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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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nützlich zu machen. Es gab immer Leute, die Hilfe brauchten, einschließlich der Pächter und Bauern auf den Ramsay-Ländereien. Und da ihre Schwester Win in Irland und Amelia mit dem Haushalt beschäftigt war, blieben nur Beatrix die Zeit und die Mittel, sich wohltätig zu engagieren. Sie brachte den Kranken und Armen im Dorf Essen, las einer alten Frau vor, die nicht mehr richtig sehen konnte, und unterstützte die örtliche Pfarrei in ihrer karitativen Arbeit. Sie stellte fest, dass solche Bemühungen ihren ganz eigenen Lohn einbrachten. Solange sie nämlich abgelenkt war, wurde sie nicht so leicht melancholisch.
    Als sie nun Albert mit Leo beobachtete, fragte Beatrix sich, wie Christopher auf den gewandelten Hund reagieren würde.
    »Ein neues Familienmitglied?«, fragte Leo.
    »Nein, nur ein Gast«, antwortete Beatrix. »Er gehört Captain Phelan.«
    »Wir haben Phelan einige Male während der Saison getroffen«, erzählte Leo und grinste. »Ich sagte ihm, wenn er weiterhin darauf bestünde, jedes Kartenspiel zu gewinnen, müsste ich ihn künftig schneiden.«
    »Wie ging es Captain Phelan, als ihr ihn traft?«, fragte Beatrix betont gelassen. »War er wohlauf und guter Dinge?«
    Catherine antwortete nachdenklich: »Er wirkte gesund und gab sich ausgesprochen charmant. Man traf ihn übrigens oft in Begleitung von Prudence Mercer.«
    Es versetzte Beatrix einen Stich, und rasch wandte sie das Gesicht ab. »Wie nett«, sagte sie leise. »Ich bin sicher, dass sie ein hübsches Paar sind.«
    »Es wurde schon von Verlobung gesprochen«, ergänzte Catherine und lächelte ihrem Mann zu. »Vielleicht wird sich Captain Phelan am Ende vor der Liebe einer anständigen Dame geschlagen geben.«
    »Auf jeden Fall hat er sich vor anderen Damen schon mehrfach geschlagen gegeben«, erwiderte Leo in einem solch vorwurfsvollen Tonfall, dass seine Frau lachte.
    »Und das aus deinem Munde!« Catherines Augen blitzten belustigt.
    »Das ist alles lange her«, verteidigte Leo sich.
    »Sind unanständige Damen unterhaltsamer?«, fragte Beatrix ihn.
    »Nein, meine Liebe. Sie dienen lediglich als Kontrast.«
    Den Rest des Abends war Beatrix sehr still. Der Gedanke an Christopher und Prudence als Paar ließ sie sich elend fühlen. Verlobt, vermählt, einen Namen teilend.
    Das Bett teilend.
    Noch nie hatte sie Eifersucht erlebt, und sie war eine Pein. Eifersüchtig zu sein ähnelte einem langsamen Gifttod. Prudence hatte sich den Sommer über von einem gut aussehenden und heldenhaften Soldaten umwerben lassen, während Beatrix denselben Sommer mit dessen Hund verbrachte.
    Und bald würde er Albert holen; dann hätte sie nicht einmal mehr seinen Hund.
    Das Erste, was er bei seiner Rückkehr nach Stony Cross erfuhr, war, dass Beatrix Hathaway Albert gestohlen hatte. Die Bediensteten besaßen nicht einmal den Anstand, sich darob beschämt zu zeigen. Sie tischten ihm eine tolldreiste Geschichte auf, der Hund wäre weggelaufen und Beatrix hätte darauf bestanden, ihn bei sich aufzunehmen.
    Obwohl er müde von der zwölfstündigen Fahrt war, Hunger hatte und sich staubig und furchtbar schlecht gestimmt fühlte, ritt er umgehend nach Ramsay House. Es war höchste Zeit, Beatrix’ Einmischungen ein für alle Male zu unterbinden.
    Als er Ramsay House erreichte, setzte bereits die Dämmerung ein. Schatten krochen durch die Wälder, bis die Bäume einem Vorhang glichen, der das Herrenhaus einrahmte. Die untergehende Sonne tauchte das Gebäude in einen rötlichen Schein und brachte die Fensterscheiben zum Glänzen. Mit seiner charmant unregelmäßigen Dachlinie und den zahlreichen Schornsteinen schien das Haus wie aus dem fruchtbaren Hampshire-Boden erwachsen, als wäre es Teil des Waldes, ein lebendiges Ding, das nach unten wurzelte und sich oben gen Himmel streckte.
    Stallburschen und sonstige Bedienstete waren gerade dabei, Tiere zur Nacht in die Scheunen und Pferde in die Ställe zu bringen.
    Christopher blieb für einen Augenblick in der Einfahrt stehen und besah sich die Szenerie. Er kam sich wie ein Außenseiter, ein Störenfried vor.
    Entschlossen, seinen Besuch kurz zu halten, ritt er zum Hauseingang, erlaubte einem Diener, ihm das Pferd abzunehmen, und ging zur Tür.
    Die Haushälterin öffnete ihm, und er bat, Beatrix sprechen zu dürfen.
    »Die Familie isst gerade zu Abend, Sir …«, begann die Haushälterin.
    »Ist mir gleich. Entweder holen Sie mir Miss Hathaway her, oder ich gehe zu ihr.« Er war gewiss, dass man ihn ohnedies nicht

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