Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
alten Damen das Bett teilen kann. Ich habe eines der wenigen Einzelzimmer bekommen. Es ist übrigens genauso hässlich wie die Doppelzimmer, nur viel kleiner.«
Johanna ließ sich neben ihn auf die Bank sinken. Als sie den Rucksack hinstellte, stießen die Flaschen gegeneinander.»Rotwein«, sagte sie entschuldigend. »Falls wir nicht schlafen können.«
»Gute Idee.« Patrick warf einen Blick in den Rucksack. »Das passt doch gut, ich habe das Einzelzimmer, Sie den Wein.«
Johanna zog die Augenbrauen hoch und musterte ihn erstaunt. »Mit ›wir‹ meinte ich eigentlich meine Tante und mich. Aber ich kann Ihnen eine Flasche abgeben, ich weiß gar nicht, warum ich zwei gekauft habe.«
»Vorahnungen?« Er grinste schon wieder. »Vielleicht wird es doch noch ein lustiges Wochenende.«
Er baggerte sie tatsächlich an. Johanna senkte sofort den Blick und biss sich auf die Lippe, um nicht aufzustöhnen. Was dachte sich Patrick Dengler eigentlich? Dass sie sich sofort auf ihn werfen würde? Vielleicht war es nur sein verzweifelter Versuch, diese Fahrt einigermaßen kurzweilig zu gestalten. Aber dafür müsste er sich jemand anderen suchen, auch wenn zugegebenermaßen die mitreisenden Seniorinnen nicht gerade zu ihm passten.
Walter deutete in die Richtung der Bank, auf der Johanna und Patrick mit dem Rücken zu ihnen saßen. »Ach nee. Die jungen Leute aus dem Bus. Ob sich da schon was anbahnt?«
Heinz kniff die Augen zusammen und schüttelte sofort den Kopf. »Sie ist verheiratet, das hat mir ihre Tante, Frau Jäger, erzählt. Aber dieser Mann hält sich wohl für unwiderstehlich. Guck mal, wie er sein Haar immer aus der Stirn wirft. Affig.«
»Geh weiter.« Walter zog ihn am Arm. »Ich habe keine Lust, mich jetzt mit denen zu unterhalten. Wir wollten doch nur ein paar Schritte gehen. Und außerdem müssenwir uns auch noch zum Essen umziehen. Ich nehme an, dass das Abendessen etwas eleganter wird als diese Würstchen vorm Bus.«
»Bestimmt.« Jovial klopfte Heinz seinem Schwager auf den Rücken. »Deshalb sind wir doch hier.«
D ie Tische im Restaurant waren schon zum großen Teil besetzt, als Johanna mit Finchen um kurz vor 18 Uhr eintrat. Die meisten saßen mit den Mitreisenden zusammen, die sie bereits aus dem Bus kannten. Deshalb überraschte es Johanna auch nicht, dass die Piepers ihnen zuwinkten, die allein einen Achtertisch hatten. Sie bahnten sich einen Weg durch den Saal und nahmen gegenüber dem Ehepaar Platz.
»Wir haben Ihnen was frei gehalten.« Eva Pieper lächelte Finchen an. »Sie sehen ja wunderbar aus, Frau Jäger, dieses Kostüm ist wirklich apart.«
Finchen trug roten Samt, der Rock war knöchellang, die Jacke hatte Stickereien und goldene Knöpfe. Johanna hatte schon im Zimmer gedacht, dass ihre Tante aussah, als wäre sie gerade eben von der Bühne gesprungen. Es fehlte nur noch die goldene Krone, dann hätte sie die Königin aus dem Weihnachtsmärchen geben können. Natürlich hatte sie sich gehütet, so etwas zu sagen, denn ihre Tante war, vorsichtig ausgedrückt, modisch völlig beratungsresistent.
Jetzt lächelte Finchen huldvoll, musterte Frau Piepers schwarzes Kleid und den Anzug ihres Mannes und nickte zufrieden. »Danke. Sie sehen aber auch sehr gut aus. Überhaupt scheinen sich doch die meisten darauf besonnen zu haben, dass es sich hier um einen eleganteren Rahmen handelt. Das war ja im Bus nicht auszuhalten, ich habe seit Jahren nicht mehr so viele beigefarbene Windjacken gesehen.«
Johannas Blick fiel auf die Hollenkötters, die ihre Jacken gegen etwas ausgetauscht hatten, was aussah wie die Oberteile von Jogginganzügen. Die beiden waren ihr suspekt, nicht nur wegen der Windjacken. Johanna hatte bei ihren Recherchen herausgefunden, dass einige dieser dubiosen Reiseveranstalter Lockvögel einsetzten. Die sollten mit ihrer Begeisterung die eventuelle Skepsis anderer Teilnehmer zerstreuen. Die Hollenkötters waren in ihrer Euphorie bislang kaum zu bremsen gewesen, und Johanna nahm sich vor, etwas genauer hinzuhören, was Bärchen und Gisela von sich gaben. Man konnte ja nie wissen. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass Finchen sie beobachtete.
»Die meisten …«, sagte Johanna schnell und deutete mit dem Kopf in Richtung der Hollenkötters. »Nicht alle, leider.«
Finchen folgte dem Blick und schüttelte missbilligend den Kopf. »Das ist … Oh, Herr Müller, hier sind noch Plätze frei.« Sie winkte Walter und Heinz zu, die gerade nebeneinander an der Tür standen und sich
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