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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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zusammen zu sein?«
    »Doch.«
    »Und warum hast du sie nicht genutzt?«
    Christopher drehte den Kopf zu ihr um. »Fragst du allen Ernstes nach Einzelheiten?«
    »Ja.«
    »Beatrix, weißt du, was mit jungen Damen geschieht, die solch ungehörige Fragen stellen?«
    »Sie werden auf Heuböden verführt?«, fragte sie hoffnungsfroh.
    Christopher verneinte wortlos.
    Beatrix umarmte ihn von hinten, sodass er den sanften Druck ihrer weichen Brüste an seinem Rücken spürte. »Erzähl es mir«, flüsterte sie ihm zu. Ihr Atem, der über sein Ohr wehte, löste ein wohliges Kribbeln in Christophers Nacken aus.
    »Es gab Dirnen im Lager«, erzählte er, »die den Soldaten zu Diensten waren. Aber sie waren nicht allzu anziehend, und vor allem halfen sie, diverse Krankheiten im Regiment zu verbreiten.«
    »Die Ärmsten«, sagte Beatrix ernst.
    »Die Freudenmädchen oder die Soldaten?«
    »Beide.«
    Wie bezeichnend für sie, dachte Christopher, Mitgefühl zu zeigen, statt sich angewidert zu geben. Christopher nahm ihre Hand und drückte einen Kuss in die Innenfläche. »Ich hatte auch Angebote von ein oder zwei Offiziersgattinnen, die mit der Brigade reisten. Doch ich hielt es für keine gute Idee, mit der Frau eines anderen zu schlafen, zumal wenn ich hinterher an der Seite ihres Gemahls kämpfen sollte. Und dann, als ich im Lazarett lag, gab es einige Schwestern, die nicht abgeneigt gewesen wären – die richtigen Krankenschwestern, versteht sich, keine von den Barmherzigen Schwestern. Nur hatte ich die langen Belagerungen hinter mir, unzählige Gräber ausgehoben und war verwundet. All das machte mich wenig amourös gestimmt. Also wartete ich.« Er verzog das Gesicht. »Und ich warte noch.«
    Beatrix liebkoste seinen Nacken, worauf ihn abermals seine Erregung zu übermannen drohte. »Ich kümmere mich um dich, armer Mann«, hauchte sie. »Keine Sorge, ich werde es behutsam angehen.«
    Diese Mischung aus Verlangen und Amüsement war neu. Christopher drehte sich um, legte die Arme um Beatrix und zog sie auf seinen Schoß. »O ja, du wirst dich um mich kümmern«, versicherte er ihr und küsste sie leidenschaftlich.
    Später am selben Tag ging Christopher mit Leo zum Sägewerk des Anwesens. Obgleich der Holzhandel der Ramsays nicht annähernd mit den Holzmengen konkurrieren konnte, die in Riverton geschlagen und verarbeitet wurden, betrieb man ihn hier deutlich fortschrittlicher. Wie Leo erzählt hatte, kannte sich der zurzeit verreiste Schwager Merripen am besten in der Wald- und Forstwirtschaft aus. Merripen war der Kundige, wenn es darum ging, welche Bäume geschlagen werden sollten, wie man einen Mischwald ausdünnte und was man wo anpflanzte, um den Fortbestand der Wälder zu gewährleisten.
    Im Sägewerk selbst wurde einige neue Technik eingesetzt, die Harry Rutledge vorgeschlagen hatte, Poppys Ehemann. Nachdem er Christopher die modernen Roll- und Leitplanken gezeigt hatte, auf denen das gesägte Holz sicher und zügig bearbeitet werden konnte, ging Leo mit ihm zurück zum Herrenhaus.
    Sie kamen auf den Holzmarkt und die Abkommen mit Händlern zu sprechen. »Alles, was mit dem Markt zu tun hat«, berichtete Leo, »ob Auktionen oder Verträge mit Abnehmern, regelt Cam. Er besitzt ein Gespür für Finanzen, wie ich es noch bei keinem anderen gesehen habe.«
    »Ich finde es kurios, wie Sie und Ihre Schwäger die Geschäftsbereiche untereinander den jeweiligen Stärken entsprechend aufgeteilt haben.«
    »Bei uns funktioniert es auf diese Weise glänzend. Merripen ist ein Naturbursche, Cam mag Zahlen, und mir kommt die Rolle zu, so wenig wie möglich zu tun.«
    Christopher ließ sich nicht täuschen. »Sie wissen viel zu viel über dies alles, als dass ich Ihnen glauben könnte. Mein Eindruck ist eher, dass Sie viel und hart für diesen Besitz arbeiten.«
    »Ja, doch ich hoffe inständig, dass ich nur weiterhin Unwissenheit vortäuschen kann, damit sie aufhören, meine Mitarbeit einzufordern.«
    Christopher lächelte. Im Gehen sah er zu Boden, wo ihre Stiefel in die langen Schatten schritten, welche die Sonne ihnen vorauswarf. »Ich müsste nicht einmal Ahnungslosigkeit vortäuschen«, sagte er ernster. »Von Holz verstehe ich so gut wie nichts. Mein Bruder hat sich sein Leben lang darauf vorbereitet, wohingegen es mir nie in den Sinn kam – ebenso wenig wie irgendjemand anderem –, dass ich in seine Fußstapfen treten müsste.« Er verstummte und wünschte, die letzte Bemerkung nicht gemacht zu haben. Sie klang, als

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