Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
sogar sehr, sie schluckte aber jeglichen Kommentar hinunter und fragte sich, ob Patrick Dengler vielleicht auf der Ritze zwischen seiner Mutter und Tante schlafen müsste. Zumindest sah er verzweifelt aus, während er mit Lisa Wagner und der Empfangsdame verhandelte. Johanna wartete nicht auf das Ergebnis, sondern ging in den Flur, um in dem Gepäckberg, den Kock dort gestapelt hatte, ihre Taschen und Koffer zu suchen. Sie konnte sich das Zimmer ja erst mal ansehen.
Während Tante Finchen unglücklich den Blick von ihrer eleganten Garderobe auf die drei vorhandenen Kleiderbügel richtete, machte Johanna sich wieder auf den Weg nach unten. Ein kurzer Blick hatte genügt, dann musste sie erst mal aus dem kleinen, vollgestopften Doppelzimmer raus. Es war das hässlichste Zimmer, das sie je betreten hatte. Recherche hin oder her, aber was zu viel ist, ist zu viel. Und dann noch mit Finchen in einem Bett.
Die Rezeption war, bis auf das Ehepaar Pieper, das jetzt mit der Empfangsdame verhandelte, leer. Während Johanna wartete, betrachtete sie die künstlichen Blumen auf der Fensterbank, die abgetretenen Teppiche, den Schirmständer, in dem zwei völlig zerfetzte Schirme hingen, und die bunten Prospekte aus der Region, die überall auslagen. Unter einer komfortablen Reise im Kreis gutsituierterSenioren stellte sie sich etwas anderes vor. Sie musste die Szenerie hier unbedingt fotografieren. Sobald sie allein an der Rezeption wäre, würde sie das tun.
»Ist Ihr Zimmer in Ordnung?«
Johanna hatte überhaupt nicht gemerkt, dass Frau Pieper neben ihr stand, die sofort ihrem Ärger Luft machte.
»Also, hier ist ja wohl einiges schiefgegangen. Es ist zu ärgerlich, wir haben ein Zimmer zum Parkplatz bekommen, aber es gibt keine einzige Ausweichmöglichkeit.«
»Das ›Schlosshotel‹«, antwortete Johanna. »Wir sind gerade dran vorbeigefahren. Und bevor meine Tante hier total enttäuscht in diesem furchtbaren Zimmer bleibt, zahlen wir eben zu und ziehen rüber. Das habe ich gerade beschlossen. Egal, was meine Tante sagt. Wir können ja trotzdem an den Tagestouren und den Vorträgen teilnehmen, aber dieses Zimmer kann man nicht aushalten.«
Ein bedauerndes Lächeln huschte über Frau Piepers Gesicht. »Tja, das dachten wir auch. Aber es gibt an diesem Wochenende einen Kunst- und Handwerkermarkt, deshalb ist alles ausgebucht. Wir haben gerade im ›Schlosshotel‹ anrufen lassen. Es gibt nichts.«
»Das ist nicht Ihr Ernst.« Johanna starrte ihr Gegenüber entsetzt an. »Das ist doch ein großes Haus, die müssen doch noch irgendwas frei haben. Ich versuche es noch mal. Ich habe die Nummer einer Hotelvermittlung gespeichert.«
Sie zog ihr Handy aus der Tasche, entsperrte es und hatte keinen Empfang. Anscheinend befand sich dieses schreckliche Hotel auch noch in einem Funkloch.
Mittlerweile hatte sich Herr Pieper zu ihnen gesellt. »Sie wollen auch umziehen?«
»Die Damen haben nur ein Doppelzimmer bekommen.Das ist auch unglücklich.« Frau Piepers verständnisvoller Blick wurde fragend, als sie ihren Mann ansah. »Und?«
»Nichts.« Er hob resigniert die Schulter. »Kein Hotel, keine Ferienwohnung, nichts. Entweder wir bleiben in unserem Zimmer oder wir reisen ab. Ich sage es dir, Eva, es ist keine so schlechte Idee, in schönen Gegenden eine Ferienwohnung zu haben. Die machen hier einen richtigen Reibach.« Er wandte sich zu Johanna. »Und? Was werden Sie jetzt tun?«
Ratlos sah Johanna zur Rezeption. Es wäre albern, vor der Empfangsdame einen Aufstand zu proben, trotzdem war sie kurz davor. Es würde nur nichts nützen. Sie überlegte einen Moment, dann sah sie das Ehepaar Pieper nachdenklich an. »Dann gehe ich jetzt in den Supermarkt, an dem wir gerade vorbeigefahren sind, kaufe mindestens zwei Flaschen Rotwein und hoffe, dass meine Tante nicht schnarcht. Irgendwie kriegen wir die Zeit schon rum. Also, bis später dann.«
»Ich schlafe links.« Walter hatte seinen Schlafanzug auf das linke Kopfkissen gelegt und betrachtete es zufrieden. »Das sieht doch ganz gemütlich aus.«
»Was ist denn an dem Schlafanzug gemütlich?« Heinz stand mit seinem Kulturbeutel in der Hand an der Badezimmertür. »Mir ist es egal, ich bin schlaftechnisch flexibel. Ich habe meine Zahnpasta vergessen, kann ich deine mitbenutzen?«
»Es gibt wohl keine andere Möglichkeit. Wir sollten mal zu Hause anrufen, nicht dass Inge und Charlotte sich Sorgen machen. Dann kannst du gleich mal fragen, wo deine Zahnpasta ist.«
Heinz stellte
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