Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
leichtgemacht. Wir waren vor ein paar Jahren mal zusammen auf Norderney, da hat sie sich sofort unsterblich verliebt. Johann. Weißt du noch, Walter? Meine Güte, das war auch so ein ewiges Hin und Her. Ich war nicht so sehr dafür, als Vater hat man ja doch eine Antenne. Und das hielt auch nur ein Jahr. Aber jetzt hat sie einen netten Freund. David. Der hat wenigstens einen guten Job. Da muss man ja auch hingucken. Man will die Kinder doch irgendwann mal von der Tasche haben. Was ist denn, Walter?«
Sein Schwager hustete angestrengt. »Christine ist Ende vierzig«, antwortete er. »Sie ist Journalistin und liegt dir seit fast dreißig Jahren nicht mehr auf der Tasche. Du tust immer so, als wäre sie gerade erst ausgezogen.«
»Es kommt mir auch so vor«, sagte Heinz langsam und mit verträumten Augen. »Ich sehe sie noch vor mir, wie sie mit ihrem kleinen roten Fahrrad …«
»Heinz.« Walter war wirklich ein Klotz. »Wenn du jetzt von ihrem ersten Schultag anfängst, gehe ich ins Bett.«
»Schon gut.« Heinz trank einen Schluck Bier und wischtesich den Mund ab. »Und jetzt zu Johanna. Also, der Max kommt gleich hierher, als Überraschung, damit die beiden sich vertragen. So ist der Plan, oder?«
Er wartete auf Finchens Nicken und fuhr fort. »Und jetzt befürchten Sie, dass Johanna das gar nicht gut findet und sowohl Sie als auch Max zur Schnecke macht. Und danach abreist. Und alles hinterher viel schlimmer ist. Stimmt’s?«
»Woher wissen Sie …«
Heinz lächelte sie an. »Genau diese Befürchtungen hätte ich an Ihrer Stelle auch. Ich glaube, das müssen wir sehr behutsam angehen. Ich gucke mir als Erstes diesen Max in Ruhe an. Und dann rede ich mal mit Johanna. Ich glaube, ich bin ihr sympathisch und sie hört auf mich. Ich gehe gleich mal los und suche sie. Nicht wahr, Walter, das wäre doch gelacht, wenn wir das junge Glück nicht wieder zusammenkriegen würden.«
Das Knurren seines Schwagers nahm er als Zustimmung.
Johanna schlenderte langsam und unauffällig an den Mülltonnen im Hinterhof vorbei. Erst nachdem sie sich zweimal umgesehen hatte, öffnete sie den ersten Deckel. Kartoffelschalen, Kaffeefilter, Blumenkohlblätter, über allem lag ein fauliger Geruch. Johanna schloss den Deckel behutsam, um keinen Lärm zu machen. In der nächsten Tonne türmten sich leere Konservendosen, in der dritten alte Zeitungen und Papier. Hier wurde der Müll ordentlich getrennt, Johanna fragte sich, unter welche Rubrik ein Aufnahmegerät fiele.
»Suchen Sie etwas?« Mit lautem Krachen ließ Johanna den Deckel fallen und fuhr herum. Schon wieder Patrick Dengler mit seinem Anschleichschritt.
»Oder warum gucken Sie in alle Mülltonnen?«
»Herr Dengler.« Es reichte ihr jetzt. »Können Sie mir bitte sagen, was genau Sie von mir wollen? Ich kann dieses ewige Anschleichen wirklich nicht mehr ertragen. Es nervt.«
Er ging einen Schritt auf sie zu und hob wie zur Beruhigung die Hand. »Ich schleiche mich nicht an. Ich gehe so leise. Und ich will gar nichts. Nur fragen, ob ich Ihnen helfen kann.«
»Wobei denn?« Johanna wurde unwirsch. »Beim Mülltonnenöffnen?«
»Ich weiß nicht, warum Sie jetzt so giftig werden«, sagte Dengler. »Ich wollte nur wissen, was Sie hier machen.«
»Das, Herr Dengler«, antwortete Johanna und stellte sich dicht vor ihn, »das geht Sie, mit Verlaub, überhaupt nichts an. Ich weiß nicht, wieso Sie hinter mir her schnüffeln, aber kümmern Sie sich doch besser mal um Ihre Frau Mutter. Die lässt sich sonst nämlich für viel Geld irgendwelche Wohnungsanteile andrehen. Schönen Abend noch.«
Sie ließ ihn stehen und marschierte wütend in Richtung Schleiufer. Wenn sie jetzt nicht für einen Moment aufs Wasser guckte, bekäme sie richtig schlechte Laune. Und außerdem gab es da unten vielleicht die Möglichkeit, Daniel anzurufen.
Direkt am Ufer lag ein großer Stein, auf den Johanna sich setzte; dann schleuderte sie aufatmend ihre Schuhe von den Füßen. Das Wasser war eiskalt, beruhigte aber in Sekundenschnelle sowohl ihre Füße als auch ihr Gemüt. Sie verstand gar nicht, warum ein Idiot wie Dengler sie so in Wallung bringen konnte. Und nicht nur der, sondern auch diese zickige Lisa Wagner. Die es doch tatsächlich geschafft hatte, ihr das Einzelgespräch zu vermasseln. Das war dochnie im Leben deren Entscheidung gewesen. Vermutlich war es dieser alberne Tacke, der von Anfang an misstrauisch gewesen war. Johanna fragte sich, warum, er war ja nicht gerade ein Ausbund an
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