Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
Runde um den Pudding. Ihr sitzt ja bestimmt noch länger hier.«
Finchen schreckte alarmiert auf. »Wieso das denn? Und wie lange? Du kommst doch aber wieder, oder?«
»Mal sehen«, antwortete Johanna etwas irritiert. »Warum?«
»Weil …« Finchen zögerte kurz, dann sagte sie: »Weil ich nachher noch etwas mit dir besprechen will. Also, spätestens in einer Stunde, oder?«
»Na klar.« Johanna drehte sich zur Tür, wurde aber von Walter aufgehalten.
»Und was ist mit dem Bier?«
»Danke, kann weg.«
Die drei sahen ihr nach, bis sie im Gang verschwunden war, dann griff Walter nach ihrem Glas und kippte den Inhalt in seines. Heinz schüttelte resigniert den Kopf, was Walter mit einem knappen »Ich habe es doch auch bezahlt« kommentierte. Dann wandte er sich an Finchen: »Aber Sie haben nicht vor, eine eventuelle Geldanlage mit Ihrer Nichte zu besprechen, oder?«
»Nein, nein«, entgegnete Finchen und sah auf ihre Uhr. »Ich will kein Geld hier anlegen, ich habe diese Reise aus ganz anderen Gründen gemacht. Aber bislang war ich total erfolglos.«
»So.« Aufmerksam beugte Walter sich zu ihr. »Erzählen Sie es uns ruhig, vielleicht können wir behilflich sein.«
Finchen blickte die beiden nachdenklich an. »Es ist aber mehr privat. Es geht um meine Nichte. Und um Liebeskummer.«
»Das ist eine meiner leichtesten Übungen.« Jetzt rutschte Heinz näher zu ihr. »Ich habe eine Schwester und zwei Töchter. Wenn sich hier irgendjemand mit solchen Dingen auskennt, dann bin ich das.«
Walter räusperte sich. »Inge hat keinen Liebeskummer. Hat sie noch nie gehabt.«
Ungeduldig winkte Heinz ab. »Lass doch, Walter. Früher schon. Aber meine Töchter hatten dauernd welchen. Also, Josefine, die Geschichte ist bei mir in besten Händen, mir fällt da bestimmt eine Lösung ein.«
Überzeugt holte Finchen Luft und begann ganz von vorn zu erzählen. »Johanna hat Max im Sender kennengelernt. Es war Liebe auf den ersten Blick, beide schön, beide klug, beide nicht mehr zu jung – ein Traumpaar.«
Fünf Minuten später war sie endlich auf den Punkt gekommen.»Und jetzt habe ich vor meiner Abreise ein paarmal mit Max telefoniert und ich glaube ihm. Er hat nichts mit dieser Frau gehabt. Aber Johanna ist zu stur, um über ihren Schatten zu springen. Deshalb habe ich Max hierherbeordert. Er müsste in der nächsten Stunde kommen. Ich hoffe nur, Johanna taucht auch rechtzeitig wieder auf. Sonst weiß ich auch nicht.«
Walter hatte während der ausführlichen Berichterstattung ein paarmal gegähnt. »Und Sie sind sicher, dass Ihre Nichte das überhaupt will?«
Mit einem knappen Blick auf ihn antwortete Finchen: »Natürlich. Max ist wunderbar. Und die beiden haben sich so gut verstanden. Sie arbeiten vielleicht ein bisschen zu viel und sehen sich zu wenig, aber das ist bei den jungen Leuten nun mal so. Das könnten sie jetzt nach dieser Krise mal ändern. Müssen sie auch.«
»Aber …« Walters Interesse an Liebesgeschichten hielt sich in Grenzen. Heinz unterbrach ihn rechtzeitig. »Hören Sie nicht auf meinen Schwager, er ist in solchen Dingen ein Klotz. Er weiß noch nicht mal, wie der derzeitige Freund seiner Tochter Pia heißt. Das interessiert ihn einfach nicht.«
»Pia hat gar keinen Freund.«
»Doch, Walter.« Heinz antwortete mit Nachdruck und nickte zur Bestätigung in Finchens Richtung. »Er heißt Torsten Keller und ist ein Kollege von ihr. Ganz nett.«
»Wer erzählt denn so was?« Walter fuhr hoch und starrte Heinz an. »Das hast du dir doch ausgedacht.«
»Das hat Pia vor drei Wochen erzählt, als wir alle zusammen bei euch in der Küche saßen. Sie hatte sogar ein Foto dabei. Du hast die ganze Zeit über dieses Sudoku gemacht und immer nur ›Ach ja, schön, Kind‹ gesagt. Ich aber höre richtig zu.«
»Aber nur, wenn du dein Hörgerät angestellt hast. Das machst du ja auch …«
»Wie auch immer«, versuchte Finchen den aufkommenden Streit zu verhindern. »Johanna weicht jedem Gespräch aus und ich hatte gehofft, dass wir hier Gelegenheit dazu haben würden. Hätte ich sie einfach so drei Tage eingeladen, dann hätte sie sofort abgelehnt, ich kenne das Kind doch. Sie aber meinte wohl, dass ich langsam senil werde und deswegen an seltsamen Reisen teilnehme. Sie dachte, sie müsste mir helfen, dabei ist es genau umgekehrt.«
»Tja, ja«, sinnierte Heinz, »das ist überall dasselbe, kaum werden sie älter, glauben sie, dass sie alles besser wüssten als wir. Meine Tochter hat es mir auch nicht
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