Herzstoss
Abend weiß …?«
»Was hast du ihnen erzählt?«
»Die Wahrheit.«
»Und die wäre?«
»Dass ich rein gar nichts über gestern Abend weiß, dich in dem Pub kennengelernt habe, in dem ich arbeite, dass du überzeugt bist, deine Tochter gesehen zu haben, und dass ich versuche, dir zu helfen, weil ich dich erstens mag und dir zweitens tatsächlich glaube.«
Marcy lächelte. »Vielen Dank.«
»Nichts zu danken«, sagte er noch einmal. »Warum hast du mir nicht erzählt, was du gestern Abend vorhattest?«
»Weil du mir schon gesagt hattest, dass ich es nicht tun soll.«
»Das hat ja viel genützt.«
»Ich war dumm«, gab Marcy zu. »Soweit es die Polizei betrifft, habe ich jede Glaubwürdigkeit verloren.«
Liam nickte. »Ich denke, diese letzte Geschichte über den Plan, das O’Connor-Baby zu entführen, könnte den Ausschlag gegeben haben.«
»Es hat sich wahrscheinlich auch ziemlich wirr angehört.«
»Musstest du ihnen erzählen, dass dir die Idee im Traum gekommen ist?«
Marcy öffnete die Lippen kaum, als sie tief ausatmete. Sie war ein Idiot. »Und was machen wir jetzt?«
» Du ?«, fragte Liam laut genug, um die Aufmerksamkeit des Taxifahrers zur erregen, der im Rückspiegel die Brauen hochzog. » Du machst gar nichts. Hast du gehört? Absolut nichts. Es sei denn, du willst, dass man dich einsperrt und den Schlüssel wegwirft.«
»Aber was ist, wenn ich recht habe? Wenn etwas geschieht …?«
»Dann geschieht es eben. Niemand kann behaupten, er wäre nicht gewarnt worden.«
»Glaubst du, dass sie wenigstens mit den O’Connors reden?«, fragte Marcy hoffnungsvoll.
Liam zuckte die Achseln. »Ich glaube, es steht bestimmt nicht ganz oben auf ihrer Prioritätenliste.«
»Würdest du mit ihnen sprechen?«, fragte Marcy nach einer kurzen Pause.
»Ich?«
» Irgendjemand muss sie warnen.« Marcy sah den flüchtigen resignierten Blick in seinen wunderbar grünen Augen, der ihr sagte, dass sie vielleicht auch bei ihm ihre Glaubwürdigkeit verspielt hatte. »Es sei denn, du glaubst mir nicht …«
»Es geht nicht darum, ob ich dir glaube oder nicht.«
»Worum geht es denn?«
»Ich glaube, dass du deine Tochter gesehen hast …«
»Aber?«
»Aber von dort zu der Vorstellung zu kommen, dass sie in irgendeine kriminelle Verschwörung verwickelt sein könnte …«
»Hat für dich auch den Ausschlag gegeben, ja?«, warf Marcy ihm seine eigenen Worte an den Kopf.
Liam seufzte. »Fakt ist: Du hast an einem regnerischen Abend vor einem lauten Nachtclub eine Seite eines Gespräches belauscht, und dann hattest du einen verrückten Traum …«
»Der alles erklärt hat«, sagte sie vehement und hielt inne. Sie war zu müde, diese Unterhaltung noch einmal zu führen. Außerdem hatte er recht. Genau wie Christopher Murphy. Und Colleen Doyle. Und John Sweeny. Und Judith. Und Peter. Verdammt, alle hatten recht. Sie war verrückt.
»Okay, hör zu«, sagte Liam. »Was soll’s? Mitgefangen, mitgehangen, wie man so sagt. Dir zuliebe rede ich mit den O’Connors.«
»Wirklich?«
»Sobald sie zurück sind. Bis dahin wird schon nichts passieren, oder?«
»Die Verbrecher mussten ihren Plan ändern«, bestätigte Marcy. »Was wirst du ihnen sagen?«
»Ich weiß nicht. Irgendwas fällt mir schon ein.«
»Ich komme mit«, sagte Marcy eifrig.
»Nein, du bleibst im Hotel. Hast du verstanden? Du hast schon genug Unheil angerichtet. Du rührst dich nicht von der Stelle. Sind wir uns da einig?«
»Ja«, sagte Marcy widerwillig.
»Ist das Blut?«, fragte er, als sein Blick auf ihren Ärmel fiel.
»Was? Nein.« Marcy tat so, als würde sie den Flecken jetzt erst bemerken. »Ich weiß nicht, was das ist.«
»Für mich sieht es aus wie Blut.«
»Ist es aber nicht. Ich muss irgendwas gestreift haben.« Marcy hasste es, ihren einzigen echten Freund zu belügen. Aber wenn sie zugab, dass es Blut war, musste sie erklären, was mit Kieran passiert war, und sie vermutete, dass so viel Dummheit vielleicht doch mehr war, als er ertragen konnte. »Ich habe diese Sachen jetzt schon seit zwei Tagen an. Ich sollte mir wirklich ein paar neue Klamotten kaufen«, sagte sie, als sie sah, dass sie gerade am Merchant’s Quay Shopping Centre vorbeifuhren. »Können Sie hier anhalten?«, fragte sie und tippte dem Fahrer auf die Schultern.
»Marcy, was um Himmels willen machst du?«, fragte Liam, als sie die Tür öffnete und aus dem Taxi sprang. »Marcy, warte!«
»Mir geht es gut, Liam. Wirklich«, rief sie ihm zu, wohl wissend,
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