Herzschlag der Nacht
schwöre.«
»Schwöre es bei Johns Grab«, verlangte sie.
Stille trat ein.
»Wusste ich’s doch«, sagte Audrey. »Wenn ich dir nicht vertrauen kann, ihr kein Leid anzutun, werde ich dir auf keinen Fall sagen, wer sie ist.«
»Ist sie verheiratet?« Seine Stimme bekam einen heiseren Beiklang.
»Nein.«
»Ist sie in Hampshire?«
Audrey zögerte, ehe sie zaghaft nickte.
»Sag ihr, dass ich sie suchen werde. Und sie wird es bitter bereuen, wenn ich sie gefunden habe.«
Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zur Tür, wo er sich noch einmal zu Audrey umwandte. »Einstweilen darfst du die Erste sein, die mir gratuliert. Prudence und ich sind so gut wie verlobt.«
Audrey wurde aschfahl. »Christopher, was für ein Spiel treibst du?«
»Das wirst du noch erfahren«, erwiderte er eisig. »Du und deine mysteriöse Freundin solltet es genießen. Ihr mögt ja offenbar beide Spiele.«
Kapitel 14
W as zum Teufel esst ihr da?« Leo, Lord Ramsay, stand im Privatsalon von Ramsay House und sah Edward und Emmaline, seine dunkelhaarigen Zwillinge, an, die spielend auf dem Teppich hockten.
Seine Frau Catherine, die mit den beiden zusammen Türme aus Holzklötzen baute, sah lächelnd zu ihm auf. »Sie essen Kekse.«
»Diese?« Leo schaute zu einer Schale mit kleinen braunen Keksen auf dem Tisch. »Die ähneln verdächtig jenen Keksen, die Beatrix dem Hund gegeben hat.«
»Ja, es sind die gleichen.«
»Es sind … Guter Gott, Cat! Was denkst du dir?« Er ging halb in die Knie und versuchte, Edward seinen Keks abzunehmen.
Damit löste er ein empörtes Geschrei aus.
»Meiner!«, rief Edward und umklammerte seinen Keks fest.
»Lass ihn doch«, sagte Catherine. »Die Zwillinge zahnen, und diese Kekse sind sehr hart. Es ist nichts Schädliches in ihnen.«
»Wie kannst du das wissen?«
»Beatrix hat sie gebacken.«
»Beatrix bäckt nicht. Meines Wissens kann sie sich kaum selbst ein Brot buttern.«
»Ich backe oder koche nicht für Menschen«, sagte Beatrix munter, die in diesem Moment hereinkam. Albert tapste hinter ihr her. »Für Hunde schon.«
»Natürlich.« Leo nahm einen der braunen Klumpen aus der Schale und musterte ihn gründlich. »Würdest du mir bitte verraten, welche Zutaten du in diese widerlichen Dinger gerührt hast?«
»Haferflocken, Honig, Eier. Sie sind sehr nährreich.«
Als wollte es ihre Worte bestätigen, kam Catherines zahmes Frettchen Dodger herbeigelaufen, kletterte an Leo hinauf und entwand ihm den Keks, um damit unter dem nächsten Sessel zu verschwinden.
Catherine lachte verhalten, als sie Leos Gesicht sah. »Sie sind aus den gleichen Zutaten gemacht wie Zahnkekse, Mylord.«
»Na schön«, murmelte Leo finster. »Aber wenn die Zwillinge anfangen, zu bellen und ihre Spielsachen zu vergraben, weiß ich, wessen Verschulden es ist.« Er setzte sich zu seiner Tochter auf den Fußboden.
Emmaline schenkte ihm ein breites Grinsen und hielt ihm ihren angesabberten Keks an den Mund. »Da, Papa.«
»Nein, danke, mein Liebes.« Als er bemerkte, dass Albert ihn mit der Nase anstupste, drehte Leo sich um, um ihn zu streicheln. »Ist das ein Hund oder ein Straßenbesen?«
»Das ist Albert«, antwortete Beatrix.
Prompt warf sich der Hund auf die Seite und klopfte mit dem Schwanz auf den Boden.
Beatrix lächelte. Vor drei Monaten wäre ein solches Bild unvorstellbar gewesen. Albert wäre so feindselig und verängstigt gewesen, dass sie niemals gewagt hätte, ihn in die Nähe von Kindern zu lassen.
Aber mit Geduld, Liebe und Disziplin – nicht zu vergessen einer Menge Hilfe von Rye – war Albert ein ganz anderer Hund geworden. Nach und nach hatte er sich an den belebten Haushalt wie auch an die anderen Tiere gewöhnt. Nun begrüßte er alles Unbekannte mit Neugierde anstelle von Angst und Aggressivität.
Albert hatte außerdem zugenommen, was dringend nötig gewesen war, sodass er sehr viel gesünder aussah. Beatrix hatte ihn aufwendig gepflegt, ihm das Fell richtig getrimmt, die Zotteln um sein Gesicht allerdings gelassen, weil sie ihm solch eine lustige Note verliehen. Wenn Beatrix mit Albert ins Dorf ging, kamen die Kinder herbeigelaufen und streichelten ihn, was er sehr genoss. Er liebte Spielen und Apportieren, stahl Schuhe und vergrub sie, wenn es niemand sah. Kurz: Er war ein durch und durch normaler Hund.
Zwar vermisste Beatrix nach wie vor Christopher und machte sich Sorgen um ihn, entdeckte allerdings, dass das beste Mittel gegen ein betrübtes Herz war, sich für andere
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