Herzschlagmelodie - Band 1
nicht so fest, weißt du? Wir haben uns ein paar Mal getroffen, geredet, aber sonst? Nichts … wirklich …“ Nun schien es mir so, als würde sie mich auf meine Reaktion hin testen. Ich bemühte mich, so ruhig wie nur irgend möglich zu wirken, obwohl ich am liebsten kreischend durchs Haus gesprungen wäre. Ich dachte, die beiden wäre ein Paar? Warum ruderte Sophie urplötzlich zurück?
„Das ist doch okay. Dir muss das nicht peinlich sein. Entweder es klappt mit dir und Henry oder es klappt nicht. Ich bin ja schließlich auch mit Sebastian zusammen, das ging auch plötzlich von heute auf morgen.“ Wo kam das denn auf einmal her? Sebastian? Da sprach mein Mund aber schneller, als ich nachdenken konnte, was ich hier von mir gab!
„Sebastian?!“, fragten Candra und Sophie im Chor.
„Der aus dem Wonderland? Den du getroffen hast?“ Sophie hakte nach.
„Ja, genau der. Wir sind seit ein paar Tagen zusammen und er ist toll. Er sieht nicht nur gut aus, sondern küsst auch unglaublich gut.“ Ich geriet ins Schwärmen und dachte mir kurzerhand eine Geschichte aus. Wie die zwei wohl darauf reagieren würden? Auf jeden Fall anders als erwartet. Die beiden starrten mich mit offenem Mund an.
„Was denn?“, fragte ich.
„Ach. Nichts. Toll. Ich freue mich für dich!“ Sophie lächelte gekünstelt und auch Candra versuchte es mit der gleichen Masche.
„Also kommt er mit zum Zelten?“, fragte Candra, mit unsicherer Stimme.
„Mal sehen. Vielleicht.“ Ich zuckte mit den Schultern und hasste mich zugleich für diese total bekloppte Idee. Um ihnen jetzt meinen Freund zu präsentieren, musste ich den erst einmal dazu bringen, wieder mit mir zu sprechen. Sebastian war sicher noch sauer auf mich, also rief ich ihn am besten gleich an, wenn Sophie und Candra aus dem Haus waren.
„Und das ist etwas Ernstes?“ Sophie wirkte nervös, knetete ihre Hände und begann mit ihrem Bein zu zappeln.
„Ja, von meiner Seite aus schon. Er ist einfach perfekt.“ Ich sollte wirklich lernen, meinen Mund zu halten und die Sache nicht noch schlimmer zu machen. Obwohl, was war schon dabei? Sie kannten sich ja gar nicht, also konnte ich auch lügen, dass sich die Balken bogen!
Sophie seufzte resigniert und sah zu Candra hinüber, die auch nicht gerade glücklich wirkte. Okay. Scheinbar hatte ich hier den wunden Punkt getroffen. Warum freuten sie sich nicht ehrlich für mich?
„Ähm, wie auch immer … Oh!“ Sophie sah auf ihre Armbanduhr und sprang mit einem Mal auf. „Wir haben uns ja total verquatscht! Wir wollten doch noch zum, ähm … hier, äh … zu dem …“ Was wurde denn das für eine Vorstellung? Sophie stand da und fuchtelte mit ihrem Arm herum, bis auch Candra sich hinstellte und zustimmend nickte.
„Ja, wir wollten noch zu mir, meine Mutter braucht Hilfe beim Backen und das wollten wir gemeinsam machen.“ Das klang ja nicht sehr überzeugend, dachte ich mir, als ich die beiden ansah. Ich aber tat so, als hätte ich von alldem nichts gemerkt. Ob sie jetzt wirklich zu Candra fahren würden? Ich brachte sie noch zur Haustür, die übliche Umarmung zur Verabschiedung fiel jedoch aus. Ich winkte ihnen zu, als sie sich auf ihre Fahrräder setzten und losfuhren.
„Ich schreibe dir heute noch, versprochen!“, rief Sophie. Ich lächelte nur und winkte.
Nachdem ich die Haustür geschlossen hatte, lief ich schnell in die Gästetoilette. Das kleine Fenster zeigte zur Straße und ich konnte es so öffnen, dass ich die Straße sehen konnte. Nur einen kleinen Spaltbreit, der genügte mir. Ob sie wohl wiederkommen würden? Es dauerte keine zehn Sekunden, da fuhren beide wie vom Blitz getroffen zurück und bogen bei Henry in die Auffahrt ein. Sie versteckten ihre Fahrräder und klingelten bei ihm.
Das gab es doch nicht! Sie hatten mich also eiskalt belogen! Erstatteten sie jetzt Bericht bei Henry, oder was?
Sophie und Candra sahen sich um und schauten zu den Fenstern der Fassade hinauf, bis Henry ihnen öffnete und sie im Haus verschwanden. Ich schloss das Fenster wieder und musste mich auf den heruntergeklappten Toilettensitz setzen, da mir die Beine weich wurden und zu versagen drohten. Da waren sie wieder. Die vielen Tränen und der Zweifel. Warum das alles? Warum ausgerechnet ich und warum zum Teufel sie? Warum Henry? Mein Henry! Wir hatten uns doch immer alles sagen können und jetzt das! Sicher gingen sie jetzt zu ihm und redeten über mich. Lästerten vielleicht oder lachten. Ich hörte es deutlich, als würde
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