Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
anderen Teilnehmer wisse, was ich über Tacke denke, das war alles sehr eigenartig.«
Johanna biss sich auf die Zunge, sie wollte gar nicht so viel erzählen. Heinz sah sie verwundert an. »Mögen Sie keine Lesungen?«
»Was?«
Treuherzig sah er sie an. »Na, weil Sie sich geärgert haben. Meine Frau und meine Töchter gehen gern zu Lesungen. Das ist doch nichts Schlimmes.«
Johanna hatte das Plakat sofort wieder vor Augen und fühlte ein Ziehen in der Magengegend. Und weil Heinz sie so anguckte, platzte es einfach aus ihr heraus. »Die Autorin, die da heute liest, ist mit meinem Mann ins Bett gegangen. Ich habe es herausgefunden, er kann sich angeblich an nichts erinnern, ich habe ihn rausgeschmissen, meine Tante hält es für einen Fehler und jetzt fehlt er mir. Es ist alles total vertrackt.« Sie holte tief Luft. »Entschuldigung.«
Heinz sah sie an, nahm vorsichtig ihren Arm und drückte ihre Hand.
»Jetzt mal halblang. Wissen Sie, Johanna, ich habe jaauch Töchter. Und meine Älteste hat immer zu Dramen geneigt. Was ich da schon an Liebeskummer und Tränen erlebt habe, das kann man sich kaum vorstellen. Ich will damit sagen, dass ich ein ausgezeichneter Fachmann in diesen Dingen bin. Sie können mir also vertrauen. Wir setzen uns heute Abend mal mit Finchen zusammen, die ist ja anscheinend eine kluge Frau, und dann beraten wir die weiteren Schritte. Es wird nie so heiß gegessen, wie es gekocht wird.«
Noch einmal drückte er ihre Hand, bevor er sie wieder losließ und sich räusperte.
»So. Und was ist jetzt mit Dengler? Mit dem stimmt doch was nicht, oder? Und die Dame ist auch nicht seine Mutter. Die hat ihn nämlich heute Morgen am Frühstücksbüfett aus Versehen gesiezt. Das habe ich genau gehört.«
Jetzt blieb Johanna stehen. »Im Ernst? Das gibt es ja gar nicht.«
»Doch. Ich habe es wirklich gehört. Ach, ich glaube, wir sind angekommen.«
Hinter einer Kuppe sahen sie am Ende des sanft abfallenden Grundstücks das Meer. So weit das Auge reichte, nur Natur. Die ersten Ahs und Ohs ertönten, während Michael Kruse, an einen Baum gelehnt, lächelnd darauf wartete, dass die Gruppe sich um ihn versammelte.
Eva Pieper stand weit vorn und hatte Finchen noch immer untergehakt. Jetzt winkte sie Johanna und Heinz zu. »Kommen Sie, von hier ist der Blick phantastisch.«
Sie hatte recht, trotzdem musste sich Johanna zwingen, ihre Gedanken zu sortieren. Das kommt davon, wenn man sich zu unbeherrschten Ausbrüchen hinreißen lässt, nur weil ein freundlicher Rentner verständnisvoll guckt.
Hinter ihr räusperte sich Ulrich Pieper. »Das ist ja wirklichein schönes Fleckchen Erde. Hier möchte man doch sofort Urlaub machen. Oder?«
»Aber wirklich«, stimmte seine Frau ihm zu.
»Guck mal, Bärchen, dat Meer.« Frau Hollenkötter zerrte ihren schnaufenden Gatten ungeduldig hinter sich her. »Nein, ist das schön. Wir hätten Decken mitnehmen sollen und ein Picknick. Wieso hat denn keiner was gesagt? Bärchen, setz dich mal hier neben den Baum zum Herrn Kruse. Du bist ja ganz kaputt. Wissen Sie«, sie wandte sich jetzt an Annegret Töpper, »mein Mann läuft ja nicht so oft. Der hat nicht viel Kondition. Aber dieser Gang hat sich doch gelohnt.«
Die Euphorie ebbte langsam ab, als Michael Kruse die Hand hob. »Ja, meine Damen und Herren, ich habe wohl nicht zu viel versprochen, wie ich an Ihrer Reaktion feststelle. Das hier ist mein Lieblingsplatz, schon seit ich Kind war. Und ich kann Ihnen sagen, ich habe genug Orte auf dieser Welt gesehen. Ob Amerika, Australien, ob Toskana oder Italien, ich war schon überall, aber hier, genau hier ist der Platz, an dem mir das Herz aufgeht. Mein Leben lang bin ich immer wieder hergekommen, zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Auto, ja sogar mit dem Boot, da vorn ist nämlich ein Anleger. Und hätte ich hier ein Grundstück kaufen können, meine Damen und Herren, dafür hätte ich mich sogar mit Haut und Haaren verschuldet. Aber es blieb immer ein Traum. Bis heute.«
Ein Knacken von links ließ die Köpfe in die andere Richtung schnellen. Annegret Töpper stapfte über Zweige und Gräben zu der Gruppe und knöpfte sich dabei die Jacke zu.
»Tut mir leid. Ich musste mal in die Wicken. Reden Sie ruhig weiter.«
Michael Kruse hatte den Faden verloren. »Ja, wo war ich? Bei unberührter Natur, bei Stille und prickelnder Luft …«
»Lebenstraum«, soufflierte Eva Pieper. »Sie sprachen heute Mittag davon, dass Sie sich bald einen Lebenstraum erfüllen werden.«
»Das
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