Herzschlagmelodie - Band 1
sein Zimmer stehlen konnte, ohne dass die kleinen Racker mich entdeckten. Die spielten so gerne mit mir … Pauls Bett sah reichlich zerwühlt aus, von Sophie aber war nichts zu sehen.
„Wo ist Sophie?“ Ich sah mich neugierig um und entdeckte ihre Tasche samt Laptop auf dem Fußboden neben Pauls Bett.
„Sie ist kurz im Bad“, antwortete er mir knapp und setzte sich. Ich grinste ihn fragend an und lauschte, ob ich Sophie hören konnte. Da sie aber scheinbar noch nicht auf dem Weg zurück war, konnte ich Paul ja fragen.
„Und?“ Ich konnte mir ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen.
„Ob wir zusammen sind?“ Paul verstand mich auch ohne weitere Worte. „Ich glaube schon.“
„Aber ihr habt doch nicht … als ich eben anrief?“ Das wäre ganz schön peinlich!
„Nein. Wir haben nur herumgealbert. So eine ist sie nicht. Sie ist echt toll. Mann, Alter, mich hat’s echt erwischt. Die Frau ist eine Bombe! Bäng!“ Paul sprach sonst nur so von Autos. Ihn mal wieder so begeistert zu erleben, war ungewöhnlich.
„Das ist cool! Ich freu mich für dich. Wurde aber auch Zeit!“ Ich boxte Paul gegen den Oberarm und wir rangelten kurz, bis Sophie ins Zimmer kam.
„Jungs. Streitet euch doch nicht wegen mir!“ Sie lachte spielerisch und setzte sich dann zwischen uns.
„Also, was war da jetzt los?“ Und auf einmal war die gute Stimmung verflogen. Ich erzählte ihnen von der Begegnung im Park und dass ich Julie gesagt hatte, dass Sophie und ich nun zusammen seien.
„Okay, das ist Mist. Aber ich bin dir nicht böse, falls du das denkst. Ich glaube, es ist besser, wenn ich Julie anrufe und ihr die Wahrheit sage. Dann wird sie wenigstens nur sauer auf mich sein und nicht auf dich, Henry.“
„Nein, das kommt gar nicht in Frage! Du hast es nur gut gemeint und der Plan hörte sich ja auch toll an. Es konnte ja keiner ahnen, dass das alles so schief gehen würde.“ Ich wollte auf keinen Fall, dass Sophie die ganze Schuld auf sich nahm.
„Naja, irgendwas müssen wir tun. Entweder, wir sagen ihr die Wahrheit oder wir lügen weiter. Aber das führt am Ende vielleicht zu gar nichts? Und wenn ihr irgendwann doch zusammenkommen solltet und sie endlich zu ihren Gefühlen steht, was dann? Du kannst sie ja nicht ein Leben lang anlügen.“ Sophies Stimmung veränderte sich dramatisch. Sie kämpfte mit den Tränen, was auch Paul bemerkte, der sie nun in den Arm nahm. „Was habe ich mir nur dabei gedacht? Das war eine fixe Idee und ich war überzeugt, dass es funktionieren würde. Und nun? Ich habe vielleicht alles kaputt gemacht!“ Sophie lag nun weinend in Pauls Armen, der gar nichts sagte. Ich kannte ja seine Meinung über Julie, doch er schwieg wohl eher Sophie zuliebe.
„Unsinn! Wir machen das jetzt so …“ Ja, ich hatte eine Idee. Die war gar nicht mal so übel und wir konnten die Geschichte noch ein wenig weiterspinnen und am Ende gut ausklingen lassen, ohne dass Julie allzu viel davon mitbekam.
Ich erklärte den beiden meine Strategie, von der ich total überzeugt war.
„Und wenn sich alles gelegt hat und wir zusammen sind, dann sage ich ihr nach und nach die Wahrheit. Da wird sie mir doch wohl kaum böse sein? Und euch auch nicht.“ Ja, ich war damit wirklich zufrieden.
„Okay … Aber wenn es schief geht, dann sage ich ihr die Wahrheit. Dann machen wir Schluss mit diesem ganzen Versteckspiel.“ Sophie war noch immer völlig aufgelöst und klammerte sich an Paul, der sich nun auch zu Wort meldete: „Tja …“, murmelte er und atmete tief durch, bevor er loslegte. „Meine Meinung kennt ihr ja. Eigentlich hat sie das gar nicht verdient, aber was will ich machen … Ich finde ja, ihr macht das viel zu kompliziert. Geh zu ihr, sag, was Sache ist. Wenn sie nein sagt, dann weißt du, woran du bist und aus!“
„Das geht doch nicht! Julie … ist verwirrt, wegen ihrer Eltern! Sie hat nur Angst, zu ihren Gefühlen zu stehen. Sie braucht da einfach ein bisschen Hilfe!“, verteidigte Sophie ihre Freundin. „Wenn Henry jetzt zu ihr geht, verscheucht er Julie womöglich und sie verschließt sich ihm total.“
Aber mit einem waren wir uns alle einig: Das Leben als Teenager war verdammt anstrengend!
Kapitel 20 – Julie
Es war noch immer ein seltsames Gefühl, Tag für Tag in meinem Zimmer zu hocken. Ohne irgendwelche Anrufe oder SMS von meinen Freundinnen. Es war bereits Dienstag und ich hatte Henry zuletzt am Samstag gesehen. Auch von ihm kam keine Nachricht. Ich wälzte mich hin und
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