Herzkurven
sie gemalt hatte, hing direkt gegenüber der Eingangstür in seinem Haus.
»Meine Kinder nennen dich nicht Onkel Grinch«, versicherte sie ihm ernsthaft. »Meine Kinder nennen dich Onkel Thaddäus.«
»Thaddäus? Wer zur Hölle ist Thaddäus?«
Ross konnte vor seinem inneren Auge sehen, wie Annie nervös an einer ihrer langen roten Locken herumspielte.
»Thaddäus Tentakel. Er ist ein Oktopus.«
»Ein Oktopus?« Ross war stinksauer. »Deine Kinder finden, dass ich aussehe wie ein Oktopus?«
»Nein, sie finden, dass du dich benimmst wie er.«
»Warum? Wie ist er?«
»Schlecht gelaunt, negativ, und er macht nie mit, wenn Spongebob und Patrick Spaß haben.«
Ross wollte gar nicht wissen, wer Spongebob und Patrick waren.
»Ross? Bist du noch dran?«
»Ja, ich sitze hier und habe die Füße hochgelegt – alle acht.«
*
Ross war sich nicht zu fein, Bestechung einzusetzen, um sein Ziel zu erreichen. All seine Nichten und Neffen liebten Fernsehen, besonders Satellitenfernsehen. An der Schüssel auf dem Dach konnte er sehen, dass Danny irgendwann einmal daran angeschlossen gewesen war, also zahlte Ross am Montagmorgen als Erstes eine Menge Geld, um sofort neu angeschlossen zu werden. Als Danny von der Arbeit nach Hause kam, hatten Matt und Mia sich in den zerfledderten Sesseln im Wohnzimmer zusammengerollt, während Ross auf dem Boden lag und die Fernbedienung schwang. Sie schauten
Spongebob Schwammkopf
.
»Hi, Tante Danny!«, rief Mia, die Augen auf den Fernseher gerichtet. »Onkel Ross hat uns Sky besorgt. Ist das nicht cool?«
Matt war so in
Spongebob
vertieft, dass er nicht einmal hallo gesagt hatte, als Danny hereinkam, und aus irgendeinem Grund verzog Ross jedes Mal angewidert das Gesicht, wenn Thaddäus auftauchte.
Danny starrte Ross böse an. »Oh, hat er das?«
Das Lächeln, das er ihr schenkte, kam direkt aus einer Zahnpastawerbung und war auch ungefähr so glaubwürdig. »Ich wusste, dass du zustimmen würdest. Die Geschichts- und Naturkanäle sind so lehrreich.«
Sie wollte ihm einen Pfahl durch sein schwarzes Herz rammen. Die Art, wie Ross manchmal die Kinder ansah, erinnerte sie an jemanden, der versuchte, den schnellsten Weg zu finden, um einen Rubic-Würfel zurückzudrehen. Er schien nicht zu verstehen, wie verletzlich Matt und Mia waren. Danny überlegte, ob sie ein Treffen im Hühnerstall verlangen sollte, aber bei der Vorstellung, nur mit ein paar schlechtgelaunten Hühnern als Aufpasser allein mit Ross zu sein, wurde ihr leicht schwummrig. Verspätet bemerkte sie, dass das Wohnzimmer erstaunlich ordentlich wirkte.
»Hat hier jemand Staub gewischt und gesaugt?«
Mia und Matt liefen rot an und gaben seltsame Geräusche von sich. Sky war zusammen mit einer Ermahnung ihres Onkels ausgeliefert worden, dass es Hausarbeiten gab und Leistungsüberprüfungen am Horizont lauerten.
Matt schien der Einzige zu sein, der sich von dem zweifelhaften Charme seines Onkels nicht einwickeln ließ. Er verbrachte die meiste Zeit lesend oder musikhörend in seinem Zimmer. Danny hatte aufgegeben, ihn zu einem Kricketspiel oder Rugby zu überreden, weil Matt im besten Fall nur widerwillig mitspielte. Er war unglaublich clever, erledigte seine Hausaufgaben in unfassbarem Tempo und war regelmäßig der Klassenbeste. Danny war überrascht festzustellen, dass Ross ihre Sorgen teilte.
»Macht Matt irgendwelchen Sport?«, fragte er.
»Nur wenn er muss – er ist nicht das bestkoordinierte Kind.«
»Er kennt nur die Grenzen seines Körpers noch nicht«, entgegnete Ross.
Am Tag seines Einzugs hatte Ross die Kinder in den Garten mitgenommen, um ein bisschen Fußball zu spielen. Er vollführte übertriebene Sprünge in die Luft oder der Länge nach ins Gras und verfehlte absichtlich sein Ziel. Mia kicherte und sprang auf ihn und Matt hinterher. Wann immer Pat sich einmal die Mühe gemacht hatte, mit Matt Fußball zu spielen, hatte er sich über dessen unbeholfene Versuche lustig gemacht und die gesamte Zeit damit verbracht, sein eigenes Können zur Schau zu stellen. Ross war geduldig. Er ignorierte Matts Fehler und lobte ihn beiläufig, wenn er etwas richtig machte.
Danny hatte sie durch das Küchenfenster beobachtet und stumm gefleht:
Verletze sie nicht, Ross! Bitte verletze sie nicht!
*
Nachdem
Spongebob
zu Ende war, schaltete Ross um und schaute ein Spiel des AC Mailand an.
»Das ist Dads Mannschaft«, erklärte Matt. »Er hat den neuen Fernseher gekauft, um ihre Spiele gucken zu können.«
Ross achtete
Weitere Kostenlose Bücher