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Herzschlagzeilen

Herzschlagzeilen

Titel: Herzschlagzeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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bekannt vor, aber erst nach ein paar Sekunden fiel mir auf, dass er aussah wie eine der griechischen Statuen in meinem Geschichtsbuch. Vermutlich hätte ich mich kein bisschen gewundert, wenn er unter seinem T-Shirt eine Diskusscheibe hervorgezogen und sie in einer eleganten Drehung von sich geschleudert hätte.
    Sein Mund bewegte sich, offenbar sagte er irgendwas. Aber das Baby brüllte mir weiter so laut ins Ohr, dass ich kein Wort verstand.
    Der griechische Gott runzelte die Stirn, sagte wieder etwas und ich bekam weiche Knie. Ganz egal, was er da redete, allein, wie er es sagte, ließ mein Herz schneller schlagen.
    Isa, reiß dich zusammen. Seit wann reagierst du auf so banale Äußerlichkeiten wie dunkle Locken und blaue Augen?
    Irgendetwas in meinem Hinterkopf flüsterte, dass diese Augen nun wirklich alles andere als banal seien, aber ich verbot mir zuzuhören.
    Mister Weißes-T-Shirt zuckte etwas genervt mit den Achseln und machte Anstalten, selbst durch die offene Tür zu verschwinden.
    Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte ich mich, dass von der Mutter dieses Schreihalses auf meinem Arm immer noch nichts zu sehen war, dann schob ich mich schnell hinter meinem Retter ins Haus. Kein Baby der Welt sollte mich davon abhalten, der Einweihung mit dem Oberbürgermeister beizuwohnen.
    Ich hatte Mühe, an dem
Onschelik
-Retter dranzubleiben. So, wie er durch das Gewusel aus Menschen, Kinderwagen und Bobbycars rannte, schien er es ausgesprochen eilig zu haben. Vielleicht wollte er ja auch die Einweihung auf keinen Fall verpassen?
    Als ich ihn endlich eingeholt hatte, stand er umringt von ein paar Erwachsenen und Kindern da und hielt eine Schere in der Hand. Was wollte der denn mit der Schere? Genau genommen fragte ich mich, was er überhaupt hier wollte. Um meine Beine tobten kreischende Kinder, irgendwo weiter hinten leuchtete ein Blitzlicht auf, und neben mir versuchte eine Dame mittleren Alters, sich durch eifriges Händeklatschen Gehör zu verschaffen.
    »Coole Party, oder?« Ich hatte mich endlich zu dem unbekannten Knaben durchgekämpft.
    Mister Weißes-Shirt-der-griechischen-Antike wandte sich mir irritiert zu. Offensichtlich war Ironie ein Fremdwort für ihn.
    »Job ist Job«, sagte er nur und zuckte mit den Schultern.
    Job? Der Typ arbeitete hier? So sahen heute Kindergärtner aus? Für einen Moment überlegte ich, dass es doch sinnvoll sein könnte, wieder zu einer Zweijährigen zu mutieren. Das erklärte zumindest auch die Bastelschere in seiner Hand. Wenn der aber hier arbeitete, konnte er sich gerne auch um verloren gegangene Mütter und deren Schreibabys kümmern. Schnell drückte ich ihm das Brüllkind auf den Arm.
    »Hier, nimm mal, die Mama holt nur den Schnuller und ist gleich wieder da.«
    Das Baby hörte sofort auf zu brüllen und betrachtete seinen neuen Aufpasser mit großen Kulleraugen. Der starrte mit mindestens genauso großen und viel schöneren Kulleraugen zurück.
    Na bitte, gelernt ist eben doch gelernt. Auch wenn ich ein bisschen beleidigt war, dass das jetzt so einfach ging – man erkannte eben doch den Profi. Aber wie kam die Schere jetzt plötzlich in meine Hand?
    »Angelique-Lasalle, Jean-Pierre, wo seid ihr denn, die Mamiiiii ist wieder da?!«
    Fast hätte ich geschrien: »Wir sind hier drüben!«, aber dann fiel mir noch rechtzeitig ein, dass ich weder Angelique-Lasalle noch Jean-Pierre in letzter Zeit irgendwo gesehen hatte und dass ich ja die Verantwortung für die Kinder jetzt sowieso in kompetente Hände abgegeben hatte. Es wurde Zeit, mich endlich um meinen eigenen Job zu kümmern.
    »Kannst du mir sagen, wo der Oberbürgermeister ist?« Ich stieß Mister Perfect in die Seite.
    »Der liegt im Bett. Grippe«, grunzte der neue Babysitter und fing an, das Baby auf seinem Arm ein bisschen zu schaukeln, weil es wieder angefangen hatte zu schreien.
    »Wie? Der ist gar nicht hier? Aber der soll doch den Kindergarten einweihen und ich brauche Fotos von ihm und muss einen Artikel …«
    Dann ging plötzlich alles sehr schnell.
    Jean-Pierre und Angelique-Lasalle tauchten wie aus dem Nichts vor uns auf und fingen an sich zu prügeln. Die Mutter der beiden hatte jetzt zumindest den richtigen Raum gefunden, ich hörte sie schon ganz in der Nähe nach ihren Kindern rufen. Irgendwo in der Ecke stimmte eine Kindergartengruppe das Lied
Danke für diesen guten Morgen
an, eine weibliche Stimme rief laut nach einem Marc, wer immer das war, er wurde offensichtlich jetzt dringend für

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