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Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Titel: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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und steuerten genau auf ihn zu. Walter stieß Heinz an und deutete auf Kock, der die Anlage bis aufsBlut verteidigte und dabei den Text mitsang. Tacke ruderte inzwischen wie wild mit den Armen und Lisa Wagner ließ sich plötzlich auf die Knie sinken und kroch an den beiden vorbei. Tante Finchen stellte sich auf ihren Stuhl, um besser sehen zu können, und rief empört: »Tacke schlägt unseren Busfahrer.«
    Unvermittelt war der Spuk zu Ende. Lisa Wagner hatte den Stecker gezogen und hockte mit hochrotem Kopf neben dem echauffierten Tacke, der Kock anbrüllte: »Du Idiot, du bist gefeuert!«

J ohanna lehnte sich zurück und knöpfte ihre Jacke zu. Sie atmete tief durch und spürte ihre Rippen, nach unkontrollierten Lachkrämpfen bekam sie sofort Muskelkater. Aber sie hatte sich nicht mehr beherrschen können, immer noch hatte sie das Bild vor sich: Dennis Tacke, der den blöde grinsenden Karsten Kock anbrüllte, während im Gang nach einer kleinen Schrecksekunde einfach weitergetanzt wurde. Immer noch zum »Puff in Barcelona«, der jetzt von Bärchen Hollenkötter geschmettert wurde. Heinz und Walter hatten sich indes drohend vor Tacke aufgebaut und verkündet, dass Karsten Kock der beste Busfahrer sei, mit dem sie je gefahren seien, und Tacke ihm doch gar nicht kündigen könne. Auch Finchen hatte sich dazugestellt und nach Tackes Chef gerufen. Sie wolle sofort mit Theo von Alsterstätten reden, notfalls auch am Telefon. Tacke könne froh sein, wenn sie ihn nicht anzeigen würde, das sei Gewalt am Arbeitsplatz, sie habe auf einem Stuhl gestanden und alles genau beobachtet. Johanna hatte vergeblich versucht, ihre Tante zu beruhigen, Finchen hatte ihr aber gar nicht zugehört.
    Letztlich hatte Patrick Dengler die Gemüter beruhigt. Mit sanfter Hand und leiser Stimme hatte er Busfahrer und Reiseleiter voneinander getrennt. Was er zu ihnen gesagt hatte, war nicht zu verstehen gewesen, genützt hatte es trotzdem. Dennis Tacke hatte sein Jackett glatt gezogen und war dann mit Lisa Wagner an seinen Tisch zurückgegangen,an dem schon der konsternierte Michael Kruse saß und Schnaps trank.
    Die Schwestern aus Papenburg und die Bahnwitwen aus Hamburg, angeführt von Chiaras Großmutter, hatten am Tresen lauthals Musik gefordert. Eine der Bedienungen hatte schlecht gelaunt die Achseln gezuckt, worauf Patrick Dengler erst mit Tacke, dann mit Kock redete, der sich anschließend wieder an der Anlage zu schaffen machte und unter großem Beifall im Saal Roland Kaiser erklingen ließ.
    Gleich darauf hatte der Busfahrer sich auf seinen Stuhl gesetzt und war eingeschlafen.
    An dieser Stelle war Johanna aufgesprungen, hatte sich an den tanzenden Schwestern vorbei einen Weg nach draußen gebahnt und minutenlang hysterisch gelacht.
    Jetzt saß sie auf einer Bank im Hotelgarten und rauchte eine Zigarette. Langsam beruhigte sie sich, obwohl die absurden Bilder immer wieder auftauchten. Es war zu schade, dass niemand gefilmt hatte und dass es hier niemanden gab, mit dem sie das Geschehene noch einmal hätte durchhecheln können. Zumal derartige Geschichten mit jedem Erzählen besser wurden.
    Plötzlich fiel ihr eine Szene ein, an die sie lange nicht mehr gedacht hatte. Damals hatte sie Max erst wenige Wochen gekannt und war mit ihm von einem Sommerfest gekommen. Nach Mitternacht hatte der Discjockey nur noch die größten Partykracher gespielt, das Fest war fast aus den Fugen geraten. Immer noch lachend hatten sie viel später auf Johannas Bett gelegen und zusammen alte Schlager wie »Anita« und auch den »Puff von Barcelona« gesungen. Unvermittelt hatte Johanna Max gefragt, ob er schon mal in einem Puff gewesen sei. Er hatte sie angelächeltund genickt. »Ich war damals 23 und mein bester Freund hatte seinen Junggesellenabschied. Wir sind in einen Club gegangen, sechs Jungs, alle ziemlich angetrunken. Bei der Rechnung haben wir dann gemerkt, dass es kein normaler Club war. Und die Damen nicht einfach nett waren, sondern auch noch professionell.«
    »Oh.« Johanna war überrascht gewesen. »Und? Habt ihr nur getrunken oder auch die professionellen Damen ausprobiert?«
    »Dafür, meine Schöne«, hatte Max geantwortet und sie an sich gezogen, »dafür hätten wir kein Geld mehr gehabt. Wir waren arme Studenten.«
    »Hättest du es denn gemacht?«
    Er hatte einen Moment überlegt. »Vielleicht.«
    Erstaunt hatte Johanna ihn angesehen. Jeder andere hätte diese Frage vermutlich sofort verneint. Max Schulze war ehrlich. Auch deshalb hatte

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