k-keinen F-Fall Geld leihen. Ich bin schon bis über beide Ohren verschuldet!«
Er lächelte grimmig. »Ich weiß.«
»Woher? Wieso weißt du das?«
Statt ihre Frage zu beantworten, holte Ross die Pässe aus der Tasche. »Hier ist deiner. Ich werde ihn nicht brauchen.« Er warf das kleine blaue Büchlein in Dannys Richtung.
Es landete in einer Pfütze vor ihren Füßen. Sie ging in die Hocke und fischte danach.
Ross öffnete die Beifahrertür wieder. »Jetzt
schlage ich vor
, dass du einsteigst.«
Danny drückte den Pass gegen ihre Brust und starrte zu ihm auf. Regen tropfte in ihre Augen, und Gänsehaut ließ ihre nackte Haut aussehen wie Blisterfolie. »G-Gib mir die Tasche! Ich komme allein nach Hause.«
Ross durchsuchte den Inhalt der Tasche.
»L-Lass das in Ruhe!«
»Hier sind fünf Dollar, zwei Tampons, ein Handy und …«, er zog die Mausefalle heraus und starrte sie an, »eine Mausefalle in dieser Tasche. Wie bitte willst du nach Hause kommen? Per Anhalter über die Harbour Bridge?«
Danny stand auf. »G-Geht dich nichts an; g-gib mir die T-Tasche!«
»Steig in das Auto, und du kriegst die Tasche!«
Sie ging los in Richtung
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