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Herzstoss

Herzstoss

Titel: Herzstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
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weiß, haben Sie ein gemütliches Stündchen mit einem meiner Jungs auf dem Vordersitz seines Streifenwagens verbracht«, sagte Murphy und wies mit dem Kopf auf eine aufgeschlagene Aktenmappe auf dem Schreibtisch.
    Marcy ließ die Schultern sacken. »Davon wissen Sie«, seufzte sie, keine Frage, sondern eher eine Feststellung.
    »Marcy Taggart, kanadische Staatsbürgerin, wurde gegen 22 Uhr zu Fuß in den Cork Hills angetroffen«, zitierte er aus dem Gedächtnis. »Ein wenig unsicher auf den Beinen und nach Alkohol riechend, wahrscheinlich angetrunken …«
    »Ich war nicht betrunken.«
    »Nicht? Was denn?«
    »Ich brauchte bloß ein bisschen frische Luft.«
    »Um zehn Uhr abends? Im strömenden Regen? Meilenweit von Ihrem Hotel entfernt?« Murphy nickte und schüttelte dann den Kopf, als würde er mit sich selbst debattieren, wie er am besten weiter mit ihr verfahren sollte. »Und haben Sie das auch heute Morgen getan? Ein bisschen frische Luft geschnappt?« Ein weiteres Kopfschütteln, als Marcy nicht antwortete. »Mrs. Leary hat gesagt, es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass sie Sie beim Haus der O’Connors hat rumschnüffeln sehen.«
    »Ich habe nicht rumgeschnüffelt«, erwiderte Marcy spitz und bereute es sofort. Christopher Murphy war nicht ihr Feind. Wozu brachte sie ihn gegen sich auf? »Wenn irgendjemand rumschnüffelt, dann diese verdammte Mrs. Leary.«
    »Sie hat gesehen, wie Sie durchs Fenster gespäht haben, ums Haus geschlichen sind und in die Garage geguckt haben«, ratterte Murphy mit sorgfältiger Betonung herunter.
    »Ich wollte bloß nachsehen, ob die O’Connors noch da sind.«
    Murphy nickte. »Dass niemand auf Ihr Klopfen und Klingeln reagiert hat, war nicht Hinweis genug?«
    »Ich habe den Beamten schon gesagt …«
    »Sie haben versucht, sie zu warnen«, stellte der Polizist fest, als sein Kollege Sweeny hereinkam und ihm etwas ins Ohr flüsterte, wobei seine Wampe die Uniform seines Vorgesetzten streifte. Murphy nickte mehrmals, und Sweeny verließ mit einem wissenden Lächeln für Colleen Doyle das Zimmer. Die Polizistin stand in der Ecke des Zimmers, die schlanken Knöchel übereinandergeschlagen, mit einer Schulter an die schmutzig weiße Wand gelehnt und so still, dass Marcy ihre Anwesenheit völlig vergessen hatte.
    »Ja, das ist richtig«, sagte Marcy.
    »Vor einer Verschwörung, ihr Baby zu entführen.«
    »Wieder richtig«, sagte Marcy und versuchte die Skepsis in der Stimme des Polizisten zu ignorieren.
    »Und Sie glauben das, weil …?«
    »Das habe ich doch schon erklärt.«
    »Dann erklären Sie es noch einmal.«
    Seufzend fügte sich Marcy in die Prozedur. Da Widerspruch ohnehin zwecklos war, konnte sie ebenso gut kooperieren. Sie würde nicht hier rauskommen, bevor sie jedes Detail ihrer Geschichte noch einmal durchgegangen waren. Und danach vermutlich ein weiteres Mal.
    »Ich habe ein Telefonat belauscht«, sagte sie, verschränkte die Arme vor der Brust und sah zu Boden.
    »Warten Sie«, bellte Murphy, sodass sie zu ihm aufblicken musste. »Wo war das?«
    »Vor dem Mulcahy’s.« Marcy starrte auf ihre kurzzeitig tätowierte Hand. Der Stempel vom Abend zuvor war trotz all ihrer Bemühungen, ihn abzuschrubben, bisher kaum verblasst.
    »Und was um Himmels willen hat Sie geritten, in einen Laden wie das Mulcahy’s zu gehen?«
    »Ich habe meine Tochter gesucht …«
    »Sie meinen Audrey?«
    »Devon«, verbesserte Marcy ihn.
    »Ja, richtig. Sie nennt sich zurzeit bloß Audrey. Wer hat Ihnen vom Mulcahy’s erzählt?«
    »Ich habe ein Zimmermädchen im Hotel nach Lokalen gefragt, die bei jungen Leuten beliebt sind …«
    »Und sie hat das Mulcahy’s erwähnt?«
    »Ja.«
    »Also sind Sie dorthin gegangen?«
    »Ja.«
    »Allein?«
    »Ja.«
    »Um wie viel Uhr war das?«
    »Ich weiß nicht genau. Gegen sieben, glaube ich.«
    »Das Mulcahy’s ist ein Nachtclub. Es macht erst um zehn auf.«
    »Das habe ich auch festgestellt.«
    »Und da haben Sie beschlossen, einen langen Spaziergang zu machen.«
    »Nein. Erst bin ich in einen Pub gegangen.«
    »In welchen?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Sie können sich nicht erinnern?«
    »Es war am North Channel. Eine Band hat irische Musik gespielt. Ich weiß nicht, wie das Lokal hieß. Warum auch? Welchen Unterschied macht das? Es war einfach ein Pub in der Gegend.«
    »Was haben Sie gegessen?«
    »Das verstehe ich nicht. Warum fragen Sie mich das?« Sie sah hilfesuchend Colleen Doyle an, deren Blick jedoch leer bis abweisend

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