Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
Beschwichtigend hob Patrick Dengler die Hände. »Darf ich Sie alle zu einer Runde einladen? Auf eine schöne Reise?«
»Genau«, pflichtete seine Mutter ihm bei. »Mein Sohn kann das ruhig mal tun. Und im Übrigen können wir es uns doch leisten. Wir gehören doch alle in den ausgewählten Kreis gutsituierter Senioren. Es sei denn, es hätte sich jemand eingeschmuggelt.« Sie kicherte ein bisschen und fixierte dabei Johanna.
»Darum geht es doch gar nicht.« Walter war durch die Einladung keinesfalls besänftigt. »Es ist eine Frage des Stils. Und es geht ums Prinzip. Getränke selbst bezahlen …«
Die Ankunft der Getränke unterbrach ihn. Johanna knipste ein Lächeln an, sofort drehte Frau Dengler sich weg.
›Blöde Ziege‹, dachte Johanna, immer noch lächelnd, bis ihr einfiel, dass sie ihr teures, neues Aufnahmegerät auf dem hässlichen Tisch im hässlichen Zimmer liegen gelassen hatte. Abgesehen davon, dass sie es jederzeit brauchen könnte, fiel ihr die SMS ein, die sie vorhin von Daniel bekommen hatte.
»Pass bloß auf, dass dir niemand auf die Schliche kommt. Nicht, dass dir dein Presseausweis aus der Tasche fällt. Ich fische dich nicht aus der Schlei. LG Daniel.«
Daniel war wirklich manchmal ein Angsthase und meistens ein Pessimist, aber es musste ja auch nicht sein, dass ein Zimmermädchen das Aufnahmegerät fand und das herumerzählte. Oder das Gerät klaute.
Sie beugte sich zu Finchen und flüsterte: »Ich habe etwas im Zimmer vergessen. Ich gehe kurz hoch.«
Finchen sah ihr nach. Vielleicht holte Johanna ja ihr Handy, um keinen Anruf von Max zu verpassen.
Heinz hatte beschlossen, Walters Geknurre zu ignorieren. Sein Schwager war jetzt schon seit vier Jahren Rentner, aber es gab immer wieder Situationen, in denen bei ihm noch der Finanzbeamte aus Dortmund durchkam. Und das war Heinz jedes Mal peinlich. Die hübsche Johanna war auch schon aufgestanden und rausgegangen.
Jetzt prostete Patrick Dengler allen freundlich zu und was machte Walter? Er drehte sich um und trötete der Bedienung hinterher: »Fräulein, auf dem Bewirtungsbeleg müssen die Mehrwertsteuer und die Steuernummer ausgewiesen sein. Danke.«
Heinz stand auf und ging zur Toilette.
Er hatte sich in aller Ruhe die Hände gewaschen und ein bisschen getrödelt. Mit etwas Glück hatte Walter inzwischen einen Beleg gesehen, dann wäre er auch wieder normal. Fehlende Steuernummern beunruhigten ihn eben.
Als Heinz durch den Flur ging, hörte er plötzlich eine Stimme, ohne die Sprecherin sehen zu können, und blieb überrascht stehen.
»Es ist mein Ernst, ich gehöre zu dieser geschlossenen Gesellschaft. Ich war nur kurz auf meinem Zimmer. HabenSie keine Liste der, ähm, Gewinner? Mein Name ist Johanna Jä… Schulze.«
Jetzt wusste Heinz, warum ihm Johanna so sympathisch war. Diese Stimme kannte er. Mit schnellen Schritten ging er um die Ecke zum Saal. Vor der geschlossenen Tür stand eine Kellnerin und hatte abwehrend die Hände gehoben. Johanna sah sie wütend an.
»Jetzt gehen Sie schon rein und holen den Reiseleiter. Und danach denken Sie sich eine Entschuldigung aus. Was soll dieser Schwachsinn …«
»Was ist denn los?« Heinz stellte sich neben Johanna und blickte erst sie und dann die Kellnerin fragend an. »Gibt es ein Problem?«
Johanna drehte sich rasch zu ihm um. »Ach, Sie sind das, gut. Ich werde nicht mehr reingelassen. Die Türsteherin hier glaubt mir nicht, dass ich zu dieser exklusiven Seniorengruppe gehöre.«
Sie wandte sich wieder zurück. »Ich bin Begleitung, verstehen Sie das nicht? Ich habe nicht gesagt, dass ich eine exklusive Seniorin bin, ich begleite eine. Jetzt lassen Sie mich schon vorbei.«
»Die junge Dame gehört tatsächlich zu uns.« Heinz lächelte die Bedienung verbindlich an und griff nach Johannas Arm. »Haben Sie Angst, dass jemand Fremdes sich hier einschmuggelt? Die Getränke müssen doch sowieso bezahlt werden. Lassen Sie uns bitte durch?«
Unter Johannas ungeduldigem Blick machte die Kellnerin den Eingang frei.
»Wir haben hier Anweisungen. Und ich mache nur meinen Job.«
»Schon klar.« Nach ein paar Schritten wurde Johanna von Heinz zurückgehalten. »Einen Moment, bitte.«
Sie blieb abwartend stehen. »Ja?«
Er zog Johanna mit sich weiter. »Ich muss Sie etwas fragen. Das braucht ja nicht jeder zu hören. Ist aber nichts Verwerfliches.«
Johanna sah ihn verständnislos an. In einer Ecke angekommen, ließ er sie los und beugte sich zu ihr. »Ich habe Sie eben nur gehört,
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