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Herzkurven

Herzkurven

Titel: Herzkurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Holman
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seine Schwestern weinten, wenn sie schwanger waren, besonders Aoife, die dann auch noch mehr fluchte. Ross wusste, dass das erste und das dritte Trimester die Zeiten für emotionale Zusammenbrüche waren.
    Tom, Carmels Ehemann, bezeichnete das mittlere Trimester als Auge des Hurrikans. »Nutz es so gut aus, wie du kannst, solange es anhält«, hatte er geraten.
    »Ja, und im mittleren Trimester ist der Sex immer fantastisch«, hatte ihm Aoife einmal anvertraut.
    »Verdammt, Aoife – muss das sein?«, hatte Ross sich beschwert.
    Carmel, die zusammengerollt auf der anderen Seite des Pazifiks auf ihrem Sofa lag, wischte sich die Nase mit einem Taschentuch ab. Niemand außer Tom und ihrem Arzt fragte sie je wirklich, wie es ihr ging, wenn sie schwanger war. Aber es war egal, ob es das erste, zweite oder zehnte war; jede Schwangerschaft mit der anschließenden Geburt war für sie immer wieder ein Wunder.
    »Heuschnupfen.« Carmel putzte sich die Nase und fragte sich, warum Ross sich so untypisch benahm. »Es ist wirklich lieb von dir zu fragen.«
    »Das bin ich«, stimmte er zu, »ein richtiger Süßholzraspler.«
    Als er ihr das Problem erläutert hatte, brach Carmel fast vor Lachen zusammen. »Du meinst, dir ist gerade erst aufgefallen, dass du ein grauenhafter Brummbär bist? Was glaubst du, warum deine Kinder dich Onkel Grinch nennen?«
    »Tun sie nicht!«
    »Doch, Ross«, beharrte Carmel,
»tun sie!«
    »Ich vergesse nie die Geburtstage oder Weihnachtsgeschenke.«
    »Wir wissen, dass du diese alte Hexe von persönlicher Assistentin dazu bringst, die Geschenke zu kaufen.«
    »Ich sage Muriel, was sie kaufen soll.«
    »Packst du die Geschenke ein?«
    »Warum sollte ich, wenn die Geschäfte das sofort machen und viel besser können?«
    »Das ist der Punkt, Ross«, antwortete Carmel. »Wir kriegen gern schlecht eingepackte, dämliche Geschenke, weil es uns zeigt, dass jemand sich Mühe damit gemacht hat. Weißt du, was Tonio Annie in diesem Jahr zum Geburtstag geschenkt hat? Einen Stöpsel für die Badewanne im Elternbad; Tonio wusste, dass er verlorengegangen ist und auch, wie gern seine Mommy badet. Er ist erst acht Jahre alt.«
    »Also soll ich dir zum Geburtstag einen Stöpsel schenken?«
    »Ha, ha!«
    »Okay, Oprah, ich hab’s kapiert.«
    »Das bezweifle ich sehr«, widersprach Carmel. »Du warst nicht immer so. Ich erinnere mich, wie du noch Zeit mit den Kindern verbringen wolltest und dir dämliche Spiele ausgedacht hast, um sie zu beschäftigen. Aber in den letzten ein oder zwei Jahren hast du damit aufgehört. Du bist langweilig geworden.«
    Ross war tief getroffen. Er war langweilig geworden?
    Carmel fing wieder an zu lachen. »Ich komme immer noch nicht über die Vorstellung hinweg, wie du Mr.Mom spielst.«
    »Bist du fertig?«, fragte er sarkastisch. »Oder willst du mich auch noch teeren und federn?«
    »Empfindlich, empfindlich!« Plötzlich keuchte sie.
    »Was stimmt nicht?«
    »Nur eine kleine Wehe.«
    »Ist Tom da? Hast du Tom angerufen?« Ross war alarmiert. Carmels Geburten verliefen immer schneller; ihr letztes Kind war im Auto auf dem Weg zum Krankenhaus gekommen.
    »Warum sollte ich das tun? Es ist nichts. Glaub mir, dieses Kind geht in nächster Zeit nirgendwohin. Er ist jetzt schon ein Stubenhocker. Ich hoffe immer noch, dass meine Fruchtblase auf diesem Sofa platzt und Tom mir dann das neue kaufen muss, das ich haben will.«
    »Musst du mich wirklich an allen scheußlichen Details teilhaben lassen? Ich bin dein Bruder!«
    Carmel konterte mit ihrer altbekannten Antwort: »Du hast einen Penis, und das heißt, dass du irgendeine arme andere Frau schwängern kannst.«
    Sie war schamlos, genau wie Danny. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, als er dachte, dass sie zu seiner Familie passen würde; tatsächlich vermutete Ross, dass sie Danny lieber mögen würden als ihn. »Lass meinen Penis da raus!«
    »In welcher Verbindung du zu mir stehst, ist in meiner momentanen Situation absolut irrelevant«, meckerte Carmel. »Du willst Matt und Mia besser kennenlernen? Dann machst du Folgendes …«
    Ross wusste, was für eine Aufwieglerin Carmel sein konnte, und rechnete auch mit ein, dass sie schwanger und hormonüberschwemmt war, also rief er noch seine Schwester Annie an, um herauszufinden, ob seine Nichten und Neffen ihn wirklich für einen schlechtgelaunten alten Furz hielten. Annie war eine talentierte Künstlerin, süß und frisch wie ein Croissant. Ein zwei Meter breites abstraktes Bild, das

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