Herzschlagzeilen
meines schwarzen BHs frech hervor. Ein echter Hingucker. Und Kiki hat recht. So ist es gerade richtig. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Ich schnappe mein Schminkzeug und düse ins Bad.
»Danke, du bist ein Schatz. Bin in zwei Minuten fertig!«, rufe ich meiner Schwester noch über die Schulter zu. Manchmal ist es doch gar nicht so übel, eine kleine Schwester zu haben.
»Immer wieder gern«, zwitschert Kiki. »Den Tipp mit dem Shirt habe ich übrigens aus einem Vampirroman. Dann liegt der Hals schön frei!«
Ich beschließe, einfach so zu tun, als ob ich das nicht gehört hätte.
»Du siehst wunderschön aus«, flüstert mir Nina in der Schule zu. Ich hatte ihr nach dem Friseurbesuch gestern schon ein Foto geschickt, das ich mit meiner Webcam gemacht hatte. Aber ich freue mich trotzdem, dass die Realität offensichtlich hält, was das Foto versprochen hat. Ein paar der anderen sind auch schon da, aber Nina und ich haben uns in die letzte Reihe zurückgezogen, um in Ruhe unsere Neuigkeiten austauschen zu können. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich die ganze Zeit so mit Marc und meinem Problem beschäftigt war, dass ich meine Freundin noch gar nicht nach ihren Erlebnissen in der Tierarztpraxis gefragt habe. Ninas Augen leuchten, während sie von kranken Hamstern und kastrierten Kaninchen erzählt. Ganz offensichtlich hat sie ihren Traumberuf schon gefunden.
Plötzlich unterbricht sie sich und stößt mich in die Seite.
»He, was ist denn?« Irritiert blicke ich auf. Und zwar genau in die Augen von Luke, der mich ungläubig anstarrt.
»Isa?«
»Mach den Mund zu, es zieht.« Nina nimmt selten ein Blatt vor den Mund.
Aber Luke beachtet Nina gar nicht. »Du siehst«, er schluckt, »toll aus!«
Irre ich mich oder starrt Luke mir in den Ausschnitt? Vor Aufregung ist er ganz außer Atem.
Ich sollte mich geschmeichelt fühlen, ich weiß. Schließlich hat meine Verwandlung in eines dieser wunderbaren Wesen, auf die alle Jungen abfahren, ganz offensichtlich funktioniert. Aber Luke ist das falsche Versuchskaninchen. Ihm wollte ich gar nicht gefallen. Mit Luke ist ohnehin schon alles kompliziert genug.
Ich bemühe mich sehr, seinem Blick ganz normal und gelassen zu begegnen.
»Hi, Luke. Wie läuft dein Praktikum?«
Luke starrt mich immer noch an, als sei ich ein Wesen von einem anderen Stern.
»Mein Praktikum? Äh – gut – warum fragst du?«
Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. So leicht ist es, einen Jungen aus der Fassung zu bringen? Ich gefalle mir ja selbst mit meiner neuen Frisur und dem dezenten Make-up, aber mit dieser Wirkung habe ich nicht gerechnet. Das macht mir Hoffnung für meine Begegnung mit Marc.
Der Gedanke an Marc holt mich dann aber auch sofort auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich habe nämlich nach wie vor keine Ahnung, wie ich überhaupt an ihn rankommen soll. Nina und ich haben versucht herauszufinden, welchen Stundenplan er hat, aber leider ohne Erfolg. Das bedeutet, ich kann nur probieren, ihn auf dem Schulhof oder im Gebäude irgendwo abzufangen. Was ich dann zu ihm sagen soll, weiß ich auch immer noch nicht. Ninas Vorschlag, mich für den Auftritt im Kindergarten zu entschuldigen, habe ich rundweg abgelehnt.
»So weit kommt’s noch, dass ich mich bei Mister Perfect entschuldige«, habe ich sie angeraunzt.
Nina hat nur mit den Schultern gezuckt.
»Für die Karriere muss man eben manchmal Opfer bringen«, erinnerte sie mich. Und verdammt noch mal, sie hatte ja recht.
Aber jetzt muss ich erst mal wieder Luke loswerden. Mit ihm im Schlepptau kann ich Marc Behrendt gleich vergessen.
»Warum hast du mich nicht zurückgerufen?«, will Luke gerade von mir wissen. »Hast du denn jetzt deine Außentermine für diese Woche?«
Nina neben mir verdreht die Augen und starrt zur Decke.
»Außentermine?« Für einen Moment weiß ich nicht, wovon Luke spricht. Aber dann fällt es mir wieder ein. Er wollte ja wissen, ob es bei uns eventuell Terminüberschneidungen gibt. Darum habe ich mich gar nicht mehr gekümmert. Ehrlich gesagt bin ich im Moment heilfroh um jeden Termin, bei dem ich Luke nicht begegne.
Ich schüttele den Kopf. »Mein Ausbilder hat gesagt, es entscheidet sich nur von Tag zu Tag, welche Termine wir wirklich machen.«
Als ich Lukes enttäuschtes Gesicht sehe, packt mich sofort wieder das schlechte Gewissen.
»Schade«, seufzt er, »ich hatte gehofft, wir könnten ab und zu zusammen arbeiten. Du schreibst die Artikel und ich mache die Fotos dazu.«
»Nein, daraus
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