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Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Titel: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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stimmt.« Michael Kruse strahlte sie an. »Ganz genau. Man muss nur lange genug seine Träume träumen, dann gehen sie vielleicht doch irgendwann in Erfüllung. Wenn wir gleich zum Bus zurückgehen, dann laufen wir mal rechtsherum zum Waldweg. Von hier aus kann man nämlich nicht sehen, was ich Ihnen zeigen möchte.«
    Während seiner Rede hatte Johanna die Gesichter der Zuhörer gemustert. Kruse wirkte sehr sympathisch, alle hörten ihm gebannt zu. Fast alle. Walter war nicht der Einzige, der im Bus geblieben war, es fehlten mindestens zehn oder fünfzehn Teilnehmer, auch Dennis Tacke und Lisa Wagner. Hoffentlich ließ Tacke Walter in Ruhe schlafen.
    Die Gruppe setzte sich in Bewegung, Johanna folgte langsam und mit einem kleinen Abstand. Der Weg führte um eine Baumgruppe und nach ein paar Metern hielten alle wieder an. Mit zurückgelegten Köpfen starrten sie nach oben, Johanna war noch zu weit entfernt, um zu erkennen, was sie sahen. Aber nach den aufmerksamen Gesichtern der Hollenkötters und selbst der Piepers zu urteilen, musste es etwas Beeindruckendes sein.
    Sie bog um die Kurve und sah es sofort. Es war eine große Holztafel, die auf drei hohen Stelzen stand. Darauf war das Foto einer weißen Wohnanlage zu sehen und mit dunkelblauer Schrift stand darüber: »Hier entsteht das Wohnensemble ›Strandglück‹ – Für Strandliebhaber und Kapitalanleger. Zwei- bis Dreizimmerwohnungen in Größen von ca. 50 bis 70 Quadratmeter, hochwertig ausgestattet,mit Einbauküche, Balkon oder Terrasse, Aufzug im Haus, barrierefrei, Fußbodenheizung, lichtdurchflutet, mit eigenem Pkw-Stellplatz. Baubeginn Sommer. Nur noch wenige Wohnungen verfügbar.«
    Heinz setzte seine Brille wieder ab und sagte zu Johanna: »Die müssen auch jeden schönen Fleck zubauen. Kann man nicht irgendetwas mal so lassen, wie es ist?«
    »Soll ich Ihnen was sagen?« Ewald Hollenkötter hieb Heinz jovial auf die Schulter. »Man soll ja nicht vorgreifen, bevor die Tinte auf dem Vertrag trocken ist, aber meine Holde und ich wollen hier wohl einsteigen.«
    »Ernsthaft?«, fragte Heinz und sah ihn erstaunt an. »Haben Sie sich vorher schon informiert? So etwas macht man doch nicht aus dem Bauch heraus. Und wohnen Sie nicht im Ruhrgebiet?«
    Angespannt fingerte Johanna in ihrer Tasche nach den Tasten des Aufnahmegeräts. Jetzt wurde es hier doch spannend. Der Lockvogel genau vor dem Mikrofon. Hoffentlich fragte Heinz weiter, sie selbst wollte nicht auffallen. Mit gleichgültiger Miene schob sie die Tasche in Hollenkötters Richtung. Auf Heinz konnte sie sich verlassen. Er wartete ab, bis Frau Hollenkötter zu ihnen gestoßen war, bevor er sie fragte: »Wollen Sie denn an die Schlei ziehen?«
    »Hat mein Mann schon wieder alles erzählt?« Sie schüttelte missmutig den Kopf. »Typisch, er plaudert alles aus und anschließend kriegen wir keine Wohnung mehr. Komm, Bärchen, wir gehen zurück zum Bus.«
    Heinz und Johanna sahen sich verwundert an.
    »Ein unmögliches Paar.« Eva Pieper stand plötzlich hinter ihnen. »Das wird wirklich eine sehr gute Wohnanlage. Man sollte es sich überlegen. Und Wohnungen sind in Zeiten wie diesen nicht zu unterschätzen, das sagt zumindest meinMann. Und der kennt sich in Wirtschaftsfragen aus, er ist studierter Volkswirt.«
    »Oh.« Heinz zeigte sich beeindruckt. »Das werde ich meinem Schwager erzählen, der interessiert sich sehr dafür, er war früher beim Finanzamt. Und ich glaube, es würde helfen, wenn er sich nachher beim Essen mal mit Ihrem Mann unterhalten könnte. Über Geld und Steuersparen und so. Damit er mal wieder in seinem Element ist. Langsam bekommt er nämlich schlechte Laune, weil er sich diese Reise ganz anders vorgestellt hat.«
    »Ich sag es ihm.« Eva Pieper lächelte. »Es wird meinem Mann ein Vergnügen sein. Ich glaube, wir müssen jetzt zum Bus.«
    Mit einem kurzen Blick in die Tasche stellte Johanna fest, dass das Aufnahmegerät gestoppt hatte, die Speicherkarte war voll. Es war nicht schlimm, es hatte ohnehin niemand von der Reiseleitung eine Silbe zu diesem Neubauprojekt gesagt. Johanna war sehr gespannt, ob dieser kleine Abstecher etwas mit den Vorträgen zu tun haben würde, die nach dem Abendessen auf dem Programm standen.

F inchen wickelte eine Haarsträhne um den Lockenstab und betrachtete ihre Nichte im Spiegel. Johanna saß im Schneidersitz auf dem Bett, ein Notizbuch auf den Beinen, und schrieb. Sie kaute dabei auf ihrer Unterlippe, einige Strähnen hatten sich aus ihrem Zopf

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