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Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Titel: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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aber nicht gesehen. Deshalb habe ich es gerade erst begriffen. Ich bin ganz aufgeregt, weil …«
    Er strahlte sie an. Johanna guckte zurück und verstand immer noch nichts.
    »Ja? Was haben Sie begriffen?«
    Sie drehte sich um und sah kurz an ihren Tisch. Finchen unterhielt sich mit Frau Pieper, niemand nahm von Heinz und ihr Notiz.
    »Sie sind Johanna Jäger«, platzte es aus Heinz raus. »Ich kenne Sie aus dem Radio. Ich höre Sie so gerne. Meine Frau auch, die wird das gar nicht glauben, ich …«
    »Bitte.« Johanna packte seinen Jackenärmel und schüttelte ihn leicht. »Bitte nicht so laut. Das ist nicht gut.«
    Erschrocken hielt sich Heinz die Hand vor den Mund. »Entschuldigung. Aber es stimmt doch, oder? Sie wollen nur nicht, dass es jeder weiß?«
    »Ja, genau.« Erleichtert stellte Johanna fest, dass anscheinend niemand etwas mitbekommen hatte. »Ich habe extra gesagt, dass ich Schulze heiße. Sonst werde ich dauernd angequatscht. Und ich habe doch frei.«
    Sie hoffte, dass er sich damit zufriedengeben würde. Heinz nickte verständnisvoll. »Und ob ich das verstehe. Wissen Sie, eine meiner Töchter schreibt Kolumnen für eine Zeitung. Da ist auch immer ein Foto dabei, deshalb wird sie jetzt ganz oft angesprochen. Damit sie mal über andere Sachen schreibt. Das ist schon anstrengend.«
    Er schwieg einen Moment, dann lächelte er sie wieder an. »Aber dass Sie das sind, also das freut mich. Obwohl ich Sie mir ganz anders vorgestellt habe. Eher älter und breiter. Nicht so hübsch. Aber ab jetzt sind meine Lippen versiegelt. Ich sag’s noch nicht mal Walter. Oder? Könnte ich ihm das vielleicht doch sagen? Er hört ja auch gerne Radio.«
    Johanna sah ihn nachdenklich an. Dann nickte sie langsam. »Nur, wenn er auch dichthält. Versprochen?«
    Mit ernstem Gesicht legte Heinz seine Hand aufs Herz. »Ehrenwort. Sie können sich auf uns verlassen, Johanna. So, und jetzt sollten wir zurück zum Tisch. Die werden sich schon wundern, wo wir bleiben.«

A ls Johanna und Heinz an den Tisch zurückkehrten, griff Dennis Tacke immer noch nicht zum Mikrofon, sondern hockte neben Karsten Kock vor einem Kasten, an dem er verschiedene Knöpfe ausprobierte. Dabei diskutierte er mit dem Busfahrer, der anscheinend auch als Tontechniker eingesetzt wurde. Johanna wandte ihren Blick ab und richtete ihn auf Heinz. Der lächelte sie strahlend an und legte den Zeigfinger auf seinen Mund. Johanna lächelte zurück und sah sich langsam um. Dieser Raum, der hier als Restaurant bezeichnet wurde, passte zu dem dunklen, muffigen und in die Jahre gekommenen Hotel. Der alte Holzboden war seit hundert Jahren nicht abgeschliffen worden, an den hohen Fenstern hingen dunkelgrüne Gardinen, die langen Holztische sahen aus, als wären sie klebrig, was auch die gelben Papiertischdecken nicht abmildern konnten.
    Johanna entdeckte in einer Ecke leere Getränkekisten, die neben zusammengeklappten Sonnenschirmen gestapelt waren. Leider reichte der zerschlissene Vorhang nicht aus, um das Gerümpel zu verdecken.
    Sehr exklusiv, das Ganze.
    Tief ausatmend drehte Johanna sich zur anderen Seite. Es war wirklich eine äußerst gemischte Gruppe, die sich hier versammelt hatte. An einem der Tische saßen acht Frauen zusammen. Ein Problem von Seniorenreisen schien der Frauenüberschuss zu sein. Eine von ihnen, offensichtlich diejüngste, war jedenfalls tonangebend, sie redete mit Händen und Füßen und zeigte schon die ersten Familienbilder. »Gucken Sie, das ist meine kleinste Enkelin. Sie heißt Chiara, schöner Name, nicht?«
    Die Dame gegenüber rümpfte die Nase und tuschelte mit ihrer Sitznachbarin. Beide hatten sich viel Mühe mit ihrer Garderobe gegeben, gestärkte Blusen, pastellfarbene Westen, Perlenketten und frisch geföhnte Haare. Johanna hatte vorhin mitbekommen, dass sie aus Hamburg kamen, seit dreißig Jahren Nachbarinnen waren und sich auserwählt wähnten, weil sie als Bahnwitwen gute Renten bezogen.
    Chiaras Großmutter hatte etwas mehr modischen Pep, sie trug sogar einen Hut auf der blond gefärbten Kurzhaarfrisur. Jetzt beugte sie sich zu den Bahnwitwen und fragte nach: »Was sagten Sie?«
    Der Klangfärbung nach kam sie aus dem Rheinland. Die Hamburgerinnen sahen sie hanseatisch zurückhaltend an.
    »Chiara ist doch kein schöner Mädchenname. So kann man vielleicht ein Kaninchen nennen, aber doch kein kleines Kind.«
    Am Nebentisch saß eines der stillen Paare mit den Hollenkötters zusammen. Sie teilten sich eine kleine Flasche

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