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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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tauschte Höflichkeiten mit Beatrix, Amelia und Catherine aus. Beatrix mochte den Earl, der ein höflicher und ehrbarer Mann war und von dessen Freundschaft die Hathaways schon bei zahlreichen Gelegenheiten profitiert hatten. Mit seinen kantigen Zügen, dem pechschwarzen Haar und den dunklen Augen war er eher eindrucksvoll als gut aussehend, und er strahlte die Gelassenheit eines mächtigen Gentleman aus, der kein großes Aufhebens um seine Position machte. Westcliff forderte Catherine zum Tanz auf – ein Gunstbeweis, der keinem der anderen Gäste entging –, und sie willigte lächelnd ein.
    »Wie freundlich er ist«, sagte Amelia zu Beatrix, als die beiden zusahen, wie der Earl Catherine in die Mitte der tanzenden Paare führte. »Mir ist aufgefallen, dass er es niemals versäumt, den Hathaways Aufmerksamkeit zu schenken. Deshalb wagt es keiner, uns zu schneiden oder auf uns herabzusehen.«
    »Ich glaube, ihm gefallen unkonventionelle Menschen. Er ist nicht annähernd so gesetzt, wie man meinen könnte.«
    »Ja, zumindest sagt Lady Westcliff das«, antwortete Amelia schmunzelnd.
    Beatrix’ Lächeln erstarb, als sie ein schönes Paar auf der anderen Seite des Saals erblickte. Christopher Phelan unterhielt sich mit Prudence Mercer. Formelles Schwarz und Weiß stand jedem Mann, doch an jemandem wie Christopher wirkte es atemberaubend. Er trug die Kleidung mit natürlicher Leichtigkeit, stand entspannt, aber gerade da, die Schultern breit. Das Blütenweiß seiner gestärkten Krawatte bildete einen hübschen Kontrast zu seiner sonnengebräunten Haut, und im Licht der Kronleuchter schimmerte sein Haar in einem goldenen Bronzeton.
    Amelia sah ebenfalls hin und hob die Brauen. »Was für ein anziehender Mann«, stellte sie fest und wandte sich wieder zu Beatrix. »Er gefällt dir, nicht wahr?«
    Bevor Beatrix sich bremsen konnte, warf sie ihrer Schwester einen gequälten Blick zu. Rasch senkte sie die Lider und sagte: »Es gab in der Vergangenheit Dutzende Gelegenheiten für mich, einen bestimmten Herrn zu bevorzugen, und jedes Mal wäre es passend, angemessen und leicht gewesen. Aber nein, ich musste auf jemand Besonderen warten. Auf jemanden, der mir das Gefühl gibt, mein Herz würde von Elefanten zertrampelt, in den Amazonas geworfen und von Piranhas gefressen.«
    Amelia lächelte mitfühlend und legte eine Hand auf Beatrix’. Seit dem Tod der Mutter, als Beatrix zwölf Jahre alt war, war Amelia eine unerschöpfliche Quelle von Liebe und Geduld.
    »Ist das Verliebtheit?«, fragte Beatrix leise. »Denn es fühlt sich viel schlimmer an. Wie eine tödliche Krankheit.«
    »Ich weiß es nicht, meine Liebe. Der Unterschied zwischen Liebe und Verliebtheit lässt sich schwer feststellen. Die Zeit wird es zeigen müssen. Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass er dir zugeneigt ist. Wir alle bemerkten es vorgestern Abend. Warum ermunterst du ihn nicht?«
    Beatrix wurde die Kehle eng. »Ich kann nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Das kann ich nicht erklären«, antwortete Beatrix. »Ich sage nur so viel, dass ich ihn getäuscht habe.«
    Amelia war überrascht. »Wie ungewöhnlich. Du bist die aufrichtigste Person, die ich kenne.«
    »Ich wollte es nicht. Und er weiß nicht, dass ich es war. Aber ich glaube, dass er einen Verdacht hat.«
    »Oh.« Amelia runzelte nachdenklich die Stirn. »Nun, dies scheint wahrlich eine vertrackte Situation. Vielleicht solltest du dich ihm anvertrauen. Seine Reaktion könnte dich verblüffen. Wie sagte Mutter noch früher, wenn wir ihre Geduld allzu sehr strapazierten? … ›Liebe verzeiht alles.‹ Erinnerst du dich?«
    »Natürlich«, sagte Beatrix. Denselben Satz hatte sie Christopher in einem ihrer Briefe geschrieben. Ihre Kehle wurde noch enger. »Amelia, ich kann jetzt nicht darüber sprechen, sonst fange ich noch an zu weinen und werfe mich auf den Fußboden.«
    »Himmel, tu das ja nicht. Jemand könnte über dich stolpern.«
    Eine Fortsetzung des Gesprächs ergab sich nicht, denn ein Herr kam und bat Beatrix um einen Tanz. Obgleich ihr nicht nach Tanzen zumute war, wäre es äußerst taktlos gewesen, eine solche Bitte auf einem privaten Ball abzulehnen. Solange man keine plausible und offensichtliche Ausrede hatte – wie etwa ein gebrochenes Bein –, tanzte man.
    Und es war auch keineswegs unangenehm, diesen Gentleman zum Partner zu haben. Mr. Theo Chickering war ein gut aussehender und liebenswerter junger Herr, den Beatrix während ihrer letzten Saison in London kennengelernt

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