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Herzstoss

Herzstoss

Titel: Herzstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
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blieb.
    »Ich versuche lediglich, mir ein Bild der Situation zu machen, Mrs. Taggart. Sie können sich doch bestimmt noch erinnern, was Sie gestern Abend gegessen haben.«
    »Ein Sandwich mit Schinken und Käse«, erinnerte Marcy sich an die Mahlzeit, die sie nie zu sich genommen hatte.
    »Und wie war es?«
    »Lecker.«
    »Das freut mich.«
    »Haben Sie dazu ein Bier getrunken?«
    »Nur eins.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ziemlich.«
    Murphy streckte die Arme über den Kopf, beugte sich dann vor, legte die Ellbogen auf den Schreibtisch und stützte sein Kinn auf den Rücken seiner Hände. »Okay, was würden Sie sagen, wie lange Sie in dem Pub waren? Eine Stunde? Vielleicht zwei? Ich versuche nur, den zeitlichen Ablauf zu rekonstruieren«, erklärte er, bevor Marcy protestieren konnte.
    Sie räusperte sich. War dieser Idiot Kieran tatsächlich so dreist gewesen, sie bei der Polizei anzuzeigen? Versuchte Murphy sie mit einer Reihe scheinbar unschuldiger Fragen in die Falle zu locken? »Ich glaube, so lange war ich nicht da«, sagte sie. »Ich hab mein Sandwich gegessen, mein Bier getrunken und bin dann gegangen.«
    »Wohin?«
    »Nirgendwohin. Ich bin einfach herumgelaufen.«
    »Im Regen?«
    »Hier regnet es die meiste Zeit«, erklärte sie ihm.
    »Das ist leider richtig«, sagte Murphy lachend.
    Marcy lehnte sich zurück und versuchte, entspannt zu wirken und die Lippen zu lösen, damit ihr Lächeln nicht allzu gezwungen wirkte. Sie schlug die Beine übereinander und strich sich das Haar hinters Ohr.
    »Was ist das an Ihrem Ärmel?«, fragte Murphy sofort.
    »Was?« Marcy ließ den Arm rasch sinken und warf einen flüchtigen Blick auf das getrocknete Blut auf ihrem Pullover.
    »Sieht aus wie Blut.«
    »Blut?« Marcy tat, als würde sie genauer hinsehen. »Nein. Natürlich nicht. Das ist bloß Ketchup.«
    »Ach, Ketchup. Dann ist ja gut. Sie sind also ein paar Stunden durch den Regen gelaufen, bis Officer Reagan Sie angehalten hat?«, setzte er die Befragung fort.
    »Ja.«
    »Und Sie haben eine Weile in seinem Wagen mit ihm geplaudert, bis er einen Funkruf wegen eines Einbruchs erhielt …«
    »Ja.«
    »Und anstatt ins Hotel zurückzugehen, wie Sie es ihm meines Wissens versprochen hatten, sind Sie schnurstracks zurück zum Mulcahy’s marschiert.«
    »Ja«, sagte Marcy schuldbewusst. Galt es in Irland als Verbrechen, ein Versprechen zu brechen.
    »Und im Mulcahy’s haben Sie zufällig den Burschen gesehen, der Sie vor ein paar Tagen mit seinem Fahrrad angefahren hat.«
    »Ja.«
    »Zusammen mit Shannon, dem Mädchen, mit dem Sie unlängst in Grogan’s House eine Auseinandersetzung hatten.«
    »Sie verdrehen die Ereignisse …«
    »Und dann haben Sie mitbekommen, wie die beiden eine Entführung geplant hab …«
    »Nein«, unterbrach Marcy ihn, wohl wissend, dass die Frage keineswegs ein Flüchtigkeitsfehler seinerseits war. »Ich habe ein Telefonat von Jax belauscht.«
    »Als Sie ihm nach draußen gefolgt sind«, stellte Murphy fest.
    »Ja.«
    »Und er hat von der Entführung des O’Connor-Babys gesprochen?«
    »Nicht direkt.«
    »Was genau hat er denn gesagt?«
    »Er hat gesagt, alles würde nach Plan laufen«, berichtete Marcy. »Er hat einen Witz über eine ›Operation Babycakes‹ gemacht.«
    »Operation Babycakes?«, wiederholte der Polizist ungläubig.
    »Es klingt lächerlich, ich weiß.«
    »Und Sie haben natürlich angenommen, dass er von dem Baby der O’Connors gesprochen hat.«
    Marcy beschloss, seinen Sarkasmus zu überhören. »Nicht sofort, nein. Ich hatte zunächst keine Ahnung, wovon die Rede war.«
    »Und wann sind Sie darauf gekommen?«
    Marcy zögerte. Das war der Moment, den sie befürchtet hatte, der Moment, in dem sie vom Ärgernis zur Bekloppten wurde. »Später.«
    »Später? Was ist … später … passiert?«
    »Ich hatte einen Traum«, gab sie widerstrebend zu und konnte sich den amüsierten Gesichtsausdruck der beiden Gardai schon vorstellen.
    »Diese Erleuchtung ist Ihnen also in einem Traum gekommen, ja?«, fragte Christopher Murphy, während Colleen Doyle sich von der Wand abstieß und ihr breiter werdendes Grinsen hinter den Fingern ihrer linken Hand zu verbergen suchte.
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Entschuldigen Sie, so hatte ich Sie verstanden.«
    »Der Traum hat mir nur geholfen, die Einzeleile zusammenzufügen.«
    »Vielleicht wären Sie so gütig, mir zu erklären, wie.«
    »Jax hat gesagt, dass alles nach Plan laufen würde«, wiederholte Marcy mit lauter werdender Stimme.

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