Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzschlagzeilen

Herzschlagzeilen

Titel: Herzschlagzeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
Vom Netzwerk:
wie er will, aber wir haben uns immer super verstanden. Wir konnten stundenlang zusammensitzen und quatschen und Blödsinn machen, über die Schülerzeitung diskutieren oder Artikel verreißen. Ist dieser Luke da mir gegenüber tatsächlich noch der gleiche Luke wie früher? Langsam wird das Schweigen zwischen uns unangenehm. Es dehnt sich aus wie ein Kaugummi, auf dem jemand zu lange herumgekaut hat. Und genauso schmeckt es auch. Verlegen rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her. Wie werde ich Luke jetzt nur wieder los? Mein Blick fällt auf die Zeitungen, die ordentlich auf dem Besuchertischchen aufgefächert liegen.
    »Ah, ist das die von heute?«, frage ich und beuge mich vor. »Die habe ich noch gar nicht gesehen.« Ich greife nach der Zeitung. Luke beugt sich ebenfalls vor und unsere Hände berühren sich.
    Irritiert blinzele ich. Warum fühlt sich Lukes Hand so vertraut an?
    Ich halte die Luft an. Versuche, in seinem Gesicht zu lesen.
    Luke sieht mich kurz an, dann schauen wir beide gleichzeitig weg. Was jetzt?
    Luke legt seine Hand auf die Zeitung vor uns. »Das ist die Ausgabe von gestern. Die von heute liegt da vorn auf dem Empfangstresen«, sagt er und zeigt hinter mich.
    Ich drehe mich um. Rosa sieht von ihren Unterlagen auf und winkt mir fröhlich zu.
    Luke ist noch keine zwei Minuten weg, als das Telefon in
Wefis
Büro wieder klingelt. Diesmal stürze ich sofort zum Schreibtisch und gehe ran.
    »Ja, hallo?« Ich schnappe nach Luft.
    »Schätzchen, da ist schon wieder ein junger Mann, der dich sprechen will.« Rosa klingt fast ein wenig neidisch.
    Mein Herz schlägt Purzelbäume. Schon wieder? Ein anderer also?
    »Ich komme! Sag ihm, er soll warten!«
    Ich drücke das Gespräch weg und düse los. Diesmal nehme ich mir nicht mal mehr die Zeit, mich um meine Lippen oder meine Haare zu kümmern, ich habe viel zu viel Angst, Marc könnte mir in der Zwischenzeit wieder davonlaufen.
    Als ich in den Empfangsraum komme, ist der Tresen leer. Mein Blick geht zu der kleinen Sitzgruppe, wo ich vor wenigen Minuten erst mit Luke gesessen habe. Nichts. Ich fühle Panik in mir aufsteigen. Hilflos wende ich mich zu Rosa um, die mir mit einem Telefonhörer in der Hand aufgeregt zuwinkt.
    »Warum hast du denn aufgelegt? Jetzt wartet er doch schon so lange in der Leitung.«
    Aufgelegt? Leitung? Er wartet?
    Ich stürze zum Tresen und reiße Rosa das Telefon aus der Hand.
    »Hallo? Isa hier.« Meinen Herzschlag spüre ich inzwischen sogar auf der Zunge. Ich kann kaum sprechen.
    »Isa? Bist du das jetzt endlich?«
    Marc. Ich seufze vor Erleichterung so tief auf, dass Rosa mich interessiert mustert.
    »Ja, ich bin’s. Entschuldigung. Ich hab dich gesucht. Hier vorn. Also am Empfang. Aber da warst du nicht. Auch nicht bei den Besuchersesseln.«
    Isa, was redest du denn da? Hör auf zu stottern, Menschenskind.
Schnell beiße ich mir auf die Lippen. Marc muss mich ja für total bescheuert halten.
    »Ich kann jetzt nicht so lange telefonieren«, unterbricht dieser meinen Redefluss. »Im Gegensatz zu dir bin ich nämlich in der Schule und die Pause ist schon längst rum. Ich wollte dich nur fragen, ob du morgen Abend Zeit hast?«
    »Morgen Abend? Ja klar!« Ich habe ehrlich gesagt überhaupt keine Ahnung, ob ich Zeit haben werde. Aber das ist mir in diesem Moment egal. Was immer auch sein sollte, nichts wird mich davon abhalten, mich mit Marc zu treffen, wenn er mich sehen will. Vor meinem geistigen Auge sehe ich uns schon Hand in Hand im Kino sitzen und anschließend einen romantischen Abend bei Kerzenschein verbringen.
    »Prima. Ich muss nämlich wieder zu einer Eröffnung. Mein Vater ist immer noch krank. Und ich habe null Lust, mich da allein zu langweilen.«
    Das ist nicht ganz das, was ich hören wollte. Mein Herz stolpert einen Moment. Marc Behrendt will mich nur als Pausenfüller mitnehmen?
Was hast du denn von Mister Kleckershirt anderes erwartet?
, flüstert eine böse Stimme in mir.
    »Eine Eröffnung? Was für eine Eröffnung denn?«
    »Eine Vernissage. Im alten Druckhaus.« Irre ich mich oder klingt Marc genervt?
    »Eine Vernissage?«
    »Ja, eine Kunstausstellung, die morgen beginnt.«
    »Ich weiß, was eine Vernissage ist«, unterbreche ich ihn. »Wer stellt denn aus?« Wenn schon nicht Kino, dann eben Vernissage. Hier geht es schließlich um meine Karriere. Ich habe mich wieder gefangen.
    »Dieser Russe. Du weißt schon. Der letztes Jahr den Kulturpreis gekriegt hat.«
    Boris Yefimenko. Ja. Ich kenne den Namen. Und

Weitere Kostenlose Bücher