Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
zuzuhören. Und was machst du? Du arbeitest. Ach, Johanna, ich bin schon ein bisschen entsetzt.«
»Findest du wirklich, dass hier alles ganz sauber ist?«
»Darum geht es doch jetzt gar nicht.« Entrüstet stemmte Finchen ihre Hände in die Hüften. »Es ist mir doch völlig egal, was Tacke oder Kruse uns erzählen. Da kann man doch auch weghören. Aber was du mit Max machst, das ist mir nicht egal. Deshalb wollte ich, dass du mitkommst. Damit du mir mal zuhörst. Stattdessen lässt du dich von diesem Dengler anschmachten und nimmst Gespräche auf. Also ehrlich…«
Johanna hatte sie selten so wütend gesehen. »Aber Finchen …«
»Aber Finchen, aber Finchen«, ahmte ihre Tante sie nach. »Das nützt dir auch nichts. Ich sage dir jetzt mal was: Max ist sicher kein Heiliger, aber er hat bestimmt keine Affäre mit dieser schrecklichen Frau gehabt. Ich hätte gemerkt, wenn er mich angelogen hätte.«
Johanna blickte sie lange an. »Ich weiß es nicht«, sagte sie schließlich. »Ich wünschte, dass … Aber darum geht es doch im Moment gar nicht.«
Ein lautes Klopfen an der Zimmertür unterbrach sie.
»Ja?« Johanna war mit wenigen Schritten an der Tür.
»Wir sind’s. Heinz und Walter.«
Sie schoben sich durch die geöffnete Tür und blieben überrascht mitten im Zimmer stehen. Heinz fing sich als Erster.
»Das ist ja hier sehr … kreativ.«
»Das ist nicht unsere Schuld«, begann Finchen zu erklären, wurde aber von Heinz unterbrochen.
»Machen Sie sich keine Mühe, Josefine, ich habe zwei Töchter, deren Zimmer sahen immer so aus.«
Johanna begann, die auf dem Bett liegenden Sachen wieder in ihre Tasche zu stopfen. »Das ist keine Unordnung«, sagte sie. »Hier war jemand drin und hat mir mein Aufnahmegerät geklaut. Nachdem er oder sie vorher alles durchwühlt hat.«
»Was?« Walter fuhr herum und sah sie entsetzt an. »Dann müssen Sie alles so lassen. Ich rufe die Polizei. Heinz, gib mir mal dein Handy, meins ist auf dem Zimmer.«
»Hier ist ein Funkloch.« Heinz strich unbeholfen die Bettdecke glatt. »Und unser Telefon ist auch tot. Sollen wir zur Rezeption gehen?«
»Nein.« Johanna drehte sich zu ihm. »Wir rufen nicht die Polizei. Unsere Wertsachen sind alle noch da. Ich will selbst rauskriegen, welcher Idiot das hier war.«
»Johanna hatte ein Aufnahmegerät dabei«, fügte Finchen etwas schmallippig dazu. »Das ist weg.«
»Machen Sie eine Reportage fürs Radio?«, fragte Heinz neugierig. »Über die Schlei? Für Ihre Sendung? Josefine, habe ich Ihnen erzählt, dass ich der allergrößte Fan von Johanna Jäger bin? Ich habe ganz schnell gewusst, dass Ihre Nichte meine Lieblingsmoderatorin ist. Ich habe ein gutes Gedächtnis für Stimmen.«
»Danke, Heinz, aber meine Tante ist verärgert darüber, dass ich hier recherchiere.«
»Du hast vertrauliche Gespräche mitgeschnitten«, mischte Finchen sich ein. »Du machst nichts über die Schlei, du hast die Vorträge von Herrn Tacke und Herrn Kruse aufgenommen. Und wahrscheinlich auch die Gespräche bei Tisch.«
»Stimmt das?« Walter hielt Johanna am Ellenbogen fest. »Haben Sie die ganze Zeit aufgenommen?«
»Ja.« Johanna sah ihn an.
Walter legte die Stirn in Falten. »Aber jetzt ist das Gerät weg?«
»Ja.«
»Alles umsonst?«
»Nein.« Johanna zog langsam eine Karte aus der Innentasche ihrer Jacke. »Die Speicherkarte im Gerät war gerade neu eingelegt. Die bespielte hatte ich gewechselt.«
Ein Lächeln setzte sich in Walters Gesicht fest. »Das ist sehr schön, Julia. Ich kann nämlich meine Notizen auf den Bierdeckeln kaum lesen. Das ist ja so schlechte Pappe, die saugt den Kugelschreiber regelrecht weg.«
»Du denkst wirklich immer nur an dich, Walter.« Heinz war erschüttert. »Johanna ist ausgeraubt worden und du redest über deine Bierdeckel. Hier stimmt doch was nicht. Ganz und gar nicht. Dieser Bauer von gestern Abend ist auch wieder aufgetaucht, ein gruseliger Typ, wenn ihr mich fragt. Aber wenigstens war er ganz.« Er atmete tief ein und aus. Dann fuhr er entschlossen fort: »Wir sollten doch die Polizei alarmieren.«
»Oh nein!« Finchen hatte sich vor ihm aufgebaut und klopfte mit ihrem Zeigefinger auf seine Brust. »Das machen wir nicht. Wenn ich irgendetwas hasse, dann sind es Menschen,die sich zum Affen machen. Zu denen gehören wir bitte nicht. Was sollen wir der Polizei denn erzählen? Dass sich meine Nichte unter dem Vorwand, ihre alte Tante zu begleiten, in eine ahnungslose Reisegruppe eingeschmuggelt hat,
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