Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
sie sich in ihn verliebt.
Johanna schnippte den Zigarettenstummel auf den Kiesweg und schüttelte den Kopf. Sie wurde sentimental. Es war lange her, seit sie zuletzt lachend mit Max auf dem Bett gelegen und intensive Gespräche geführt hatte. Nicht, weil nichts mehr passiert war, sondern weil sie kaum noch Zeit miteinander verbrachten, und wenn sie zusammen waren, dann redeten sie über den Job, die Steuererklärungen, die nötigen Einkäufe oder andere Banalitäten.
Johanna hatte sich natürlich gefreut, als Max den Karrieresprung in die Chefetage geschafft hatte. Sie hatte sich aber nicht vorstellen können, dass sich dadurch etwas in ihrer Beziehung ändern würde. Trotzdem war es so gewesen. Er hatte immer mehr zu tun, musste ständig auf irgendwelche Geschäftsreisen und Veranstaltungen und war deshalb wenig zu Hause. Sie hatte immer häufiger schlechte Laune,stritt sich mit ihm über Kleinigkeiten und hatte manchmal sogar im Gästezimmer geschlafen. Max aber hatte so getan, als wäre nichts. Bis diese Sache mit Mareike Wolf passierte. Und jetzt wusste sie überhaupt nicht mehr, wie sie sich verhalten sollte, nur, dass sie sehr unglücklich war.
Eine Bewegung neben ihr riss sie aus ihren Gedanken und ließ sie hochblicken. Patrick Dengler sah auf sie herunter, eine Zigarette in der Hand. »Haben Sie Feuer? Ich rauche eigentlich seit fünf Jahren nicht mehr, die Zigarette habe ich mir bei der muffeligen Bedienung geschnorrt, ihr Feuerzeug wollte sie aber nicht rausrücken.«
Johanna zündete ihr Feuerzeug an und hielt es in seine Richtung.
»Danke.« Als die Glut aufleuchtete, fragte er: »Darf ich?«
Er saß schon, bevor Johanna antworten konnte, zog an der Zigarette und hustete kurz. »Nichts mehr gewöhnt«, teilte er ihr mit. »Aber besondere Abende erfordern besondere Opfer.«
»Dabei haben Sie doch schon Mord und Totschlag verhindert«, antwortete Johanna. »Das war doch Opfer genug. Was haben Sie den beiden Streithähnen eigentlich erzählt, damit die plötzlich friedlich wurden?«
»Ach«, winkte Patrick Dengler ab. »Nichts Besonderes. Ich habe Herrn Tacke nur darin erinnert, dass er vermutlich nicht über Nacht einen neuen Busfahrer bekommt, und Herrn Kock habe ich noch ein Bier versprochen, wenn er danach ins Bett geht. Das war schon alles.«
»Und noch Musik macht.« Johanna grinste. »Roland Kaiser.«
»Genau. Sonst wäre die Stimmung gekippt. Das hat auch Herr Tacke kapiert. Die Vorträge kann man ja morgen fortsetzen.Jetzt tanzen die alle noch eine Runde und dann wird sich die Party auch bald auflösen.«
Johanna spürte die ersten Tropfen auf ihrer Hand. »Es fängt an zu regnen«, sagte sie, hob ihre Zigarettenkippe auf und warf sie in einen mit Sand gefüllten Blumentopf. »Ich glaube, ich gehe wieder rein. Und kümmere mich um meine Tante.«
»Okay.« Dengler erhob sich langsam. »Vielleicht können wir uns später mal in Ruhe unterhalten. Ich komme gleich nach, ich muss nur noch schnell telefonieren.«
›Viel Glück, ohne Netz‹, dachte Johanna und ging vor ihm in das Restaurant zurück.
Als sie wieder an ihrem Platz saß, lehnte sich Finchen zu ihr und sagte leise tadelnd: »Du hast geraucht. Das finde ich ekelhaft. Und dann noch mit dem Herrn Dengler. Verbrüdert ihr euch gerade?«
»Quatsch.« Johanna tippte sich an die Stirn. »Du hast vielleicht Phantasien. Er ist nicht mein Typ. Zu alt, zu glatt, zu smart.«
Das Restaurant begann sich schon zu leeren. Johanna sah auf die Uhr, es war kurz vor halb zwölf, von ihr aus hätte man den Abend nun auch beenden können. In diesem Moment sah sie Patrick Dengler auf sich zukommen. Sie beugte sich zu Tante Finchen und sagte: »Ich würde ganz gern aufs Zimmer gehen. Was ist mit dir?«
»Jetzt schon?« Finchen schüttelte energisch den Kopf. »Nein, Kind, schlafen kann ich zu Hause. Ich wollte mit Heinz und Walter noch an die Bar. Du kommst mit, wir haben ja auch nur einen Zimmerschlüssel und ich habe keine Lust, nachher stundenlang an die Tür zu hämmern, weil du mich im Tiefschlaf nicht hörst.«
Heinz und Walter. Johanna stellte erstaunt fest, dass die drei schon bei den Vornamen gelandet waren. Das ging ja gut los. Finchen gab ihren neuen Duzfreunden ein Zeichen und stand im selben Moment auf, als Patrick Dengler sich setzte. Höflich nickte sie ihm zu.
»So, dann wünsche ich noch viel Spaß, bis morgen. Kommst du, Johanna?«
Auf dem Weg zur Bar raunte sie ihrer Nichte zu: »Du kannst sagen, was du willst, Liebes,
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