Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
verschränkte die Arme vor dem Bauch.
»Das macht einen soliden Eindruck. Die kochen selbst, das sieht man. Und die Stammgäste kommen immer wieder. Und die Preise sind in Ordnung. Aber wir hätten uns nicht umziehen müssen. Das war wirklich übertrieben. Hör mal, wir müssen noch Inge und Charlotte anrufen. Die müssen doch über die Planänderung informiert werden.«
»Meinst du?« Heinz sah seinen Schwager zweifelnd an. »Nachher machen die sich Sorgen. Ach Gott, da fällt mir gerade etwas ein.« Er suchte sein Handy in der Jackentasche und schaltete es ein. Sofort meldete sich die Mailbox, Heinz rief sie ab:
»Papa? Hallo? Geh mal ran, was war das denn für ein Anruf? Was ist denn mit dem Kennzeichen? Habt ihr jemanden angefahren? Ruf zurück.«
Walter beugte sich nach vorn, als er Heinz’ Gesicht sah. »Was ist?«
»Ich habe doch Christine angerufen, als wir die Polizisten noch für Autoschmuggler gehalten haben. Ich dachte, wenn die uns übern Haufen schießen, könnte meine Tochter den Mord wenigstens aufklären.« Zerknirscht drehte er seinHandy auf dem Tisch. »Ich habe vergessen, sie noch einmal anzurufen.«
»Dann mach es jetzt. Hoffentlich hat das Kind nicht schon Charlotte und Inge verrückt gemacht. Ich hatte mein Handy aus. Mich konnte auch niemand erreichen.«
Heinz drückte langsam die Tasten, dann hob er das Telefon ans Ohr. Christine meldete sich nach dem dritten Freizeichen, ihre Stimme klang besorgt.
»Hallo, Papa. Sag mal, was war das denn vorhin? Habt ihr was angestellt?«
»Gar nichts. Der Anruf vorhin, das war eher ein Missverständnis. Wir haben da Polizisten beobachtet, also Zivile, die haben sich sehr auffällig verhalten, da wollten wir auf Nummer sicher gehen. Und ich habe gedacht, du kennst dich damit aus.«
»Mit Polizisten in Zivil? Und was war nun los? Wo seid ihr eigentlich? Das ist ja ein Höllenlärm im Hintergrund.«
»Wir, ähm, ja, wir sind beim Abendessen. Kasseler mit Sauerkraut. Du, hör mal, wenn du mit deiner Mutter telefonierst, kannst du ihr sagen, dass alles in Ordnung ist? Mein Handyguthaben ist nämlich fast weg. Ich lade das morgen gleich auf, Walter ist aber zu erreichen. Also dann, gute Nacht, Kind.«
»Ich wollte Mama aber gar nicht …«
Heinz hörte sie schon nicht mehr, er hatte aufgelegt.
Christine legte ihr Handy kopfschüttelnd beiseite. Sie hatte immer noch keine Ahnung, warum ihr Vater sie vorhin so panisch angerufen hatte. Dass er mit ihrem Onkel zusammen auf dem Weg zu einer etwas dubios klingenden Kurzreise war, hatte ihre Mutter ihr erzählt. Im letzten Jahr hatte sie für die Zeitung, bei der sie arbeitete, über Seniorenund ihre Leichtgläubigkeit recherchiert. Worauf sie da gestoßen war, das hätte sie nicht für möglich gehalten. Als ihre Mutter ihr dann von diesem seltsamen »Gewinn« erzählte, hatten sich Christine gleich die Nackenhaare aufgestellt. Aber sie hatte nichts dazu gesagt. Weder wollte sie ihre Mutter und Tante Inge aufregen, noch hatte sie Lust, eventuell der Bitte der beiden nachkommen zu müssen, doch von Hamburg aus mal kurz an die Schlei zu fahren, um dort nach dem Rechten zu sehen. Christine stellte sich ans Fenster und verschränkte die Arme vor der Brust. Es war kein richtig gutes Zeichen, dass der erste aufgeregte Anruf schon so früh gekommen war. Heinz und Walter hatten noch das ganze Wochenende vor sich. Und sie hatte beim bloßen Gedanken daran kein gutes Gefühl.
Der kleine Reisewecker zeigte 2 Uhr 07. Walter stöhnte laut und drehte sich auf die andere Seite, wobei er fast aus dem schmalen Bett gestürzt wäre. Er hatte das Gefühl, gleich zu platzen. Ihm war übel und in seinem Inneren rumorte es. Aber während er hier in der Fremde mit Leib und Leben kämpfte, lag sein Schwager auf der gegenüberliegenden Seite und schnarchte, was das Zeug hielt. Außerdem war es stickig in diesem kleinen Zimmer. Er hatte vor einer halben Stunde noch einmal versucht, das Fenster zu öffnen, weil er gedacht hatte, dass sich doch irgendwann in der Nacht der Verkehr auf der Autobahn beruhigen müsste. Aber er hatte sich geirrt. Stattdessen fuhren immer mehr Schwertransporter vorbei, deren orangefarbene und gelbe Blinklichter durch die dünnen Gardinen ins Zimmer leuchteten. Ein Albtraum.
Das Stammessen hatte ausgesehen wie eine Schlachtplatte. Berge von Fleisch, Berge von Sauerkraut. Trotzdemhatten sie alles aufgegessen, weil sie sich vor den Truckern keine Blöße geben wollten. Sie hatten die Witzeleien vom Tresen
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