Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
suchend umsahen. Lächelnd folgten die beiden der Aufforderung.
»Das ist sehr freundlich.« Walter deutete bei Finchen einen Handkuss an, dann reichte er dem Ehepaar Pieper die Hand und stellte sich und seinen Schwager vor. Beide trugen dunkelgraue Anzüge, Walter hatte eine blaue Krawatte, Heinz eine rote, dazu passende Einstecktücher und auf Hochglanz polierte schwarze Schuhe.
Johanna fühlte sich an ihren ersten Presseball erinnert.
Etwas zu elegant waren die Schwestern Meier aus Papenburg, die in gerüschten Satinkleidern auftauchten und auf der Suche nach freien Plätzen langsam durch den Saal schritten. Sofort rammte Finchen Johanna den Ellenbogen in die Seite. »Schnell, schieb die Stühle weg, ich habe keineLust, den ganzen Abend neben diesen schrecklichen Frauen zu sitzen. Die haben mich vorhin überhaupt nicht beachtet, das war unmöglich.«
»Aber …«
»Sind die beiden Stühle noch frei?« Patrick Dengler war mit Mutter und Tante plötzlich hinter Johanna. »Oder sitzt hier schon jemand?«
Finchen sah erst ihn, dann Johanna an und hörte Eva Piepers Antwort: »Die sind frei. Setzen Sie sich doch. Ach, einen Stuhl brauchen wir noch, hinter Ihnen steht ja einer.«
Schneller, als Johanna oder Finchen etwas sagen konnten, saß Patrick Dengler neben Johanna, seine Mutter zu seiner Rechten und deren Schwester gegenüber.
»Hallo«, er lächelte charmant in die Runde. »Mein Name ist Dengler, Patrick Dengler, neben mir sitzt meine Mutter Elfriede Dengler und gegenüber ihre Schwester Hanna Jürgens.«
Während am Tisch diese freundliche Vorstellungsrunde ablief, beugte Finchen sich zu Johanna und flüsterte: »Wenigstens sind sie gut angezogen.«
In einer Ecke des Restaurants wurde eine Leinwand aufgestellt, davor ein Tisch mit einem Beamer. Dennis Tacke hatte sich umgezogen, statt der roten Hose trug er jetzt eine schwarze, dafür einen roten Schal, die Haare hatte er nachgewachst. Mit einem großen Karton unter dem Arm ging er auf den Tisch zu, stellte ihn ab, griff nach dem Mikrofon und begann wieder sein vertrautes Procedere: »Test, Test, eins, zwei, drei, meine … meine Damen, Damen, Damen, Test, Test, ja, das ist gut so, danke, vielleicht die Höhen etwas raus? Ja? Test, Test, zwei, zwei, danke, so geht’s.«
Das Stimmengewirr verebbte langsam. Nachdem Tackedas Mikrofon in den Ständer geschraubt hatte und zum Tresen gegangen war, schwoll es aber wieder an.
»Was ist denn jetzt?« Walter sah sich ungeduldig um. »Ich kann mir nicht mit trockenem Mund Vorträge anhören. Gibt es hier keine Bedienung?«
»Es geht ja noch gar nicht los«, besänftigte ihn Elfriede Dengler. »Da kommt schon jemand. Hallo, Fräulein, hierher bitte.«
Sofort stand ein junges Mädchen mit Bestellblock am Tisch. Anerkennend nickte Walter Frau Dengler zu. »Respekt. Die haben Sie aber schnell an den Tisch geholt. So, ich hätte gern ein Weizenbier.«
Die Bedienung nickte und notierte langsam alle Bestellungen. Zum Schluss zählte sie alles noch einmal auf und fragte dann: »Geht das später zusammen oder getrennt?«
»Aufs Haus.« Walter hob überrascht den Kopf. »Das ist doch all-inclusive hier.«
»Ähm, nein.« Die junge Frau guckte erst ihn unsicher an, dann sah sie zu Johanna und Patrick Dengler und errötete leicht. »Davon weiß ich nichts. Also, das Essen ist bezahlt, aber die Getränke gehen extra.«
»Nein, nein, junge Frau.« Walter blieb äußerlich gelassen, erhob aber seine Stimme. »Da fragen Sie mal Ihren Chef. Oder den Herrn Tocke da vorn. Das ist anders geregelt.«
Unsicher stöckelte die Bedienung davon, während Walter in die Runde sah. »Das wird auch immer schlechter mit dem Service in den Feriengebieten. Die müssen doch Bescheid wissen. Wir sind schließlich eingeladen.«
Heinz kratzte sich ratlos am Kopf und blickte zu Frau Pieper, die wiederum ihren Mann ansah. »Hast du gelesen, Ulrich, wie das geregelt ist? Ob das all-inclusive war?«
Ihr Mann hob nur die Augenbrauen. Dafür hielt ElfriedeDengler plötzlich den Brief in der Hand und überflog ihn. »Nein«, sagte sie, »hier steht nur exklusiv, nicht all-inclusive. Anscheinend müssen wir die Getränke selbst zahlen. Na ja, das ist auch kein Beinbruch, man trinkt ja gar nicht mehr so viel.«
»Du hast nicht richtig gelesen.« Heinz funkelte seinen Schwager an. »Du hast das falsch verstanden.«
»Jetzt bin ich schuld, oder was?« Wütend wandte Walter sich um. »Du hast doch auch …«
»Meine Herren, bitte.«
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