Herzschlag der Nacht
…«
»Nein.« Christopher bewegte sich erschreckend schnell, und auf einmal war Beatrix zwischen ihm und dem Boxenpfosten gefangen. Seine Stimme war tief und rau. »Fangen wir hiermit an: Haben Sie Prudence geholfen, die Briefe zu schreiben?«
Beatrix blickte mit großen Augen in sein überschattetes Gesicht auf. Ihr Herz raste, und sie fühlte, dass sie rot wurde. »Nein«, brachte sie mühsam heraus, »ich habe ihr nicht geholfen.«
»Wer dann?«
»Niemand half ihr.«
Es war die Wahrheit, nur eben nicht die ganze.
»Sie wissen etwas«, beharrte er. »Und Sie werden mir sagen, was es ist.«
Sie konnte seine Wut spüren. Die Luft war buchstäblich aufgeladen von ihr. Und Beatrix’ Puls flatterte wie der eines Vogels. Sie kämpfte mit einer Flut von Gefühlen, die sie schier überwältigte.
»Lassen Sie mich los«, sagte sie, so ruhig sie konnte. »Ihr Benehmen ist für keinen von uns gut.«
Er kniff die Augen zusammen, was ihm eine noch gefährlichere Ausstrahlung verlieh. »Reden Sie nicht mit mir wie mit einem ungezogenen Hund!«
»Tue ich nicht. Und wenn Sie so erpicht darauf sind, die Wahrheit zu erfahren, warum fragen Sie dann nicht Prudence?«
»Ich habe sie gefragt, und sie belog mich. Nun belügen Sie mich.«
»Sie haben Prudence immer gewollt«, platzte es aus Beatrix heraus. »Jetzt können Sie sie haben. Was bedeuten da noch eine Handvoll Briefe?«
»Sie bedeuten eine Menge, weil ich getäuscht wurde. Und ich will wissen, wie und warum.«
»Stolz«, konstatierte Beatrix verbittert. »Um den geht es Ihnen, nicht wahr? Sie wurden in Ihrem Stolz gekränkt.«
Eine seiner Hände tauchte in ihr Haar und hielt sie sanft, aber unnachgiebig. Ein stummer Schrei entfuhr Beatrix, als er ihren Kopf nach hinten beugte.
»Versuchen Sie nicht, mich abzulenken. Sie wissen etwas, was Sie mir nicht sagen.« Seine freie Hand wanderte zu ihrem entblößten Hals, und einen entsetzlichen Moment lang dachte sie, er könnte sie erwürgen. Stattdessen streichelte er sie zart, und sein Daumen vollführte eine kleine, kreisende Bewegung in der Vertiefung. Sie reagierte mit solcher Intensität auf seine Berührung, dass es sie in Erstaunen versetzte.
Unwillkürlich schloss sie die Augen halb. »Nicht«, hauchte sie matt.
Christopher musste ihr Erschauern als Zeichen von Widerwillen oder Angst gedeutet haben, denn er senkte den Kopf, bis sie seinen Atem an ihrer Wange fühlte. »Nicht ehe ich die Wahrheit weiß.«
Niemals. Wenn sie es ihm sagte, würde er sie hassen, weil sie ihn getäuscht und im Stich gelassen hatte. Manche Fehler konnten nicht verziehen werden.
»Fahren Sie zur Hölle«, sagte sie zittrig. So etwas hatte sie noch zu niemandem gesagt.
»Ich bin in der Hölle.« Er war so nahe, dass seine Beine in die Falten ihres Kleides drückten.
Halb ohnmächtig vor Schuld, Angst und Verlangen, wollte Beatrix seine Hand von ihrem Hals schieben. Seine Finger in ihrem Haar griffen sie fester, bis es beinahe schmerzhaft wurde. Sein Mund war dicht vor ihrem, und Christophers Kraft, Strenge und Männlichkeit umfingen sie vollständig. Sie schloss die Augen, während all ihre Sinne in hilfloser Erwartung verstummten. »Ich bringe Sie dazu, es mir zu sagen.«
Und dann küsste er sie.
Benommen dachte Beatrix, dass Christopher anscheinend glaubte, seine Küsse könnten sie so sehr abschrecken, dass sie alles gestehen würde, wenn er nur aufhörte. Sie wusste nicht, wie er auf die Idee kam, aber das konnte auch damit zusammenhängen, dass sie momentan überhaupt nicht denken konnte.
Sein Mund bewegte sich sanft auf ihrem, bis er den idealen Winkel gefunden hatte. Beatrix bekam weiche Knie und musste die Arme um seinen Hals legen, damit sie nicht zu Boden sank. Gleichzeitig zog Christopher sie näher an sich und erkundete sie. Seine Zungenspitze strich über ihre Lippen.
Sie fühlte sich zunehmend schwerer vor Wonne und spürte den Moment, in dem seine Wut erst von Leidenschaft und schließlich von Verlangen verdrängt wurde. Ihre Finger glitten in sein wundervolles Haar, spielten mit den kurzen Locken, streichelten über seine erhitzte Kopfhaut. Mit jedem Atemzug sog sie seinen Duft nach Sandelholz und warmer, männlicher Haut ein.
Sein Mund verließ ihren und wanderte hinab zu ihrem Hals, wo er Stellen berührte, die ihr ein tonloses Seufzen entlockten. Blind drehte sie das Gesicht leicht, sodass ihre Lippen sein Ohr streiften. Er rang nach Luft und riss den Kopf nach hinten. Seine eine Hand umfasste ihr
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