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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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wie er könnte solch eine Täuschung nicht vergeben.«
    Seit jenem Tag hatten Beatrix und Prudence sich nur noch zufällig auf der Straße gesehen, aber nicht mehr gesprochen. Und es wurden keine weiteren Briefe geschrieben.
    Beatrix quälte es, weil sie sich ohne Unterlass fragte, wie es Christopher ging, ob Albert bei ihm war, ob seine Wunden richtig heilten … Leider hatte sie kein Recht, ihn das zu fragen.
    Das hatte sie nie gehabt.
    Zum Jubel von ganz England fiel Sewastopol im September 1855, und die Friedensverhandlungen begannen im Februar des darauffolgenden Jahres. Beatrix’ Schwager Cam bemerkte, dass die Briten zwar gewonnen hätten, ein Krieg jedoch stets einen Pyrrhus-Sieg bedeutete, konnte man doch unmöglich den Preis all der Leben ermessen, die beschädigt oder verloren waren. Dem stimmte Beatrix voll und ganz zu. Alles in allem waren über einhundertfünfzigtausend alliierte Soldaten im Kampf oder an Krankheiten gestorben sowie über einhunderttausend Russen.
    Als der lang ersehnte Befehl erging, dass die Regimenter nach Hause zurückkehren sollten, erfuhren Audrey und Mrs. Phelan, dass Christophers Rifle Brigade Mitte April in Dover ankommen und von dort nach London weiterziehen sollte. Die Ankunft der Rifles wurde mit besonderer Spannung erwartet, da Christopher als Nationalheld galt. Sein Bild war aus Zeitungen ausgeschnitten und in Ladenfenstern ausgestellt worden, und die Berichte über seine Tapferkeit waren in allen Tavernen und Kaffeehäusern zu hören. Dörfer und Grafschaften verfassten Lobschriften auf ihn, die sie ihm feierlich überreichen wollten, und nicht weniger als drei Zeremonienschwerter, mit seinem Namen eingraviert und Juwelen besetzt, wollten ihm hochrangige Politiker als Belohnung für seine Dienste verleihen.
    An dem Tag indes, als die Rifles in Dover landeten, fehlte Christopher zur allgemeinen Verwunderung bei den Feierlichkeiten. Die Menge am Kai jubelte der Rifle Brigade zu und rief nach dem berühmten Scharfschützen, doch es schien, als wollte Christopher die Menge, die Zeremonien und die Bankette absichtlich meiden. Er kam nicht einmal zum Fest-Dinner, das die Königin für ihn gab.
    »Was glaubst du, was mit Captain Phelan passiert ist?«, fragte Beatrix’ ältere Schwester Amelie, als er seit drei Tagen vermisst wurde. »Wie ich den Mann erinnere, war er ein recht geselliger Mensch, der all diese Aufmerksamkeit genießen sollte.«
    »Durch seine Abwesenheit gewinnt er sogar noch größere Aufmerksamkeit«, sagte Cam.
    »Er möchte keine Aufmerksamkeit«, erwiderte Beatrix, weil sie nicht widerstehen konnte. »Er hat sich in einen Bau verkrochen.«
    Cam hob eine Braue und sah sie amüsiert an. »Wie ein Fuchs, meinst du?«
    »Ja. Füchse sind schlau. Selbst wenn sie sich von ihrem Ziel zu entfernen scheinen, drehen sie immer rechtzeitig um und machen am Ende alles gut.« Beatrix zögerte und sah durchs Fenster hinaus zum Wald, der von einem harschen, verspäteten Frühling überschattet war. Es hatte zu viel Ostwind und zu viel Regen gegeben. »Captain Phelan möchte nach Hause kommen, hält sich aber versteckt, bis die Hunde aufhören, ihm nachzustellen.«
    Danach war sie still und nachdenklich, während Cam und Amelia weiterredeten. Es mochte pure Einbildung sein, doch sie hatte solch ein Gefühl, dass Captain Phelan ganz in der Nähe war.
    »Beatrix.« Amelia stand neben ihr am Fenster und legte ihr einen Arm um die Schultern. »Bist du melancholisch, meine Liebe? Vielleicht hättest du für die Saison mit deiner Freundin Prudence nach London fahren sollen. Reise ihr doch nach. Du könntest bei Leo und Catherine wohnen, oder bei Poppy und Harry im Hotel …«
    »Ich verspüre nicht den geringsten Wunsch, die Ballsaison mitzuerleben«, antwortete Beatrix. »Das habe ich schon viermal, und ich möchte sagen, es war mindestens dreimal zu viel.«
    »Aber du bist sehr begehrt. Die Herren bewundern dich, und vielleicht ist jemand Neues dort.«
    Beatrix blickte gen Himmel. »In der Londoner Gesellschaft ist niemals jemand Neues.«
    »Stimmt«, pflichtete Amelia nach kurzem Nachdenken bei. »Dennoch glaube ich, dass es dir in der Stadt besser erginge als auf dem Lande. Hier ist es viel zu ruhig für dich.«
    Ein kleiner dunkelhaariger Junge kam auf einem Steckenpferd ins Zimmer gestürmt, stieß einen Schlachtruf aus und schwenkte sein Holzschwert. Es war Rye, der viereinhalbjährige Sohn von Cam und Amelia. Als der Junge vorbeipreschte, stieß er mit dem Stab seines

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