Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
der Anrichte dort fand er eine Flasche Armagnac und goss sich ein Glas ein.
    Der scharfe, pfeffrige Kognak brannte in seiner Kehle. Genau das, was er brauchte. Er hoffte, der Alkohol könnte sich bis in seine eiskalte Seele brennen, stürzte das erste Glas herunter und schenkte sich ein zweites ein.
    Als er ein Kratzen an der Tür hörte, ging er hin und öffnete. Albert kam hereingetapst, schwanzwedelnd und fröhlich schnaufend. »Nutzloser Straßenköter«, sagte Christopher, bückte sich und streichelte ihn. »Du stinkst wie der Fußboden einer Hafenkneipe.« Der Hund stupste fordernd gegen Christophers Hand, hockte sich hin und blickte ihn wehmütig an. »Was würdest du sagen, wenn du sprechen könntest?«, fragte Christopher. »Tja, es ist wohl besser, dass du es nicht kannst. Deshalb hat man ja Hunde. Keine Gespräche, nur bewundernde Blicke und endloses Hecheln.«
    Er zuckte zusammen, als jemand hinter ihm sagte: »Ich hoffe, das erwartest du nicht …«
    Instinktiv fuhr Christopher herum und schlang eine Hand um den zarten Hals.
    »… von deiner Frau«, beendete Beatrix den Satz unsicher.
    Christopher erstarrte. Er hatte seine liebe Not, den Schrecken einzudämmen, holte tief Luft und blinzelte.
    Was in Gottes Namen tat er?
    Er hatte Beatrix gegen den Türrahmen gedrückt, hielt sie im Würgegriff und hatte mit der anderen Faust bereits zum Schlag ausgeholt. Um Haaresbreite hätte er ihr einen Hieb versetzt, der ihr die zarten Knochen brechen könnte.
    Es ängstigte ihn, wie viel Kraft vonnöten war, seine Faust zu lösen und den Arm herunterzunehmen. Seine andere Hand an ihrer Kehle fühlte den zarten Puls und die wellenartige Bewegung, als sie schluckte.
    Sie blickte ihn mit ihren unsagbar blauen Augen an, und sein gewaltbereiter Überlebenstrieb wich blanker Verzweiflung.
    Mit einem erstickten Fluch ließ er sie los und ging zu seinem Glas.
    »Mrs. Clocker sagte, dass du nicht gestört werden willst. Und natürlich ist das Erste, was ich tue, dich zu stören.«
    »Schleich dich nicht noch einmal von hinten an mich heran«, raunte er. »Nie wieder.«
    »Gerade ich hätte es wissen müssen. Ich werde es nicht wieder tun.«
    Christopher nahm einen Schluck aus seinem Glas. »Wieso hättest du es wissen müssen?«
    »Ich bin an wilde Tiere gewöhnt, die es nicht ausstehen können, wenn man sich ihnen von hinten nähert.«
    Er warf ihr einen unheilvollen Blick zu. »Wie günstig, dass sich deine Erfahrung mit Tieren als solch probate Vorbereitung auf die Ehe mit mir erweist.«
    »Ich meinte nicht … Also, was ich meinte, war, dass ich mehr Rücksicht auf deine Nerven nehmen sollte.«
    »Ich habe keine Nerven«, konterte er scharf.
    »Entschuldige. Nennen wir sie anders.« Ihre Stimme war so sanft und beruhigend, dass sie eine Sammlung von Kobras, Tigern, Vielfraßen und Dachsen dazu brächte, sich aneinander zu kuscheln und friedlich einzuschlummern.
    Christopher biss die Zähne zusammen und schwieg.
    Beatrix holte etwas aus ihrer Tasche, was wie ein Keks aussah, und bot es Albert an, der sogleich auf sie zusprang und den Leckerbissen dankbar annahm. Dann führte sie den Hund zur Tür und bedeutete ihm hinauszugehen. »Lauf in die Küche«, munterte sie ihn auf. »Mrs. Clocker gibt dir zu fressen.« Albert flitzte los.
    Nachdem sie die Tür hinter dem Hund geschlossen und verriegelt hatte, kam Beatrix auf Christopher zu. In ihrem lavendelblauen Kleid und mit dem von Kämmen gehaltenen, aufgesteckten Haar sah sie frisch und feminin aus, vollkommen anders als die junge Frau in Kniebundhosen.
    »Ich hätte dich töten können«, murmelte Christopher.
    »Hast du nicht.«
    »Ich hätte dich verletzen können.«
    »Hast du auch nicht.«
    »Gott, Beatrix!« Mit dem Glas in der Hand sank Christopher in einen Sessel am Kamin.
    Sie folgte ihn, wie er am Rascheln ihrer Röcke erkannte. »Eigentlich bin ich nicht Beatrix, sondern ihre viel nettere Zwillingsschwester. Sie hat gesagt, dass du von jetzt an mich haben kannst.« Ihr Blick fiel auf den Kognak. »Du hast versprochen, nicht mehr so etwas zu trinken.«
    »Wir sind noch nicht verheiratet.« Christopher sollte sich schämen, dass er sich auf solch bissige Weise ihrer früheren Worte bediente, doch die Versuchung war einfach zu groß.
    Beatrix verzog keine Miene. »Das tut mir leid. Es ist kein Spaß, sich um mein Wohlergehen zu sorgen. Ich bin unvernünftig und überschätze meine Fähigkeiten.« Sie setzte sich vor ihm auf den Fußboden, die Arme auf seine Knie

Weitere Kostenlose Bücher